Ich möchte mich an dieser Stelle in aller Form entschuldigen. Entschuldigen bei all denen, die ich fälschlicherweise als Hofberichterstatter bezeichnet haben, denn nun sehe ich ein, dass sie einen echten Knochenjob machen müssen.

Ja, es ist ein cooler Job. Aber manchmal muss man auch leiden. Zum Beispiel von November bis März, wenn wir im windigen Volkspark stehen, um das Training des HSV zu beobachten. In welchem Job braucht man schließlich Thermounterwäsche und Skisocken? Als HSV-Reporter in jedem Fall. (Grinsebacke Jacobs via Abendblatt.de)

In der Tat, das sind echte Leidensgeschichten. Ich erinnere mich an Vormittage im Volkpark. Es war Februar, Minus 4 Grad, Schneetreiben. Ich als dämlicher Fan stand im Wind, während die Journalisten-Simulanten neben dem Trainingsplatz ihre Autos geparkt hatten und den Motor laufen ließen und es sich schön muggelig machten. Ich weiß noch, wie ich sie bedauerte, wie sie da saßen in ihren warmen Karren, mit dem Handy telefonierend und die eigenen Autogrammkarten sortierend. Das muss wirklich hart gewesen sein.

Was wir da sonst noch machen? Den Trainer beobachten, Spielformen analysieren, mögliche Aufstellungen interpretieren

Echt jetzt? Das macht ihr? Warum liest man das dann nirgendwo? Ich sehe euch Pfeifen immer noch im Rudel stehen, nachdem ihr euch gegenseitig abgeklatscht und umarmt habt, zumeist mit dem Rücken zum Spielfeld. Apropos Spielfeld, die Meisten von euch gucken doch seit Jahren nicht mehr hin, ihr seid vielmehr damit beschäftigt, euch gegenseitig zu erzählen, wie cool ihr seid.

Ohnehin verbringt man als Fußball-Berichterstatter rund 50 Prozent seiner Arbeitszeit mit Warten. Mal wartet man auf seinen Interviewtermin. Mal wartet man vergeblich auf seinen Rückruf. 

Oh nein, wie hart ist das denn? Ihr sitzt da irgendwo rum. Im Sommer in der Raute, im Winter in euren Karren und müsst warten? Und das Schlimmste: Das wird auch noch bezahlt? Unfassbar, darauf hätte ich keinen Bock.

Der Traumjob eines HSV-Reporters findet ohnehin am Spieltag statt. Und damit meine ich nicht die Kartoffelcremesuppe, die im Presseraum vor den Heimspielen serviert wird. Es ist das Privileg, ein Fußballspiel zu beobachten und es mit seinen eigenen Worten für die Leser zu schildern. Es ist das Vergnügen, nach den Spielen in der sogenannten Mixed-Zone mit emotional aufgewühlten Spielern zu sprechen und die Zitate ungefiltert wiedergeben zu dürfen.

Ja, das kann ich mir vorstellen, das ist bestimmt spannend. Besonders wenn man grundsätzlich etwas anderes verbreitet als das, was tatsächlich passiert ist. Wie geil wäre es erst, wenn man am nächsten Tag lesen könnte, dass man auch nur einmal die Realität abgebildet und nicht irgendwelchen PR-Dreck verzapft hätte? Was wäre das wohl für ein Gefühl…

Montagsspiele, und die gibt es mit dem HSV in der Zweiten Liga ja nicht selten, sind auswärts die größte Herausforderung. Wie neulich in Bielefeld. In vielen Stadien der Zweiten Liga, so auch auf der Alm, gibt es auf den Presseplätzen keinen Bildschirm, auf dem die Zeitlupe läuft. 

Bitte WAS??? Die haben für euch Superstars keine Bildschirme in Bielefeld? Leben die denn hinterm Mond? Bedeutet das etwa, dass ihr euch 90 Minuten auf das konzentrieren müsst, was auf dem Platz passiert? Sorry, aber das ist unzumutbar. Erst die Frostbeulen, dann die Warterei und jetzt auch noch fehlende Bildschirme? Ich würde den Job hinschmeißen und bei McDonalds Fritten braten. Da friert man wenigstens nicht.

Früher, so sagen es Kollegen, haben Spieler und Journalisten solche Meinungsverschiedenheiten noch am Trainingsplatz besprochen. Aber früher war eben auch alles anders. Auch besser? Darüber kann man streiten. Von einem Traumjob kann man in jedem Fall immer noch sprechen. Man muss eben nur ein bisschen leidensfähig sein.

Aber total. Ein bisschen leidensfähig? Maximal leidensfähig, würde ich meinen. Mehrmals die Woche um 9.30 Uhr aufstehen, damit man leicht verspätet um 10.30 Uhr am Trainingsplatz sein kann. Dann warten und mit den anderen Journalisten-Darstellern quatschen, ist auch kein Geschenk. Und dann dieser Stress mit den fehlenden Bildschirmen in Bielefeld und damit, dass ein Spieler seine Bewertung, die ihr kurz vor Spielende auf der Pressetribüne verhandelt habt, nicht so geil findet, für mich wäre das nichts. Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich nun eine Idee, warum Kollege Jacobs immer so dümmlich grinst. Es ist Galgenhumor. Nichts anderes.

Anderes Thema.

Als dann aber ein Medienvertreter die Umstände in Wiesbaden ansprach, die Stadionbaustelle, die wenigen Zuschauer, die Tabellensituation, blitzte und donnerte es vom einen auf den anderen Moment gewaltig. „Hören Sie auf mit diesem Scheiß!“, schimpfte Hecking. Einmal, zweimal, dreimal. Und jede weitere Nachfrage sorgte für weitere Blitze. „Hören Sie doch auf“, brodelte es aus Hecking heraus. „Quatsch“, ächzte der HSV-Trainer. Noch mal: „Quatsch!“ Und noch mal: „Quatsch! Quatsch!!“ 60 Sekunden dauerte das in dieser Saison bislang einmalige Donnergrollen, dann kam langsam wieder die Sonne heraus. (Quelle: Abendblatt.de)

Ganz schön dünhäutig, der Trainer des Tabellenführers. Was macht er denn erst nach einer Niederlage in Kiel? Ob der dann mit der Jörn Wolf-Gedächtniswasserflasche schmeißt, wenn ihm eine Frage nicht passt?

Der HSV und die Erwartungshaltung. Die wurde auch deutlich, als Hecking am vergangenen Dienstag direkt nach dem knapp verlorenen Pokalspiel gegen Stuttgart mit der ersten Frage bombadiert wurde, ob der HSV vielleicht doch nicht so gut sei, wie in dieser Spielzeit bislang immer behauptet wurde. Hecking schüttelte energisch den Kopf. „Wir sind gut“, sagte der Coach. „Wir sind sogar richtig gut.“ (Quelle: Abendblatt.de)

Dazu möchte ich mal etwas sagen, lieber Schnappi. Ihr solltet euch den Mumpitz mit der öffentlichen Erwartungshaltung endlich einmal abschminken, denn die gibt es ebenso wenig wie es in Hamburg so etwas wie eine Leistungskultur gibt. Beides wurde in den letzten 10 Jahren systematisch ausradiert, die Trottel im Volkspark hüpfen doch schon, wenn Jatta/Daffeh nicht über seine eigenen Knochen stolpert. Um einmal Klartext zu sprechen: Eine Erwartungshaltung gibt es tatsächlich, aber es ist eben keine Erwartungshaltung der Öffentlichkeit oder der Fans, es ist eine Erwartungshaltung innerhalb des Vereins, vorgegeben von der Vereinsführung. Denn den Herren um Trickser Hoffmann ist mehr als klar, dass es dem Ende zugeht, sollte der Aufstieg erneut verspielt werden. Insofern bekommt Dieter Druck und wie Dieter mit Druck umgeht, kann man oben ablesen. Warum wohl gibt es im November immer noch keine neuen Bilanzzahlen? Weil dem Verein das Wasser bis zur Unterlippe steht. Man hat diesmal, das letzte Mal, alles in die Schale geworfen, was noch da war. Man hat Spieler wie Kostic (für € 6 Mio, Marktwert € 38 Mio.) und Douglas Santos (weit) unter Wert verkauft,weil man das Geld brauchte. Nun kriselt es ein wenig und die Herren verlieren die Nerven.

„Dieter Hecking weist die Nörgler zurecht“? Was bildet sich der Vogel eigentlich ein?

Freunde der Arena, es ist mal wieder an der Zeit, eine kleine Spende abzuschicken. Für die Spastis vom Spamfilter möchte ich eine kleine Erklärung liefern, warum…

  1. Ich muss unendlich viele Strafen bezahlen. 😀 😀
  2. Ich möchte einfach nicht mehr jeden Tag Flaschen sammeln müssen
  3. Dieses Verteilen von Zeitungen geht an die Nerven
  4. Keine Ahnung.

Allein die Reaktionen dieser Vollidioten sind es wert, jeden Tag einen neuen Blog zu schreiben 😀