Ich höre sie noch, als wäre es gestern gewesen. All die Opfer mit ihren Vereinsbrillen, all die Spinner, die die nächste Legende glauben wollten. Ich kann mich an jeden einzelnen Facebook-Namen, an jeden Twitter-Account und an jeden Blog-Nickname erinnern, die mich und einige wenigen andere damals über Jahre bepöbelten, als ich Zweifel an der Tauglichkeit des Herrn Bernhard Peters äußerte. Sie alle wollten die nächste Presse-Legende vom „HSV-Juwelier“ glauben und meinten, alles wegbeißen zu müssen, was ihnen nicht folgen wollte. Es war die gleiche Nummer wie beim „Dukaten-Didi“ und es ist die gleiche Nummer wie beim „HSV-Sanierer“ Frank Wettstein. Nichts als heiße Luft und Bahlsenkekse. 

Jetzt, 5 Jahre und fast € 40 Mio. später, sieht man das Dilemma und ausgerechnet diejenigen, die sich die schwachsinnigen Namen ausgedacht hatten, sind diejenigen, die darüber berichten. Weil es jetzt passt.

U21-KICKER ZU SCHWACH FÜR DIE BANK

HSV im Talente-Loch

Die Jatta-Sperre und das Verletzungs-Pech (Hunt, Hinterseer, Amaechi, Gyamerah, Vagnoman) in der Zweitliga-Truppe hätten die Chance für den einen oder anderen Hoffnungsträger aus der U21 sein können.

Doch da gibt es offenbar keine Hoffnungsträger. Der HSV steckt im Talente-Loch. Die U21 – höchst mittelmäßiger Tabellen-Zwölfter der Regionalliga Nord – ist sogar zu schwach, um die Profi-Bank aufzufüllen.

Vier Spieler mit Perspektive hat der Klub da in den vergangenen Jahren ausgebildet:

► Aaron Opoku (20) wurde zu Drittligist Hansa Rostock ausgeliehen. Der Deal lohnt sich bisher. Der Flügel-Stürmer kam zu 15 Einsätzen, erzielte drei Tore.

► Fiete Arp (19) wurde bereits verkauft. Für 3 Mio Euro plus Bonuszahlungen zu Bayern München. Dort kam er bislang zu 69 Spiel-Minuten – in der 2. Mannschaft (3. Liga).

► Josha Vagnoman (18) war bei den Profis auf dem Weg zum Stammspieler, verletzte sich dann schwer (Fußbruch).

► Jonas David (19) profitierte von der Erhöhung der Kader-Spieler (von 18 auf 20). So schafft der U20-Nationalspieler meist den Sprung ins Aufgebot der Profis. Dort kam er aber nur zu einem Kurz-Einsatz bei Wehen Wiesbaden (1:1). Spielpraxis (acht Partien) holt er sich bei der U21.

(Quelle: Bild.de)

Das ist die traurige Bilanz. Aus heutige Sicht wird keiner dieser „Auserwählten“, auch Fiete Arp nicht, jemals ein überdurchschnittlicher Bundesliga-Spieler. Denn wir wollen eines bei der Betrachtung nicht vergessen: Bei den Nachwuchsspielern, die es trotz Verletzungsausfällen und Sperren nicht einmal auf die Bank schaffen, geht es darum, sich in der 2. Liga!!! durchzusetzen. Gegen Heidenheim,  Aue oder Sandhausen. Aber nicht mal da reicht es, um den Kader aufzufüllen. Wir reden nicht über Bayern, Leipzig oder Freiburg, dafür wird es nie reichen. Aber es geht noch weiter, denn selbst die genialen Transfers der weltklasse-vernetzten Kaderplaner wie Boldt, Mutzel, Spors und Co., die den Klub allesamt Millionen kosten, kommen in der 2. Liga an. Stattdessen meint man am Beispiel Amaechi beweisen zu müssen, dass man auch in der Lage ist, einen britischen Jungstar kaufen zu können und verknallt für diesen mißlungenen Beweis seine letzte Kohle. 

Was sind also die Tatsachen? Die Spieler, die der HSV für seine eigene sportliche (und finanzielle) Zukunft ausbildet, haben nicht die Klasse, ganz oben anzukommen. Oder irgendwas stimmt mit der Ausbildung im Campus nicht, wenn die Jungs vielleicht die Grundlagen haben, aber ansonsten in ihrer Entwicklung stagnieren. Aber auch die hochbezahlten und vermetzten Juwelen-Seher scheinen durch die Bank Versager zu sein, wie ist es ansonsten möglich, dass nach 5 Jahren nicht einmal ein Talent erzeugt wird, welches zumindest in Augsburg oder Berlin ankommt? 

Und so bleibt nur die eine Frage: Wann erzählt Bernd Paul Hoffmann das nächste Mal, dass es sich im Nachwuchsbereich des HSV um eine Geldvernichtungsmaschine handelt? Denn das ist sie und nichts anderes!