Bevor wir zum eigentlichen Thema des heutigen Blogs kommen, sei mir ein kurzer Hinweis auf das gestattet, was ich in den letzten Tagen zur Diskussion gestellt hatte. Die aufkeimende Gleichgültigkeit. Die Langeweile. Das immer stärker ausgeprägte Desinteresse. Hierzu ein kurzer Blick in die Mopo:

Es war die pure Tristesse, die sich am Sonntag rund um die Trainingsplätze im Volkspark breit machte. Ganze sechs Zuschauer hatten sich am Tage nach dem Regensburg-Remis zur Einheit der Profis verirrt, so wenige waren schon lange nicht mehr da (Quelle: Mopo.de)

Noch Fragen? Aber natürlich fanden die Arschkriecher auch gleich eine Antwort, man will ja schließlich nicht auch noch die letzten Tage, in denen dieses Drecksblatt existiert, seine Jobs gefährden, gell?

Und sonderlich freundlich schauten sie auch nicht aus der Wäsche. Erste Anzeichen einer Krise? Verspielter Kredit bei den enttäuschten Fans? Geht das etwa schon wieder los? Die simple Antwort: Nein, der fiese Dauerregen war schuld. Manchmal braucht es keine sportlichen Krisen für lange Gesichter. (Quelle: Mopo.de)

Ne, ist klar. Der fiese Nieselregen bei 16 Grad im September ist Schuld. Und wenn der Helm-Spacken dann im Dezember bei 2 Grad allein ist, ist es auch das Wetter. Und es ist auch das Wetter, oder anstehende bzw. auslaufende Ferien, das Ozonloch und verkaufsoffener Sonntag, der immer weniger Zuschauer, am Samstag, ins Stadion lockt, Wie könnte man bloß auf die Idee kommen, es wäre die unattraktive Mannschaft, das blinde Gebolze, die gähnend langweiligen Spiele oder einfach die Resignation darüber, dass sich bei diesem Verein einfach nichts ändern wird, die diesen Effekt verursachen könnten? Dann doch lieber Wetter, Ansetzung, DFB oder AfD verantwortlich machen, ist ja auch einfacher.

Aber eigentlich wollte ich heute auf etwas anderes hinaus.

Klar und deutlich bewertete der Trainer die Leistung seiner Mannschaft, mit jedem Satz offenbarte er, dass er weitaus weniger zufrieden war, als er es noch kurz nach dem Abpfiff den Anschein hatte. Weil er die Gefahr erkannt hat.

Trainer Hecking äußert klare Kritik: „Wir waren zu naiv“ (Quelle: Mopo.de)

Falsch, Dieter, ihr wart nicht zu naiv, ihr wart zu arrogant. Schon wieder. Es ist absolut erstaunlich, aber offenbar kann man eine gesamte Mannschaft mehrfach komplett austauschen, aber es dauert keine 10 Spiele und der HSV-Virus ist zurück. Man hält sich für etwas Besonderes, für etwas Besseres. Schließlich ist man ja, obwohl man selbst vor 8 Spielen noch für Darmstadt oder Kiel gebolzt hatte, der „große HSV“. Das war gegen St. Pauli zu sehen, das war gegen Regensburg zu sehen (inzwischen habe ich zumindest Teile des Spiel ertragen). Man findet keine Einstellung zu Teams, die Zweitliga-Fußball spielen, weil die überbezahlten Hamburger Superstars, allen voran Spielverschlepper Ahorn Hunt, meinen, sie könnte das Ganze mit weniger als 100% Einsatz lösen.

Doch woran liegt es? Liegt es nur an die Spielern selbst? Auch, aber nicht nur. Es ist das gleiche Phänomen und der gleiche Virus, der diesen Verein seit mittlerweile so vielen Jahren lähmt – es ist die komplette Kritiklosigkeit des gesamten Umfeldes, besonders von Seiten der Hofberichterstatter. Jeder blinde Trottel ist ein Hamburg automatisch ein Juwel, Spieler wie van Drongelen oder Kittel werden nach 1 1/2 halbwegs normalen Spielen in den Kreis der jeweiligen Nationalmannschaft geschrieben. Dabei entwickeln sich die Marktwerte vieler Spiele rückläufig, aber das interessiert doch die Herren Schiller, Rebien, Braasch, Laux, Jacobs und Co. nicht. Die müssen schließlich in Zeiten der Auflagen-Erosion und des Anzeigenniedergangs ihre Jobs sichern und, auch wenn es viele nicht glauben wollen: Gute Nachrichten verkaufen sich immer noch besser als schlechte.

Ich bin mal gespannt, wann Hecking das erste Mal der Sack aber so richtig platzt, denn er weiß auch, woher der Wind weht und er weiß auch, dass er größtenteils gegen diesen Virus machtlos ist, aber am Ende dafür verantwortlich gemacht wird. Aber so lange sich auf der Pressetribüne die Fanboys gegenseitig abklatschen, wenn Jatta nicht über seine eigenen Beine gefallen ist, wird sich nichts ändern.

Wer all das nicht glaubt, gucke sich nochmal diese geile Video von Psycho-Chris an (Thema Jatta), in dem der Vogel 5 Minuten lang nichts anderes tut als all die primitiven Parolen der Hofberichterstatter nachzulabern. „Der arme Flüchtling“, „super-talentierter Kicker“, „zahlt doch seine Steuern“, „will doch nur Fußball spielen“, „tut doch niemandem was“, „haben wir denn keine anderen Probleme“, „Lügenpresse“. Exakt das waren die Argumente der Idioten, die nicht im Ansatz verstanden haben (und verstehen wollen), worum es eigentlich geht. Aber nachlabern tun sie, was ihnen vorgelabert wird. Bei Jatta, bei den Juwelen und bei den Leistungen. Und dann wundern sie sich, wenn es wieder in die Hose geht.