Mal etwas Grundsätzliches.

Ich habe bereits mehrfach erwähnt, aber ich mache es (gern) noch einmal – ich interessiere mich nicht mehr für einzelne Spiele und noch viel weniger für einzelne Aktionen. Ich interessiere mich für das große Ganze, für den Zusammenhang. Dafür, was gemacht wird bzw. was unterlassen wird und was das Resultat der Tat oder der Unterlassung ist. Ich will nicht mehr wissen, ob der HSV nun 2:1 oder 3:0 gegen Regensburg gewonnen hat, ob der Elfmeter in der 32. Minute berechtigt war oder nicht und ich will auch nicht wissen, was Trainer Hecking vor, während oder nach dem Match an Weisheiten abgesondert hat. All das kratzt mich nicht mehr, weil es unmaßgeblich ist.

Mal ein Beispiel, weil es die Situation ganz gut verdeutlicht. In der Graupenperle haben gestern ca. 7 Patienten in mehr als 17 Posts darüber „diskutiert“, ob die Rettungstat (ich habe sie nicht gesehen) von Torhüter Heuer Fernandes nun die pure Greiferkunst darstellte oder ob der Mann schlicht und ergreifend angeschossen wurde. Ehrlich jetzt? Soll ich mir wirklich darüber Gedanken machen oder sogar darüber schreiben? Es interessiert mich nicht, weil es keine Rolle spielt. Eine Rolle für diesen Verein spielt, ob Hoffmann betrügt oder nicht. Eine Rolle spielt, ob Jatta beschissen hat oder nicht. Eine Rolle spielt, ob der HSV bei weiterhin sinkenden Zuschauerzahlen im Februar seine Rechnungen noch bezahlen kann. Eine Rolle spielt, ob die Spieler, die man nun für die zweite Liga geholt hat, eventuell auch für die Bundesliga relevant sind oder nicht. All das spielt eine Rolle und nicht, ob Vagnoman in der 41. Minute vor oder hinter das Tor geflankt hat.

Lustigerweise sind es aber genau die Opfer, die sich für diesen lächerlichen tagesaktuellen Käse interessieren, die meine Sichtweise auf den Verein kritisieren, weil sie nicht verstehen, dass das Große zählt und das Kleine uninteressant ist. Weil sie sich aber mit nichts anderem beschäftigen als mit der zweiten Halbzeit des letzten Ligaspiels, mit den Bierpreisen im Volkspark oder mit der Frisur von Harnik, raffen sie nicht, dass ihnen die Entwicklung des Vereins immer ein Rätsel sein wird. Nun will ich niemanden auffordern, sich mit Hintergründen zu beschäftigen, die seinen Horizont übersteigen, aber dann sollen sie doch wenigsten ihre Fresse halten, wenn es jemanden gibt, der es tut.

Warum habe ich mit den Prognosen der letzten Jahre richtig gelegen? Weil mich interessiert hat, was van Drongelen frühstückt oder ob Hunt Ferrari oder Opel fährt? Ne, weil ich mich für die Hintergründe, die Perspektiven und die Folgen interessiert habe und um die zu begreifen, muss man noch nicht mal Kernphysik studiert haben. Man muss nur die Augen aufmachen, die Vereinsbrille abnehmen, ein paar Liter Bier weglassen und das Gehirn einschalten. Dann klappt das. Ich habe durchaus Verständnis für Menschen, die sich von der Propaganda-Presse berieseln lassen wollen, die meinen, dass inzwischen noch knapp 40.000 Zuschauer gegen Fürth immer noch grandios sind und dass Hinterseer demnächst für Österreich gegen Liechtenstein treffen wird. Aber diese Menschen, so sie dann die dafür nötigen Gehirnzellen aufbringen, werden immer wieder konsterniert bis erschüttert sein, wenn am Ende (mal wieder) etwas ganz anderes rauskommt, als das, was man ihnen über Monate vorgegaukelt hatte.

Aber bitte, sollen sie. Aber dann sollen sie doch einfach woanders lesen. Vielleicht da, wo Journalisten-Simulanten Interviews abschreiben, sich beim fernsehen filmen oder ihre Erzeugnisse an zweifelhafte Wettbuden verhökern. Wenn das für sie ehrlicher ist oder die Wahrhaftigkeit abbildet, dann bitte schön. Aber dann heult auch nicht wieder rum, wenn es mal wieder kracht.

P.S.

Die Profis des HSV holen die Punkte. Und – der Finanz-Vorstand kriegt einen neuen Vertrag…

Nach BILD-Informationen wird Frank Wettstein (45) in Kürze seinen Kontrakt um zwei weitere Jahre verlängern – bis 2022. Die derzeitige Vereinbarung läuft noch bis zum Saison-Ende.

Das muss man sich einfach mal bildlich vorstellen: Ein Finanzvorstand, der es geschafft hat, in jedem seiner 5 Jahre Amtszeit ein unfassbares Minus zu erwirtschaften, der jeden noch so großen Schwachsinns-Deal aus den Zeiten der Herren Beiersdorfer und Bruchhagen mitgetragen hat, der wirklich nicht eine einzige Sekunde seinen Aufgaben nachgekommen ist, wird jetzt mit einer Vertragsverlängerung belohnt.

Und sage mir nie wieder jemand, wie unglaublich genial dieser Rat der Abnicker arbeitet.