Ihr erinnert euch?

Beim Hamburger SV stehen die Zeichen auf Umbruch: Mit dem Reformkonzept HSVPlus werden die Profi-Fußballer aus dem Gesamtverein in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert. Das beschlossen die Mitglieder des Vereins bei ihrer Versammlung im Hamburger Stadion.

86,9 Prozent der anwesenden 9.702 Mitglieder stimmten für die Ausgliederung, 13,1 Prozent waren dagegen. Notwendig für die Annahme waren 75 Prozent. Es gab 44 Enthaltungen. Bereits vor der Abstimmung über das Reformkonzept hatte die überwiegende Mehrheit der Mitglieder mit tosendem Beifall Sympathie für die Ausgliederung und Umbildung in eine Aktiengesellschaft bekundet.

25.Mai 2014. Fast 6 Jahre ist das jetzt her. Und was ist seither passiert? 

9 verschiedene Trainer

Todt, Kreuzer, Knäbel, Becker, Boldt. 

Hoffmann, Jansen, Mutzel, Costa und so weiter und so weiter. 

10 Jahre ist es jetzt her, dass der HSV mit Ruud van Nistelrooy einen Weltstar nach Hamburg holte, so etwas wird nie wieder passieren. Wie sagte doch Karl Gernandt im Mai 2014? „Lassen sie uns ein wenig Zeit, in zwei Jahren werden wir dann einen anderen HSV sehen“. Das wäre 2016 gewesen. Wie sagte doch Bernhard Peters, seines Zeichens HSV-Juwelier? „In vier Jahren lassen wir uns messen“. Das wäre 2018 gewesen. Und wie sagt Bernd „the Trickser“ Hoffmann heute? „2024 wollen wir wieder mit Vereinen wie Schalke, Frankfurt oder Gladbach auf Augenhöhe agieren“. Merkt ihr was? 

Aus der immer gleichen Ecke kommen die immer gleichen Durchhalteparolen. „Man muss auch mal Geduld haben“. Geduld hatte ich. Von 1978 bis 2014. Damit ist es vorbei, meine Geduld ist aufgebraucht. Es gibt keinen Vertrauensvorschuss mehr, besonders dann nicht, wenn man immer wieder die gleichen Fehler begeht und immer wieder die ehemaligen Strippenzieher aus dem Schrank holt. Vielleicht kann man das nicht verstehen, wenn man nicht so lange dabei ist wie ich. Aber ich verlange auch nicht, dass man mich versteht. 

Immer, wenn ich in Australien bin, merke ich, wie weit der Verein entfernt ist. Dann gucke ich noch ab und zu im Netz nach Nachrichten, aber nicht jeden Tag. Und wenn es etwas gibt, interessiert es mich nicht. Und ich merke, wie es mir gut tut, dieser Abstand. Diese Gleichgültigkeit. Das wird die Zukunft sein. Ich frage mich, wie man nach all den Jahren der Herde immer noch hinterherlaufen kann. Wie es schafft, einen Lerneffekt zu vermeiden. Wie schafft man es, aus der Vergangenheit nicht zu lernen? 

Wenn ich viermal auf eine heiße Herdplatte fasse, muss ich doch irgendwann begreifen, dass es schlecht für meine Finger ist, wenn ich es ein fünftes Mal versuche. Aber stattdessen werden diejenigen, die auf die Hitze der Herdplatte hinweisen, niedergebrüllt. Vielleicht, wenn ich 15 bin oder 25. Aber doch nicht, wenn man ein wenig Lebenserfahrung angehäuft hat. Dann muss man doch irgendwann einmal aufwachen, den Dauerbeschiss erkennen und die Konsequenzen ziehen. 

Was habt ihr die letzten 6 Jahre gemacht?