Wenn man ganz viel Zeit hätte, könnte man jetzt in den Archiven wühlen und die Jubelarien zitieren, die die Hamburger Hofberichterstatter über die zahllosen Heilsbringer der letzten 15 Jahre verbreitet haben. Als da wären Alpen-, Balkan- und Asien-Messis, Balten-Raketen und Schweden-Bomber, ich kann sie nicht mehr zählen. Ebenso wenig kann ich die Atom-Juwelen zählen, die mit einem Everest an Vorschusslorbeeren kamen und nach wenigen Wochen als Rohrkrepierer endeten. Lustigerweise waren tatsächlich einige dabei, die das Fußballspielen für sich wieder entdeckten, kaum, dass sie der Hansestadt den Rücken gekehrt hatten, bestes Beispiel war Herr Filip Kostnix, der in Hamburg spielte wie eine Bratwurst und in Frankfurt plötzlich das Laufen entdeckt hat. Sachen gibts…

Und so ist es nach Heuer Fernandes („Er könnte das neue Gesicht im HSV-Tor werden.“), Kinsombi („Wie der Kicker schreibt, beteiligt sich der Kiel-Kapitän selbst an der Ablöse, die sich dem Magazin zufolge gar auf bis zu 4 Mio. Euro belaufen könnte“), Ewerton („Er kennt die Zweite Liga, hat dort bereits erfolgreich gespielt und wird unsere Abwehr weiter stabilisieren. Seine Ruhe sowie seine Kopfballstärke sind zwei Elemente, die uns gut zu Gesicht stehen“), Leibold („Tim ist ein sehr ambitionierter Spielertyp, der sehr gefragt war in den letzten Monaten, die Erste und Zweite Liga kennt und ein gutes Fußball-Alter hat. Er hat noch Luft nach oben, sich weiter zu entwickeln und wird uns definitiv bei unseren ambitionierten Zielen helfen“), Harnik („Ich freue mich, dass wir uns mit Martin Harnik verstärken werden. So einen Spielertypen können wir noch sehr gut gebrauchen“), Kittel („Wir freuen uns sehr, mit Sonny einen sehr begehrten Spieler ablösefrei langfristig an uns binden zu können. Ich persönlich verfolge ihn schon seit der U15″), Hinterseer („“Ich habe mich aus voller Überzeugung für den Schritt zum HSV entschieden“), Dudziak („Meine Mutter Svenja ist Pauli-Fan. Sie hat mit mir geschimpft“), Gyamerah („„Jan ist ein Spieler, der absolut in unser Anforderungsprofil passt. Er ist ein junger Spieler, der vom Alter her zu uns passt und sich weiterentwickeln möchte.“), Fein („Wir haben seinen Werdegang insbesondere in der letzten Saison in Regensburg intensiv verfolgt und sind davon überzeugt, dass er uns in diesem einen Jahr weiterhelfen wird“) und Letschert („In Deutschland spielen echte Männer“) nun Herr Schaub aus Fulda, irgendwie ist jeder zweite österreichische Nationalspieler in Deutschland geboren,  der bereits vor seinem ersten Ballkontakt übers Wasser gehen kann. Und dies nicht etwa, weil er zu doof zum Schwimmen sein soll. 

Und, wie üblich, finden sich binnen Sekundenfrist irgendwelche Schaub-Fans, die ihm eben solche überirdischen Fähigkeiten zuschreiben wollen, wie allen HSV-Juwelen zuvor. Laut Gregoritsch ist der Mann ein Zauberer (Ich weiß noch, wie Ernst Happel diesen Begriff auslegte), für Armin Veh der legitime Nachfolger von Neymar und Sport-Klugscheißer Boldt mochte das Glück, dass diese Perle der Natur auf den Transfermarkt geschwemmt wurde, gar nicht fassen. Da erinnere mich doch glatt, dass noch vor wenigen Monaten Vereine wie ManU und Bayern am Supertalent Amaechi „dran waren“ und der spielt nun mäßig erfolgreich in der Regionalliga Nord. 

Warum, und die Frage kann mir kaum jemand beantworten, warum geht es nicht einfach mal eine Nummer kleiner, zumal in der zweiten Liga? Warum lässt man die Jungs nicht einfach erstmal bolzen, bevor man den Heiligenschein poliert? Ich habe z.B. gehört, dass Kollege Schaub durchaus in der Lage ist, eine Ball gerade zu spielen, aber in der Rückwärtsbewegung seine mentalen Probleme zu haben scheint, also eine Art Aaron Hunt 2.0. Nun, das ist doch genau das, was die unterdurchschnittliche Defensive des HSV verträgt, das kann ja lustig werden. Am Ende läuft es doch wie immer: Der Spieler kommt, nimmt am Trainingslager teil und man verkündet, dass er z.Zt. noch körperliche Defizite hat. Dann wird er am 22. Spieltag eingewechselt und macht völlig überraschend nicht den Unterschied. Wie Hunderte vor ihm. 

Aber vorher wird noch kräftig gejubelt. Und es ist allein der unendlichen Cleverness und das wahnsinnigen Verhandlungsgeschicks geschuldet, dass der Alpen-Zauberer in Hamburg und nicht in Liverpool oder Sevilla gelandet ist, denn die Champions League-Vereine standen Schlange, aber „wir“ haben zum Glück Boldt und Mutzel. Es wäre zum totlachen, wenn es nicht so vorhersehbar wäre….