Das schwierige Umfeld

Ausgerechnet Torlos Knöll, möchte man sagen, aber das ist wohl einer der letzten Gründe, weshalb ich diesen Sport immer noch irgendwie mag. Weil er solche Geschichten schreibt und nicht, weil man inzwischen mittels Video-Schiedsrichter bei jedem Treffer erst 3 Minuten später jubeln oder fluchen darf. Und ob nun verdient oder nicht, ob nun aufgrund von Arroganz oder Unfähigkeit – der HSV hat es nicht geschafft, beim Tabellenletzten Wehen Wiesbaden zu gewinnen. Und das, obwohl man mit 1:0 führte und obwohl man mehr als 30 Minuten einen Spieler mehr auf dem Platz hatte. Was lehrt uns das? Einiges.

Zuerst einmal kann man es drehen und wenden wie man möchte, ein HSV mit einem Kaderwert von € 46,25 Mio. muss gegen Wiesbaden (€ 13,93 Mio.) gewinnen, da gibt es überhaupt nichts zu labern. Wenn man als Tabellenführer eine 1:0-Führung gegen 10 Spieler eines Tabellenletzten verkackt, hat man versagt. Punkt. Ende. Es zeigt aber, dass aktuell das Momentum gegen den HSV spielt. Man hat irgendwie seinen Drive verloren, man war sich zu sicher, zu selbstgefällig und dafür ist man weder stark noch stabil genug. Es zeigt aber auch, dass Hecking sein Team mit dem Gequatsche von der ach so furchtbaren Belastung durch den DFB-Pokal im Februar schwach geredet hat. Denn es geht nicht nur im das Ergebnis, es geht um die Art und Weise, wie es zustande kommt.

Und wie immer nach einer solchen Erfahrung kommt dann das, was in Hamburg immer kommen muss: Die Frage des SKY-Kaspers nach dem “schwierigen Umfeld” in Hamburg, ich kann die Scheiße nicht mehr hören. Was genau ist denn dieses “schwierige Umfeld”, ihr Vollpfosten? Sind es die Horden der Hofberichterstatter, die aus Angst vor dem Jobverlust oder einfach nur deshalb, weil sie selbst verstrahlte Fanboys sind, Tricksern wie Hoffmann oder Dauer-Losern wie Wettstein den Hintern lecken? Sind es die Bratwürste von Abendblatt, BILD und Mopo, die jeden Vollblinden zum “HSV-Star” küren und jeden Bolzer unter 24 Jahren zum “HSV-Juwel” ernennen? Ist das das “schwierige Umfeld?”

So etwas wie Leistungskultur existiert in Hamburg doch schon seit Jahren nicht mehr und selbst wenn Hecking irgendwelche Nörgler und Kritiker abstraft, die es überhaupt nicht gibt, wird der Blödsinn nicht wahrer. Nein, man ist wieder einmal dabei, den HSV-Virus zu reaktivieren.

Allerdings hätte ich da noch eine Frage, die ich tatsächlich ernst meine:

Wie krank muss man eigentlich im Schädel sein, wenn man das Spiel seines Vereins nicht anguckt und stattdessen vier absolute Vollidioten beglotzt, die während des Spiels Pizza fressen und nichts als Scheiße labern? Welchen Sinn macht das? Ist das irgendwie das Phänomen des Verkehrsunfalls, wo einige auch im Schneckentempo vorbeikriechen, weil es vielleicht Blut zu sehen gibt? Ein normaler Mensch geht doch eigentlich lieber zur Wurzelbehandlung, anstatt sich die Scheiße von Münchhausen, DerSpasti oder dem Helm-Penner anzuhören. Sorry, aber wer sowas macht hat die Kontrolle über sein Leben verloren!

Von | 2019-11-05T07:51:49+01:00 4. November 2019|Allgemein|7 Kommentare

7 Comments

  1. Volli 4. November 2019 um 08:00 Uhr

    Spielern wie Jung und Dudziak scheinen ihre Haare wichtiger zu sein, als der Erfolg auf dem Platz. Jedes Auswärtsspiel in dieser Saison geht man mit der gleichen Lethargie an. Das immer wieder reinrotieren des Kapitäns, wenn er wieder laufen kann, fördert garantiert nicht den Leistungsgrdanken. Deine Frage ist leicht zu beantworten ? Wenn sich unsere Kinder heute hauptsächlich mit Formaten wie Bibbis Beautypalace, vollbescheuerten Youtubern und Influencern beschäftigen, muss man sich doch nicht wundern, dass sich deren Eltern auf der Couch rumwenzeln und irgendwelchen Vollhonks beim Fressen zusehen.

  2. hans 4. November 2019 um 08:12 Uhr

    Bei der Beurteilung eines Trainers, finde ich, kann man doch auch mal schauen wie sein bisheriger Verein sich nach seinem Weggang so entwickelt hat. ‘Kann ja jeder mal selber auf die Tabelle schauen, auf welchem Platz Gladbach gerade steht… Scheinbar hat man Heckings Abgang dort bisher zumindest halbwegs gut verkraftet …

    • Volli 4. November 2019 um 08:21 Uhr

      Ich denke mal, dass man einen HSV Trainer gar nicht beurteilen kann? Das einzige, was man sagen muss, jeder Trainer, der beim HSV anheuert, hat wohl eine masochistische Ader.

  3. Gravesen 4. November 2019 um 10:27 Uhr

    Exakt eine Minute und 14 Sekunden, danach war mir schlecht

  4. marlor 4. November 2019 um 10:30 Uhr

    So ein bißchen hänge ich mit dem Herzen immer noch dran … und habe mir das Spiel gestern angeschaut oder besser angetan.
    Ich weiß nicht, wer von den Offiziellen welches Spiel gesehen haben will, aber für mich konnte ich feststellen: Der HSV hatte mehr Ballbesitz und … ähh, der HSV hatte mehr Ballbesitz und …
    Das war die mit Abstand schlechteste Leistung unter Hecking. Selbst im Pokalspiel gegen Stuttgart und bei der Niederlage gegen St. Pauli war der HSV besser. In der 1.HZ hatten die Wiesbadener 2-3 sehr gute Chancen, der HSV 1-2 sehr gute Chancen, trotz (sagte ich das schon?) mehr Ballbesitz. Die Abwehrleistung war schwach und unkonzentriert. Fast jeder Pass in die Spitze von Jatta, Kinsombi oder Dudziak war ein Fehlpass. Fein wurde meist von 3 Leuten zugestellt und kam nicht zu seinem Spiel. Kittel und Leibold waren bemüht und Hinterseer hätte auch auf der Tribüne bleiben können, das wäre niemandem aufgefallen. Fazit: bei einem Rückstand nach 45 Min. hätte man sich nicht beschweren dürfen, nur Heuer-Fernandez verhinderte dies. HZ2 lief vom Prinzip genauso, außer dass der HSV zu einem Zufallstor kam, das überaus glücklich war. Aigner (vorher agilster Mann bei SVWW) wurde zum Duschen geschickt (kann man machen). Wer dachte, danach läuft es dann wieder auf 4 oder 5 Tore hinaus sah sich getäuscht. Der HSV war weiterhin fahrig im Spiel nach vorne, Stichwort: Fehlpassfestival. Üben die keine Laufwege oder mal den Kopf hochzunehmen? Desaströs. 2-3 halbgute Chancen sprangen noch heraus, ok eine gute vielleicht, aber alles würde mehr als stümperhaft vergeben. SVWW tat kaum noch was für das Offensivspiel, aber der HSV war trotzdem mehr im Mittelkreis zu Gange als im gegnerischen Strafraum, da wurde einem schlecht beim Zusehen. Der Gegentreffer war dann zwar auch wieder glücklich, aber HSV-typisch nach einer Ecke.
    Fazit: Grottenkick, unterer Zweitligadurchschnitt und eines Tabellenführers, der beim Letzten spielt, nicht würdig. Alles war extrem langsam, sogar Daffeh lief in Zeitlupe über den Platz. Ich möchte gar nicht wissen, wie es gelaufen wäre, wenn Mittelfeldbremse Hunt dabei gewesen wäre. Dann hätte man wohl erst nach 20 Minuten das erste mal die Mittellinie überquert.
    Ähnlich wie beim Pokalspiel war die Mannschaft unkonzentriert und fahrig und wirkte nicht eingespielt. So kann das mit dem Aufstieg nichts werden, das ist mal sicher.

  5. Fohlenflüsterer 4. November 2019 um 13:52 Uhr

    Jetzt lässt Hecking seinen Schlafwagenfussball auch in Hamburg spielen. In Gladbach wird endlich wieder ansehnlicher Fußball gespielt.

  6. Walti 4. November 2019 um 16:13 Uhr

    Bei uns in der Schweiz schmiss Stephan Henchoz das Traineramt beim FC Sion hin.

    Seine Beweggründe: “Das Einzige, was zu meiner Entscheidung führte, ist das, was ich auf dem Platz sah. Dass da eine Mannschaft war, die sich nicht einbrachte. Dass da eine Mannschaft war ohne Hingabe. Ohne diese gewinnst Du keine Spiele. Wenn zehn, fünfzehn Prozent fehlen, gewinnst du keine Spiele. Wir hatten das Team mit der höchsten Intensität in diesem Land zum Gegner. Alles hungrige, junge, willige Typen, die eine Riesen-Laufbereitschaft an den Tag legen. Weil sie ihre Karriere lancieren wollen. Wir hingegen liessen das alles vermissen. Der Unterschied war so frappant, dass ich mir sagen musste: Nein, so kann es nicht weitergehen.”

    Das seine Worte, mit dem er seine Trainrkarriere hin schmiss… und sorry, die gleichen Worte könnte man wohl für xxx???xxx (es könnte sein, dass jemand darin den HSV wieder erkennt) nehmen, denn sie sind ehrlich und wahr…!!!

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