Ich kann mich noch erinnern, als wäre es gestern vor einer Woche gewesen. Es war erst im Mai und dann im Juni 2019, als zuerst der Oberhund Köln und später dann die Unterhunde Paderborn und Union Berlin die großartige 2. Liga in Richtung Oberhaus verließen und damit Platz machten für Bundesliga-Urgesteine. Stuttgart, Hannover und Nürnberg ergänzten die mit Krachern wie den Ex-Bundesligisten HSV, Bielefeld, St. Pauli, Karlsruhe, Darmstadt und Bochum durchsetzte Liga und man erwartete wahre Feuerwerke der zweitklassigen Spielkunst. Und was ist passiert?

Der VfB Stuttgart, immerhin noch mit einem Kaderwert von € 83,8 Mio. verkackt zuerst gegen Wehen Wiesbaden (€ 13,93) und dann gegen Holzbein Kiel (€ 19,63) und gibt sich der Lächerlichkeit preis. Diese Nummer haben die Teams aus Nürnberg (Tabellen-9.) und Hannover (12.) bereits hinter sich, aus der angeblich stärksten 2. Liga aller Zeiten wurde ein Kabinett der Dauer-Loser. Der HSV muss in diesen Zeiten noch nicht mal richtigen Fußball spielen, um in dieser Liga oben stehen zu können, der Rest ist einfach derartig blind, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Um es einmal ganz deutlich zu sagen: Wenn der HSV, der in dieser Spielzeit mit einem breiten und teuren Zweitliga-Kader auftritt, in dieser Saison nicht aufsteigt, sollte man sich vom Spielbetrieb abmelden.

Einmal hat man sich schon zum Bundes-Horst gemacht, als man Fußkranke wie die Paderborner oder die Ost-Berliner vorbeiziehen ließ, ein zweites Mal wäre ein noch größerer Skandal. Ich habe gerade einmal beim Bundesligaspiel Köln gegen Paderborn reingeguckt und es ist einfach nur erschütternd. Aber, man sollte wissen, dass der HSV im Falle eines Aufstiegs überganglos die Rolle der Paderborner einnehmen würde – aber kratzt das noch jemanden?

Aber – in Zeiten des Zynismus und der Entfremdung gibt es auch noch schöne Geschichten, denn wie von Zauberhand hat die wochenendliche Hofberichterstattung der Mopo am Ende doch noch etwas Gutes bewirkt, denn…

Aus der Regionalliga Nord ins Top-Spiel der Zweiten Liga – und das alles innerhalb von nur drei Tagen. Für die HSV-Profis Xavier Amaechi (18) und Christoph Moritz (29) kein Problem. Es sind die Doppelgänger des HSV. Am Sonnabend machten sich die beiden HSV-Profis Amaechi und Moritz mit der U21 der Hamburger auf den Weg zum SSV Jeddeloh. Beide standen beim Regionalliga-Spiel in der Startelf und spielten durch. (Quelle: Mopo.de)

Ist das nicht schön? Man kann Blindfische jetzt schon via Boulevard ins Team schreiben. Geiler Verein.

P.S. Aus dem Abendblatt, einfach mal drüber nachdenken.

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