Gestern Abend spielte nun also Deutschland gegen Argentinien. Wow, oder? Ex-Weltmeister gegen Weltmeister. Matthäus, Brehme, Jakobs, Magath, Allofs, Rummenigge gegen Burruchaga, Maradona, Valdano, Ruggeri. Oder Weltmeister gegen Ex-Weltmeister. Illgner, Brehme, Kohler, Diego Buchwald, Völler, Klinsmann gegen Lorenzo, Sensini, Basualdo, Maradona, Dezotti. War das geil. Und wie leid tun mir all diejenigen, die diese Schlachten nicht live miterleben konnte, weil sie einfach zu spät geboren wurden.

Gestern nun gab es auf Phoenix eine zweiteilige Dokumentation über Neuseeland, das erschien mir sinnvoller. Und scheinbar nicht nur mir, sondern in den Signal Iduna Park in Dortmund, der normalerweise bei Spielen der Borussia gegen Augsburg und Hertha mit 81.365 Zuschauern ausverkauft ist, verliefen sich gestern ganze 45.197 Zahlende. Und während ich so auf Wale und andere seltene Viecher achtete, fand ich nebenbei im Internet folgende Sätze:

Ich fühlte mich beobachtet, denn das, was der Autor über das Länderspiel schrieb, empfinde ich exakt genauso, allerdings auf wirklich jedes Spiel und ganz besonders auf HSV-Spiele bezogen. Ich fühle nichts. Weder Freude noch Enttäuschung, weder Erwartung noch Frust. Nichts. Die blanke Gleichgültigkeit. Der Fußball im allgemeinen und der HSV im besonderen haben meine Begeisterung für den Sport, der mir einmal fast alles bedeutet hat, genommen. Mag es im Fall des HSV vielleicht weniger die ganze „Jung-von-Matt-Scheiße“ sein, ist es hier die andere PR-Scheiße. Die Mopo-Scheiße, die BILD-Scheiße, die Abendblatt-Scheiße. PR-Scheiße bleibt PR-Scheiße. Und betrachtet man die Zuschauerzahlen im Volkspark, die Auflagenzahlen der Blätter, die Zugriffsdaten bei Blogs und Podcasts bin ich nicht allein, alles andere als das.

Die PR-Scheiße oder Hofberichterstattung hat meinen Fußball getötet, man hat den Sport gekillt und eine Einkommensquelle gegründet. Natürlich haben auch Matthäus, Völler, Brehme und Maradona für Geld gespielt, aber damals konnte man die Summen, für die diese Herren gewechselt sind oder die sie verdient haben, noch irgendwie erfassen. Wenn heute ein Özil in London € 400.000 pro Woche bekommt, kann das niemand mehr verstehen und wenn ein Spieler für mehr als € 200 Mio. den Verein verlässt, ist das nur eines: krank. Aber anstatt entgegen zu wirken, spielen die Berichterstatter das Spiel mit, weil auch sie davon leben. Ein SKY-Reporter ist schon seit Jahren kein Journalist mehr, er ist Verkäufer. Der Condè Nast-Verlag in München schafft demnächst den Chefredakteur ab und kreiert einen „Markenverantwortlichen“. Und was muss eine Marke? Eine Marke muss Geld verdienen. Ein ehemaliger Chefredakteur ist also nicht mehr der journalistischen Wahrheit, der Recherche etc. verpflichtet, sondern er muss dafür sorgen, dass Geld verdient wird.

Aber nicht nur das hat mir meinen Sport und meinen Verein gekillt, sondern auch und besonders die Arschlöcher, die ihn für sich entdeckt haben. Arschlöcher gab es auch früher schon, aber früher konnten sie sich nicht durch ein paar Klicks einen anonymen Namen geben und alles und jeden niederbrüllen, der nicht ihrer Meinung war. All diese Penner, die „Tatortreiniger“ oder „Raibis“ oder wie all diese bescheuerten Spacken heißen, die selbst einen Möbelwagen nicht aus 4 m treffen würden, die aber meinen, sie könnten die Experten spielen. Die die einfachsten Zusammenhänge nicht begreifen, weil sie zu dämlich sind oder weil sie es einfach nicht begreifen wollen. All diese Idioten töten den Fußball.

Ein letztes Wort zur Relation.

Für einen Artikel, den ein freier Journalist heute bei der Zeit, Spiegel, Stern etc. platziert, bekommt er zwischen € 100 und vielleicht € 400. Herr Özil bekommt dafür, dass er bei Arsenal auf der Bank sitzt, knapp € 40.

In der Sekunde.

Das ist nicht mehr mein Sport.

P.S.

Bernd Paul Hoffmann: „Der HSV kann sich Mainzer Stammspieler nicht mehr leisten“.

HSV 2019. Abgewirtschaftet, in die Bedeutungslosigkeit getrieben, ruiniert. Danke, die Herren.