Genau deshalb!

Eigentlich wollte ich heute nichts schreiben, zumindest keinen Blog. Aber in dem Moment, in dem man virtuell die verschiedenen Schmuddelblättchen aufschlägt, kann man nicht mehr anders, ich jedenfalls nicht. Zuerst lese ich dort von “HSV-Held” Letschert. Der Mann, der bisher mehr durch seine fehlende Fitness und seine Langsamkeit aufgefallen war und der in einem Spiel am 13. Spieltag einen Ball über die Linie murmelt, ist also ein “HSV-Held”. Auch dieser Schwachsinn ist einer der Gründe, weshalb es diesem Verein so geht, wie es ihm geht. Ich möchte das gern verdeutlichen.

Für mich waren “HSV-Helden” Spieler wie Uwe Seeler, Charly Dörfel, Horst Hrubesch oder Felix Magath. Also Spieler, die entweder über einen langen Zeitraum Außergewöhnliches geleistet haben oder die in einem besonderen Spiel durch überragende Einzelaktionen einen Platz in der Geschichte erkämpft haben. Athen 83, das waren “HSV-Helden”. Aber doch bitte keine unterdurchschnittliche Eintagsfliege, die in der zweiten Liga in Kiel einen reinditscht. Aber darum geht es, es geht um einflationäres Agiern mit Superlativen. Märchenonkel Wettstein ist ein “HSV-Sanierer”, obwohl er dem Verein noch nicht einen Cent gespart hat, ganz im Gegenteil. Hockey-Trainer Bernhard Peter war der “HSV-Juwelier”, obwohl er nichts anderes getan hat, als in 4 Jahren insgesamt € 32 Mio. zu verbrennen. Jeder neue Spieler unter 24 Jahren ist per Gesetz ein “HSV-Juwel”, jeder neue Trainer ist ein “Taktik-Fuchs”.

Nun könnte man argumentieren, dass man diese kranken Stilblüten, die der Boulevard in Serie produziert, nicht allzu ernst nehmen sollte, aber selbst wenn ich es nicht mache, andere machen es. Noch heute, im Jahr 2019, hält sich der Anfang der 2000er kreierte Blödsinn vom “Dukaten-Didi”, wobei jeder, der bis 4 zählen kann, inzwischen weiß, dass die Nummer eine lächerliche Legende ist. Aber – der Name steht. Und ebenso wird der “HSV-Juwelier” stehen und der “HSV-Sanierer” stehen, obwohl ausgerechnet die mit den Prädikaten ausgestatteten Herren das genaue Gegenteil von dem getan haben, was ihr Nickname besagt.

Und genau das meine ich damit. Indem man jeden durchschnittlichen Scheißdreck zu einer Weltsensation aufpumpt, weil man als Journalisten-Simulant zu dämlich (oder zu faul) ist, die Dinge als das zu benennen, was sie sind, fällt dieser Verein immer wieder auf den Hintern. Weil die betreffenden Personen nie das halten können (oder wollen), was man aufgrund der ihnen verliehenen Bezeichnung zuspricht. Warum nennt man einen Nachwuchsspieler nicht Nachwuchsspieler, sondern “Juwel”? Oder “Superstar von morgen”? Oder “HSV-Hoffnung”? Wie viele Juwele sind im Laufe der letzten 30 Jahre in Hamburg gescheitert und standen wenige Jahre später im Baumarkt an der Säge?

Das ist den Presse-Schwätzern aber egal, denn die erzählen den Lesern lieber weiterhin Geschichten, weil sie ihre miese Blättchen an den Mann bringen müssen. Und der durchschnittliche Bundesbürger ist nunmal im Schnitt strunzdoof.

Von | 2019-11-12T07:53:16+01:00 11. November 2019|Allgemein|23 Kommentare

23 Comments

  1. Volli 11. November 2019 um 07:49 Uhr

    Bin mal gespannt, was der Held ist, wenn er im nächsten Spiel durch eine dämliche Situation den entscheidenden Gegentreffer verursacht? Die werden doch heute gehypt und dann fallen gelassen, wie heiße Kartoffeln.

  2. Saschas Alte Liebe 11. November 2019 um 08:58 Uhr

    Jeder profane Pups ist mega, alles hyper, super, dramatisch.
    Da wird alles billig und beliebig, Sprache wie Hirn.
    Es wird alles von den Medien hochsterilisiert!
    😀 😀
    Eigentlich alles nicht ernst zu nehmen. In der Gesamtheit der fortschreitenden Bildungsverluste, Verblödung und Abstumpfung
    allerdings dann doch wieder höchst bedenklich.

  3. hans 11. November 2019 um 10:58 Uhr

    es ist die gewollte und höchst erfolgreiche Verdrehung aller Werte hierzulande. Wirfst du dich vor einen fahrenden Zug, traumatisierst den Zugführer, dann wirst du von “Deutschland” gefeiert und bekommst einen Ehrentag.

    • jusufi 11. November 2019 um 11:34 Uhr

      Da hast du den Sachverhalt “Freitod Enke” aber aus allen nur denkbaren Blickwinkeln sehr reflektiert ausgeleuchtet, dazu möchte ich dir ganz herzlich gratulieren!

  4. Vsabi 11. November 2019 um 11:19 Uhr

    Die Erwartungshaltung an die Hamburger Medien tendiert bei mir auf NULL. Die immer wieder benutzten Attribute wie Superheld, Juwel usw. Zeigt die Einfallslosigkeit dieser Schmierfinken. Deren Ziel ist, Aufreisser zu produzieren, um ihre dümmliche Anhängerschaft ( Fussball ) zu animieren, ihre Schmierblätter zu kaufen. Ähnlich verhält es sich bei Statement von Boldt und Hecking. Die selbst bei Minderleistung der Spieler positiven ” Einfälle ” verstärken nur den Eindruck, dass der Spieler sich falsch einschätzt und mit seiner Leistung zufrieden sein kann. Diese Spielchen können die Hüpfer motivieren, Leute mit Intelligenz, lassen sich nur von Leistung überzeugen !

  5. Ex-HSVer im Herzen 11. November 2019 um 12:17 Uhr

    „Im Baumarkt an der Säge.“ … herrlich!!
    Und nicht zu vergessen das überall gern benutzte „Hier entsteht gerade etwas“….. ? oder „Club X aus der Premier League hat Interesse und das wird 1 Mrd. bringen“.

    Ich finde es am schlimmsten, wie junge Talente ohne langfristige herausragende Fähigkeiten, die ein paar gute Spiele machen, gleich einen Marktpreis mindestens 100 Million € haben. Siehe Sancho, Havertz & Co. Genau dieses sorgt dafür dass diese Spieler niemals in die Weltklasse vorstoßen sondern unter dem Druck nicht richtig gedeihen können.

  6. Es war einmal... 11. November 2019 um 13:44 Uhr

    In der heutigen Medienlandschaft geht es doch nur noch um Superlative („Beste 2. Liga aller Zeiten“, „Mutter aller Spiele“ oder „Beste Performance, die je gezeigt wurde“)… Es ist einfach nur noch zum ko… Teilweise schalte ich schon den Ton ab, wenn ich Fußball (nebenbei) an habe…

  7. Nichtkunde 11. November 2019 um 14:25 Uhr

    Passend dazu schwadronieren die Fanreporter ks und hja im Abendblatt nach einem schmeichelhaften Last-Minute-Ausgleich gegen ein Team aus dem Tabellenmittelfeld der 2. Liga über “Heckings Dreistufenplan”, der in Kiel angeblich “die Wende für den HSV brachte” (eine Formulierung, die Normalsterbliche bei einem Sieg nach Rückstand verwenden würden) und einen Kader, der “viele Lösungen bietet”, Hecking verkündet, man fahre mit dem “Durchziehen” des eigenen “Dinges” “im Moment sehr gut”, während unliebsame Fakten wie vier Unentschieden in den letzten fünf Ligaspielen und der Verlust der Tabellenführung bestenfalls in einem Nebensatz gestreift werden.

    Schon brutal, diese viel zitierte “Erwartungshaltung” in der “Medienstadt Hamburg”.

    • Gravesen 11. November 2019 um 14:28 Uhr

      Ich gehe davon aus, dass die sich selbst nicht mehr ernstnehmen. Die Erwartungshaltung im “schwierigen Hamburger Umfeld” ist genau so eine lächerlich Dauer-Ente wie “HSV-Sanierer” oder “Dukaten-Didi”. Das gesamte Konstrukt in und um den HSV basiert auf einer einzigen größen Lüge.

  8. Gravesen 11. November 2019 um 14:48 Uhr

    Der Sievi
    dersievi@hsv-fan.de
    185.22.142.204
    Wat ’n Kackblog!

    .
    😀 😀 😀 😀

    • Ex-HSVer im Herzen 11. November 2019 um 16:01 Uhr

      Ich frage mich, warum man sowas absondert? Warum der Typ hier überhaupt liest. Ich verschwende nicht 1 Sekunde meines Lebens an Sachen die ich kacke finde.

  9. Knuffy 11. November 2019 um 16:15 Uhr

    Wir rätseln gerade etwas über den Buchtitel. Nun gibt es ja schon einige HSV-Bücher. Welcher Titel ist denn am nächsten dran?

    “Hört die Kurve!”
    “Diaz schießt: Ein HSV-Moment für die Ewigkeit”
    “Sieben für Dino Hermann”
    “Herpes (HSV1 & HSV2)”
    “Versenkt: HSV-Momente”
    “Huisbijbel (HSV)”
    “Der Abstieg”
    “Das HSV-Mutmachbuch”

    • Gravesen 11. November 2019 um 16:18 Uhr

      Das HSV-Mutmachbuch 😀 😀 Das sollte ich schreiben, habe ich aber abgelehnt, weil mir nichts dazu eingefallen wäre.
      .
      Ne, von den Titeln ist keiner dicht dran. Es geht auch um mehr als nur den HSV

  10. Gravesen 11. November 2019 um 19:08 Uhr

    “Wir waren nie in der Lage eine personelle Konstellation zu finden, die mich total ruhig hat schlafen lassen. Das ist jetzt anders”, sagt Hoffmann

    .
    Na, dass ist doch schön, dass Bernd Paul das so sieht. Mal gucken, ob er am Ende der Saison auch noch so gut schläft…

    • Demosthenes 11. November 2019 um 19:49 Uhr

      Ah, Du hast den Podcast auch gesehen. Was für ein rangewanze von Schillerlocke und Jacobs. Peinliches Zigarrengequatsche, ölige Familiengeschichten und Finanzmärchen vom großen Vorsitzenden.

      • Gravesen 11. November 2019 um 19:51 Uhr

        Nein, ich habe lediglich den Text gelesen. Ich habe Herrn Hoffmann in den letzten Jahren so oft reden gehört, das reicht für drei Leben.

    • Nichtkunde 11. November 2019 um 20:07 Uhr

      Kuriose Aussage mit Blick auf die Tatsache, dass der gesamte Vorstand die letzte Rückrunde über selig schlummerte. 😀

      • Gravesen 11. November 2019 um 20:13 Uhr

        Ich meine nicht offiziell, in Interviews oder im Radio/TV, mein schlauer Freund 😉

        • Nichtkunde 11. November 2019 um 20:17 Uhr

          Ich bezog mich auf die Aussage von Börnie-Paule. 😉

          • Gravesen 11. November 2019 um 20:20 Uhr

            Ich höre mir grundsätzlich keine Produkte der Podcast-Inflation an, ist für mich vergeudete Lebenszeit. 98% der Sprüche hat man schon Tausendmal gehört, der Rest ist dummes PR-Gelaber.

  11. Nichtkunde 11. November 2019 um 20:16 Uhr

    “Tolle Stadt”, “echt toller Club” – Letschert bringt sich wenig subtil für den Rundum-sorglos-Vertrag in Stellung. 😉

  12. F.Ae 11. November 2019 um 21:53 Uhr

    Ein Buch von dir zum Thema HSV könnte eigentlich nur einen Titel haben: “Heilige Mutter Gottes!”

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