Lösen wir uns mal einen Moment vom Fall Jatta, obwohl er exemplarisch ist. Und lösen wir uns, obwohl dies natürlich einigen Moralwächtern erneut nicht möglich sein wird, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, davon, dass man nicht automatisch rechtsradikal, AfD-Wähler oder Ähnliches sein muss, wenn man auf einen offensichtlichen Mißstand hinzuweisen wagt.

Der Betrugsskandal in der Bremer Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist ENDLICH gerichtsfest! „Affäre an Bremer BAMF-Außenstelle – Staatsanwaltschaft klagt Ex-Leiterin und zwei Anwälte an“, berichtete gestern zuerst „Der Spiegel“.

GRUND: Die Ex-BAMF-Mitarbeiterin soll in rund 100 Fällen Asylanträge positiv beschieden haben, obwohl es dafür keine rechtliche Grundlage gab. Dabei sollen zwei Asyl-Anwälte eine entscheidende Rolle gespielt haben.

Dabei hatten viele Medien diesen unfassbaren Fall verharmlost oder sogar bereits für erledigt erklärt! So bezeichnete das NDR-Magazin „Monitor“ noch im Mai 2019 den „sogenannten Bremer BAMF-Skandal“ als „Gespensterdiskussion.“

Die Geschichte eines Skandals, den viele nicht wahrhaben wollten

(Quelle: Bild.de)

Und jetzt lösen uns wir uns erneut, nämlich von diesem konkreten Fall der Bremer Behörde, bei der es offenbar drunter und drüber gegangen ist und in der einige Gestalten meinten, eine menschliche Tragödie für ihren persönlichen Vorteil nutzen zu können. Und wie von Zauberhand sind wir dann doch wieder beim Fall Jatta, denn hier schließt sich der Kreis. Auch hier wird mit aller Kraft und von vielen Seiten an etwas vertuscht, was nicht sein kann, weil es nicht sein darf.

Es darf nicht sein, dass die Bremer nicht auf den Quatsch mit dem armen 17-jährigen Waisenjungen reingefallen sind, der HSV dann aber doch.

Es darf nicht sein, dass man sich eine so wunderbar konstruierte Märchennummer vom kleinen Gambier, der in seinem Leben vor Hamburg noch nie einen echten Fußball gesehen hatte und es nun zum Steuer zahlenden, Mercedes-fahrenden Fast-Nationalspieler gebracht hat, zerschießen lässt von so einer Lächerlichkeit wie der Wahrheit.

Es darf nicht sein, dass es wieder einmal der HSV ist, über den die gesamte Republik lacht.

Zu diesem Zweck rotten sich dann alle verfügbaren Fanboys zusammen, moralisch durchdrungen und juristisch entfernt und ledern mit Moralkeule und Rassismuskarte ausgerüstet alles nieder, was es wagt, eine kleine Zwischenfrage zu stellen. Warum? Weil sie, wie die Kollegen der Bremer Behörde, erahnen, dass man ohne viel Aufwand und mit geringem Risiko von einer menschlichen Tragödie profitieren könnten.

Und wie bei den Behörden, setzt unmittelbar nach den ersten Zweifeln das große Schweigen ein. „Nö, mit dem Thema will sich keine Redaktion mehr beschäftigen. Das interessiert doch niemanden mehr, das Thema ist doch erledigt“. Nein, ist es nicht. Und ich hoffe, es gibt immer noch mindestens einen Journalisten, dem es ein Bedürfnis ist, die Wahrheit zu erfahren und nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen.

Bis zur nächsten Tragödie.