Bevor ich zum eigentlich Thema kommen, möchte ich mit zwei bemerkenswerten Zitaten eröffnen, getätigt vom Sportchef des Hamburger Abendblatts, Alexander Laux. 

Wer trotz der Minusleistungen in Serie im Volkspark, die schließlich in den Abstieg mündeten, trotzdem brav seine Dauerkarte verlängert, dokumentiert damit nicht nur seine Liebe zum Club, sondern beweist damit genauso, dass er bereit ist, seine Erwartungshaltung ähnlich weit nach unten zu korrigieren, wie es Medienvertreter längst getan haben. Und das noch: Wenn sich Medien in Hamburg etwas vorwerfen müssen, dann eher, nicht früh genug auf Fehlentwicklungen hingewiesen zu haben. (Quelle: https://www.abendblatt.de/sport/fussball/hsv/article227738651/Herr-Hecking-den-HSV-gibt-s-nur-all-inclusive.html)

Laux erklärt bzw. gesteht in diesem beiden Sätzen, was in den letzten 10 bis 20 Jahren in Hamburg und speziell im Volkspark falschgelaufen ist. Man hat die Fehler und die Versager wohl erkannt, aber man hat nichts gesagt bzw. geschrieben, man hat sie gedeckt. Und man ist sogar noch weiter gegangen, man hat mittels der eigenen Hofberichterstattung die eigene Erwartungshaltung und am Ende auch die der Fans und Anhänger so weit nach unten transportiert, dass sie am Ende nicht mehr erkennbar war. 

Nun gibt es offenbar Journalisten, die dies erkennen und sich ihrer Fehler bewusst sind, erstaunlich genug. Und es gibt Journalisten-Simulanten, bei denen steht die eigene Brieftasche, das eigene Konto und das eigene Wohlbefinden an erster, zweiter und zwölfter Stelle, die haben einfach kein Gewissen. Das sind dann diejenigen, die Spielern wie Wood, Papadopoulos, Hunt, (in der Vergangenheit Holtby und Lasogga), Jung etc. immer wieder das nächste Alibi liefern, damit sie zwar maximal kassieren aber minimal performen können. 

Ich sage es einfach mal mit simplen Worten: Menschlichkeit muss immer an erster Stelle kommen, da gibt es keine Diskussion. Ein Fußball-Profi ist in erster Linie Mensch und danach öffentliche Person. Fehler müssen verziehen werden, Fehler gehören zum Leben dazu. Aber: Wenn ich bei einem Verein einen Vertrag unterschreibe, der mir pro Saison eine Summe zwischen € 2 Mio. und € 5 Mio. (auf den HSV bezogen) garantiert, dann bin ich verpflichtet, eine Gegenleistung zu erbringen, das ist überall auf der Welt in jedem Beruf so. Natürlich kann es Krisen, Verletzungspech etc. geben, aber als Gehaltsmillionär habe ich die verdammte Pflicht, alles dafür zu tun, um diese Krisen zu überstehen. 

Ganz besonders im Fall von Mister Bobby Wood habe ich einen anderen Eindruck. Der Spieler, dessen Gehalt via Kühne und Struth nach einer vorzeitigen und unnötigen Vertragsverlängerung auf ca. € 4,5 Mio. (in der Bundesliga) angehoben wurde, daddelt lustlos seinen bis 2021 datierte Kontrakt runter, ohne besonderes Engagement. Läuft der Vertrag aus, ist Bobby 28, geht zurück in die USA und hat ausgesorgt. Das mag man ihm gönnen oder nicht, für mich sind Leute, die sowas machen, Abzocker. Aber das sehen bezahlte Hofberichterstatter natürlich anders. 

Und je mehr schlechte Spiele er lieferte, desto mehr Kritik bekam er ab – und desto mehr verkroch er sich in sein Schneckenhaus. Es gab hier nicht nur einen Trainer, der sich ernsthaft Sorgen um den Menschen Wood gemacht hat. Zurecht, wie ich glaube. Ich behaupte sogar, dass das jetzt nicht anders ist.

Ach herrjeh, was kommt als Nächstes? Lass mich raten, die allseits beliebte Enke-Keule? Jedesmal, wenn ein Gehaltsmillionär ein wenig Kritik abbekommt, flennen die Auswärtsspacken um die Wette und kreischen Depression, das hilft garantiert immer. So, wie bei Jatta/Daffeh das Scheinargument „Rassismus“ gezogen wird, ist ja auch am Einfachsten. Bloß nicht mit der Realität beschäftigen, wenn doch ein albernes Schlagwort reicht, um die Anderen mundtot zu machen.

Überall auf der Welt kriegt man in einem Beruf Geld dafür, dass man etwas leistet. Man kriegt in der Regel mehr, wenn man besser ist und in der Lage ist, mehr zu leisten. Und man kriegt überall auf der Welt Probleme, wenn man zwar viel kassiert, aber wenig leistet. Nur bei Fußballspielern, die in einem Jahr mehr verdienen als ein normaler Mensch in 20 Jahren, soll das anders sein. Hatte Bobby Wood eigentlich Skrupel, als der einen Vertrag unterschrieb, der ihm garantierte, dass er für alle Zeiten ausgesorgt hat? Sicher nicht. 

Aber – wieder einmal geht es nicht um den Spieler Wood, oder den Spieler Enke oder um Fußball überhaupt. Es geht auch nicht um Ehrlichkeit oder Gerechtigkeit, es geht wie immer bei den widerlichsten Exemplaren aus der Gattung der Hofberichterstatter um sie selbst. Einfach mal die Moralkeule rausholen, einfach mal an die Menschlichkeit appellieren, einfach mal so tun, als wäre man der Anwalt von irgendeinem Unterprivilegierten, dann hat man flugs die größten Schwachmaten auf seiner Seite. Und am besten, man züchtet sich dann noch eine Leserschaft ran, bei der nicht mal mehr die Schweine zubeißen würden, aus Angst, sich anzustecken.