Wow, dachte ich gestern Mittag, da hat aber mal einer einen rausgelassen. Und bevor wir zum Thema kommen, welches spätestens seit gestern 11.00 Uhr ganz Fußball-Deutschland in helle Aufregung versetzt hat, möchte ich euch bitten, folgendes zu tun: Bevor ihr meint, euch ein Urteil bilden zu können, bevor ihr meint, einen Kommentar zu dem Thema, wo auch immer, absetzen zu müssen, löst euch zuvor von der Personalie Jürgen Klinsmann. Stellt sicher, dass euch der Ex-Bundestrainer als Person und als Mensch vollkommen egal ist, denn es geht überhaupt nicht um die Person Klinsmann, sondern darum, was er gesagt bzw. geschrieben hat. Und geht bitte noch einen Schritt weiter und löst euch von seinem sicherlich außerordentlich peinlichen und unprofessionellen Abgang, denn auch dieser hat mit den Inhalten dieses „Tagebuchs“ nichts zu tun. Das Hunke-Prinzip ist an dieser Stelle wieder einmal das Stichwort. 

Leider kann ich nicht behaupten, den gesamten Artikel in der Sportbild, der angeblich 8 Seiten (Rekord) umfasst, gelesen zu haben, ich beziehe mich also auf die Angaben, die man auf SportBild-Online (https://sportbild.bild.de/bundesliga/vereine/hertha-bsc/juergen-klinsi-klinsmann-tagebuch-abrechnung-mit-hertha-bsc-69025016.sport.html) lesen konnte, aber eigentlich reicht das aus. Und bevor ich auf diese Inhalte eingehe, lasst mich bereits jetzt zum Zeitpunkt, an dem ich diesen Blog schreibe (Mittwoch, 26. Febr. 2020, 13.01 Uhr) vorhersagen, wie die Reaktionen aus der sogenannten Fußball-Familie aussehen werden. Die geballten Kompetenzen aus Profi-Fußball und Presse-Corps wird erschüttert sein. „Sowas macht man nicht“, „Typisch Klinsmann“, „Sowas regelt man intern“, „wenn das alles so gewesen ist, warum hat er dann nicht viel früher hingeschmissen bzw. warum hat er erst angefangen?“. Sicher wird sein, dass ihn die Interessengemeinschaft Profifußball Deutschland aka Fußball-Familie aus ihrem Kreis verbannen wird, denn Nestbeschmutzer sind ungern gesehen. Mit den Inhalten selbst werden sich die wenigsten beschäftigen, das Urteil steht fest. 

Um einmal kurz auf mich zu kommen, ich bin alles aber sicherlich kein Fan von Herrn Klinsmann. Ich werde einfach nicht warm mit ihm, aber das mag an mir liegen. Ich kann auch nicht beurteilen, ob er tatsächlich Ahnung von der Materie hat oder nur eine Art Spinner ist, der aus purem Selbstzweck Dinge ändert, nur um sie zu ändern und nicht, weil es Sinn macht. Das alles weiß ich nicht, aber es spielt auch keine Rolle bei der Betrachtung der Inhalte. Es geht darum, wie Klinsmann die Situation bei Hertha BSC empfunden hat und es wird umso dramatischer, wenn man bedenkt, dass Klinsmann erst auf besonderen Wunsch des Investors Windhorst überhaupt nach Berlin gekommen war. Zuerst als designiertes Aufsichtsratsmitglied, später dann als Übergangstrainer. Man stelle sich nun Lars Windhorst und seine Großmanns-Visionen vor, wenn ihm sein eigener Vertrauensmann darlegt, dass das von ihm ausgewählte Big City Club ein einziges Trümmerfeld voller Inkompetenzen und Eitelkeiten ist. 

Das Erste, was mir übrigens auffiel, war folgende Aussage: „Der Club ist in seiner Struktur immer noch ein riesiger Tanker, der jeden Tag die gleiche Route fährt, unabhängig von Wind und Wetter, während die Konkurrenz aus lauter Schnellbooten besteht.“ Denn ich bin zu 1000% sicher, dieses Gleichnis nahezu wortwörtlich auf einer HSV-Mitgliederversammlung gehört zu haben. Es war die MV, auf der die Abstimmung zur Ausgliederung beschlossen wurde und gesagt wurden die Sätze von Joachim Hilke, damals Vorstand Marketing und HSVPLUS-Mitverschwörer. Duplizität der Ereignisse. Was fällt noch auf, wenn man normalerweise über den HSV schreibt?

Es gibt eine Lügenkultur, die auch das Vertrauensverhältnis der Spieler mit Preetz zerstört hat“. Muss ich an dieser Stelle an einen Vorstandsvorsitzenden erinnern, der eine außerordentlich bedenkliche Vorgeschichte aufzuweisen hat und der vor seiner Wahl zum e.V.-Präsidenten erklärte, er wolle auf keinen Fall Vorstandsvorsitzender der AG werden? Duplizität der Ereignisse. Die Planung der Vorbereitung auf die Rückrunde, für die Michael Preetz verantwortlich ist, ist eine Katastrophe. Planung? Weitsicht? Mittel- und langfristige (Transfer)-Strategie? In Hamburg? Wer die findet, möge sich bitte melden. Duplizität der Ereignisse. Die Geschäftsleitung muss sofort komplett ausgetauscht werden. Über diesen Punkt ist man in Hamburg bereits weit hinaus, allerdings hat man den Vorstandsvorsitz mit einem bereits gescheiterten und den Sportvorsitz mit einem Hauptakteur aus „Football Leaks“ besetzt. 

Weiter im Text. „Der Klub hat keine Leistungskultur, nur Besitzstandsdenken und es fehlt jegliches Charisma in der Geschäftsleitung.“ Ob man es nun Leistungskultur, Leistungsgedanken oder Anspruchsdenken nennt, es ist genau das, was in Hamburg nicht mehr existent ist. (Ich erinnere an den Laux-Artikel aus dem Abendblatt). Und wenn jemand in Berlin nun erwidern würde, dass dies alles Mumpitz sei, warum dümpelt denn der langweiligste Hauptstadt-Klub Europas seit Jahren im sportlichen Nirwana? Warum werden auch in Berlin fast alle neuen Spieler schlechter und nicht besser? Duplizität der Ereignisse. Es gebe eine Medienabteilung, „die nur reagiert, keine Ideen hat und den Trainerstab niemals verteidigt. Es werden keine Lösungen gesucht, keine Innovationen.“ Bis auf den Teil mit der Trainer-Verteidigung habe ich das alles auch schon mal über den HSV gehört, gelesen oder geschrieben. 

Preetz wies die Vorwürfe am Mittwochmittag als „perfide und ungehörig“ zurück.

Na, so eine Überraschung. Preetz, dessen beeindruckste Leistung es war, einem inkompetenten Beiersdorfer für € 8.5 Mio. einen fußkranken Tanzbären namens Lasogga anzudrehen, zeigt sich empört. Muss er ja auch, ansonsten könnte er auf der Stelle den Spint räumen. Viele weitere werden ihm folgen. Es wird mit rechtlichen Schritten gedroht werden, es wird Klinsmanns Expertise in Zweifel gezogen werden und auch Investor Windhorst muss sich genau überlegen, wie er damit umgeht. Eines wird nur mit großer Wahrscheinlichkeit kaum passieren, es wird sich wenig bis gar nicht mit den Inhalten beschäftigt werden. Umso mehr wird um die Wette geheuchelt werden, die Mitglieder der Fußball-Familie wird demonstrativ versuchen, die Reihen geschlossen zu halten, denn immerhin verdienen sie ja prächtig an der flächendeckenden Verraschung. Und auch da sind wir binnen Sekundenfrist wieder beim HSV. Duplizität der Ereignisse.

Merke: Drei Dinge lassen sich nicht lange verbergen. Die Sonne. Der Mond. Die Wahrheit [Buddha]