Ich habe mich gefragt, ob das früher eigentlich auch so war und entweder, ich kann mich nicht mehr genau erinnern oder es waren tatsächlich andere Zeiten. Jedenfalls ist das mein Eindruck. Denn heute wird medial nicht mehr mit den boulevardesken Übertreibungen gearbeitet, heutzutage wird nahezu alles überhöht, was nicht rechtzeitig weglaufen kann. Jeder Spieler mit mindestens 20 Bundesliga-Partien auf dem Buckel ist ein Superstar, sogar ein Spieler, der vom durchschnittlichsten HSV aller Zeiten zum nächsten Drittligisten verschenkt wird, ist auf jeden Fall ein „HSV-Star“, denn den normalen „HSV-Spieler“ scheint es nicht mehr zu geben. 

Sobald sich ein Klub für einen Spieler interessiert, der jünger als 24 Jahre alt ist, ist dieser per Definition ein Juwel und der jeweilige Leiter des Nachwuchsleistungszentrums ist, wie könnte es anders sein, ein Juwelier. Niemand muss in diesem Zeiten noch einen Leistungsnachweis erbringen, es reicht, irgendwie in diesen Kosmos eingetaucht zu sein. Und was für aktive Akteure gilt, gilt für diejenigen, die über all diese Stars und Juwelen berichten, natürlich auch. Jeder sprachlich untalentierte TV-Schnacker und jeder Propaganda-Schreiberling ist eine „Reporterlegende“, völlig egal, wie lange er oder sie tätig war. 

Das ganze System ist mittlerweile so krank, dass sogar Finanzvorstände, die vom ersten Tag ihrer Tätigkeit nichts anderes als noch mehr Schulden und Abhängigkeiten zu verantworten haben, als „Sanierer“ in die Analen eines Vereins eingehen können. Jeder Trainer, der irgendwann einmal in der ersten oder zweiten Liga trainiert hat, ist wahlweise ein „Retter“ oder ein „Trainer-Guru“ und sogar Spacken, die  sich aus lauter Langeweile Bezeichnungen wie „Wandspieler“, „Laser-Pass“ oder „abkippende Halbräume“ ausgedacht haben, firmierten im Netz als selbsternannte Taktik-Füchse. 

Jeder Vollfosten wird mit irgendeinem Superlativ ausgestattet, den normalen Beteiligten gibt es nicht mehr. Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Ahnung, wohin der Schwachsinn führen soll, aber ich weiß, dass er definitiv zu nichts Gutem führen wird. Meine Welt ist das nicht mehr und betrachtet man die Entwicklung des Profi-Fußballs generell, scheint es so zu sein, dass immer mehr den Spaß an dem Sport zu verlieren scheinen,  obwohl die nächste Schwachsinns-Mega-Liga gegründet wird, jeder Spieltag noch mehr zerfleddert wird und die nächste WM möglicherweise auf der Rückseite des Mondes stattfinden wird – wenn denn nur irgendeiner genug dafür zu zahlen bereit ist. 

Stars waren für mich Spieler wie Seeler, Gerd Müller, Beckenbauer, Pele, Cruyff, Maradona, Ronaldo, Christiano Ronaldo, Messi. Um als Star zu gelten, jedenfalls in meiner Welt, musste man etwas erreicht haben. Meisterschaften, Rekorde, Weltmeisterschaften. Der Weg zum Status eines Stars war ein langer und es war nur wenigen vorbehalten, ihn gehen zu können. Heute existiert eine Inflation von Superstars, Megastars, Jungstars, HSV-Stars, Juwelen und Legenden. Dabei sind sie alle, gemessen an den wahren Stars, nichts anderes als unwichtige kleine Randfiguren. 

Und dann war da noch….

Der HSV und sein „Gönner“, eine unsägliche Geschichte. In dem Moment, als Kühne nach der Ausgliederung 2014 nicht etwa als angekündigter strategischer Partner einstieg, sondern mit einer Anschubfinanzierung in letzter Sekunde einsprang, war der Gedanke vom systematischen Aufbau mit daran interessierten Partnern aus der Wirtschaft gestorben. Seither malträtiert der Logistiker den Verein mit Forderungen und Interviews und lässt dafür ab und an ein paar Brotkrumen liegen. Und jetzt…

Während des Gesprächsgipfels in Kühnes Hotel „The Fontenay“ (Außenalster), an dem nach MOPO-Informationen von HSV-Seite Vorstandsboss Bernd Hoffmann, Aufsichtsratschef Max-Arnold Köttgen und Präsident Marcell Jansen teilnahmen, soll der Milliardär sein grundsätzliches Interesse an einer Verlängerung seines Engagements bekräftigt haben. Auf beiden Seiten aber herrschte Einigkeit darüber, dass eine Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh käme. (Quelle: Mopo.de)

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was daran nicht zu verstehen ist. Kühne (82) macht irgendwie halbgar weiter, wenn der Verein so punktet, wie er es möchte. Wenn nicht, dann nicht. Planungssicherheit jedenfalls gibt es nicht und in so einem Fall sollte man sich doch wohl lieber nach einem Partner umsehen, der auch an Bord ist, wenn die Ergebnisse vielleicht nicht stimmen. Aber – einen solchen Partner gibt es nicht und deshalb bleibt man auch weiterhin von den Launen des alten Mannes abhängig. 

Und was soll eigentlich immer dieser unsägliche Jansen bei solchen Gesprächen?