Deutschland, wir haben ein Problem! Denn wir alle haben viel zu lange weggeguckt, die Augen verschlossen und darauf gehofft, dass sich das Problem von allein lösen wird. Oder das Andere es für uns lösen werden. „Ach, diese Pegida-Idioten, die hören schon wieder auf, denen wird bald langweilig“. Oder „Ach, diese AfD. Das ist eine Zeiterscheinunung. Sowas gab es auch früher schon mal wie in Hamburg die HLA (Hamburger Liste für Ausländerstopp). Das ploppt mal kurz hoch und verschwindet wieder“. Nein, tut es nicht. Und ungkücklicherweise ist es so, dass solche Entwicklungen eben auch in einer Demokratie, die sich zu Recht dafür rühmt, dass die Bürger frei sind und frei reden dürfen, rechtzeitig unterbunden werden müssen. Mit aller Härte, zur Not mit Gesetzes-Anpassungen.
Denn das, was auf den Straßen und teilweise an den Wahlurnen passiert, was besonders im Internet seine Fortsetzung findet und was neuerdings in den Fußballstadien zur Eskalation führt, ist alles, aber es ist unter Garantie nicht frei und schon gar nicht demokratisch. Ich hatte es ja in einem der Vorblogs geschrieben, diese Art von ausländerfeindlichem Hass-Sprech kannte ich in meiner Kindheit und meiner Jugend nicht. Oder anders ausgedrückt: Hätte es damals jemand gewagt, er hätte unmittelbar seine Quittung bekommen. Heute bekommen solche Leute eher Beifall und dafür sind wir alle mitverantwortlich. Wir haben viel zu lange weggeguckt, haben uns hinter dem Staat oder den Behörden verschanzt und erwartet, dass das Problem schon irgendwie gelöst werden kann. Aber der Staat hat versagt, wie auch DFB und DFL versagt haben.
Ich habe eine Theorie und diese Theorie besagt, dass hinter jeder Aktion eine Motivation steckt. Enstprechend muss man sich die Frage stellen, warum jemand das tut, was er tut. Was treibt ihn an? Was will er bezwecken? Was will er erreichen? Im Falle der Pegida-Nazis bin ich der Meinung, dass diese Leute Krawall und Unruhe stiften wollen. Sie sind sich bewusst, dass sie nicht einen Asylsuchenden verhindern können, nur, weil sie auf der Straße rechtsradikale Parolen grölen. Aber sie wollen Chaos. Was wollen Schwachmaten, die im Internet andere Leute aufs Übelste bepöbeln und mit Ausdrücken beleidigen, die im höchsten Maße justiziabel sind? Sie wollen ihren Frust abbauen, sie wollen Aufmerksamkeit, die sie im „wahren Leben“ nicht bekommen. Zumeist sind es ganz arme Schweine, größtenteils unterdurchschnittlich gebildet, häufig arbeitslos mit zuviel Tagesfreizeit. Sie werden von der Gesellschaft ignoriert, weil sie auch einfach nichts beizusteuern haben. Sie bilden das untere Ende der gesellschaftlichen Nahrungskette und sie wissen es. Also wird der scheinbar anonyme Weg über das Internet gesucht, um den Frust über die eigene gescheiterte Existenz los zu werden. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede, ich habe bis vor einigen Tagen Hunderte, wenn nicht Tausende dieser „Äußerungen“ auf meinem Spamfilter gehabt.
Das Zauberwort in diesem Zusammenhang ist Anonymität und exakt diese Anonymität muss diesen kranken Gestalten genommen werden. So wie die Pegida-Walker sich in der Masse verstecken, so wie sich die AfD-Wähler nicht öffentlich outen, so wie die Internet-Beleidiger sich hinter kaputten Nicknames verkriechen und so wie sich geisteskranke Fanatiker in der Masse der echten Fans verbergen. Ihre vermeintliche Sicherheit ist, dass man sie als Person nicht ausmachen kann. Meinen sie. Und genau an dieser Stelle muss eingehakt werden. Es müssen die Gesichter hinter diesen Straftaten bekanntgemacht werden und dafür muss ab sofort gehandelt werden. Mir soll doch bitte einer erklären, was Transparente mit Hopp und einer Zielscheibe mit Fußball zu tun haben. Glauben denn diese Penner, dass sie das Engagement des SAP-Gründers rückgängig machen können, indem sie ihn als Hurensohn beleidigen? Natürlich glauben sie das nicht, sie wissen, dass es nichts bringt. Aber weil sie meinen, dass sie anonym sind, denken sie, sie können es machen. Einfach immer mal wieder testen, wie weit man gehen kann. Mal gucken, was passiert.
Anschließend sitzt man dann bei 52 Bierchen zusammen, knallt sich den Schädel zu, zerstört ein paar öffentliche Verkehrsmittel, verprügelt ein paar normale Fans oder unbeteiligte Personen und fühlt sich geil. Diese Leute werden als sogenannten „Ultras“ bezeichnet, die nehmen für sich in Anspruch, sie seien die Speerspitze der sogenannten Fan-Szene. Dabei sind sie eines unter Garantie nicht, sie sind keine Fußball-Fans. Es sind Gewalttäter, Straftäter, kranke Gehirne und als genau das müssen sie behandeln werden. Es ist auch auf Dauer nicht damit getan, Spiele zu unterbrechen, Spiele vielleicht sogar abzubrechen, denn dann haben diese Idioten genau das erreicht, was sie wollten. Das Gleiche gilt für Idioten, die Spieler rassistisch beleidigen. Wenn man eines nicht machen darf, dann darf man dieser Minderheit nicht die Möglichkeit geben, Spiele oder Spielverläufe zu beeinflussen. Insofern gibt es nur eine Möglichkeit, man muss sie aussortieren. Einer nach dem Anderen. Im Vorfeld eines Spiels identifizieren, wenn es geht. Wenn es nicht geht, ein Spiel unterbrechen und die identifizierten Straftäter abführen. Am Besten noch ihre Gesichter auf der Stadion-Leinwand zeigen. Und dann aburteilen. Ich bin zu 100% sicher, dass sich 99% der Fußball-Fans dankbar zeigen würden.
Wie es nicht geht, hat der HSV gezeigt. Man meinte, mit den Pyromanen verhandeln zu können, man kann es nicht. Nur eine Woche später haben diese Kreaturen gezeigt, dass es ihnen weder um Verhandlung noch um Pyro geht, es geht ihnen um Krawall und darum, auszutesten, wie weit sie gehen können. Der Fußball hat, wie die Politik und die Gesellschaft auch, nur eine Chance. Handeln! Oder ganz aufhören! Und zwar jetzt.
Was man besonders in Fußballstadien nicht erwarten kann, ist ein Prozess der Selbstreinigung, denn der „normale“ Fan hat Angst vor diesen Chaoten. Er distanziert sich von diesem Pack, hier müssen Vereine und Behörden gemeinsam aktiv werden. Und vor allem muss endlich eines passieren:
Die Medien müssen endlich damit aufhören, diesen Abschaum ais „Fans“ zu bezeichnen! Es sind keine Fans, es sind Aussätzige! Hinzu kommt, dass man diesen Gestalten natürlich noch eine Plattform bietet, indem man pausenlos über sie berichtet. Das muss aufhören. Das Problem muss angepackt werden, darüber hinaus müssen sie aus den Medien verschwinden. Denn man darf eines nicht vergessen – man hat es mit sehr kranken Personen zu tun.
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Exakt hier steht es! „nur so das Thema die nötige Aufmerksamkeit erhält.“ Es geht um Aufmerksamkeit und die muss man diesen Amöben nehmen!
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Toller Blog – 100 % ack !
Guten Morgen Grave,
für diese Aktionen darf es Null Toleranz geben! Ich möchte zu bedenken geben, dass teilweise die Verantwortlichen (BVB) sogar Öl ins Feuer gegossen haben.
Um so genialer die Reaktion des FC Bayern und des Initiators Manuel Neuer! STARK !
Zu den gesellschaftlichen Problemen möchte ich mich nur kurz äußern. Wir Alle (Deutschland) gehen doch schon in der Kindheit teilweise respektlos untereinander um.
(Alle Gesellschaftsschichten)
Jeder, der selbst in die Schule gegangen ist oder schulpflichtige Kinder hat wird immer wieder Zeuge von „unsozialen“ Verhalten, welches toleriert wird.
Den Opfern, manchmal auch den Tätern, klaut dies Selbstwertgefühl und hat in den späteren Lebensjahren Konsequenzen … Die Ventile können links, rechts, Religionen oder sonst etwas sein.
Jeder! kann zu einer besseren Welt beitragen und wenn die Entwicklung mit den neuen Generationen erst wieder ein anderes Zusammenleben beginnen muss.
Wir sind in Deutschland so gut im „bewerten“, aber das gelingt nur mit den Symptomen. Die Ursache lassen wir all zu gerne weg.
SCHÖNEN SONNTAG ALLEN DENKENDEN UNTER UNS
Bester Blog bisher, weil JEDES Wort skallpellartig scharf und passend ist und verschiedene Themen eint. Diese ganze Thematik zeigt aber auch, wie schwach unser Land eigentlich ist. Die Pyro Problematik existiert seit gefühlt fünf Jahren und es ist noch nicht einmal etwas unternommen worden. Sei es, dass man eine Feuerwehrspritze in den Block hält oder einfach Zivilfahnder in den Block stelle, die dieses Pack sofort festnehmen. Und durch den Innenraum abführt. Andere Länder sind immer viel schneller und kreativer bei der Bekämpfung im Ansatz.
Denn letztlich ist das alles eine Folge von nur einer einzigen fehlenden Komponente: Sanktionierung und die Angst davor. Wenn das existiert, wird NICHTS mehr passieren.
Mich würde mal interessieren, ob du zu diesem Blog auch Beleidigungen bekommst oder ob diese Spacken es vielleicht ausnahmsweise mal schaffen das einfach mal nur zu lesen und dem zuzustimmen.
Das kann ich dir nicht sagen, weil sich die „Beteiligungen“, die auf dem Spamfilter landen und nicht sofort im Blog zu sehen sind, automatisch löschen. Aber ich bin von einem Herrn Michael Körner auf Facebook als „Linke Sau“ oder sowas bepöbelt worden. Also irgendwann sollten sich die Patienten mal festlegen. Bin ich jetzt ne linke Ratte oder AfD-Wähler. Beides geht doch nicht, oder? 😀
Mal wieder ist alles 100% richtig in deinem Blog!
Vielen Dank für deine immer offenen und gerade heraus formulierten Worte. Es muss was passieren!
Deinen Worten ist nichts hinzuzufügen. Danke!
Es ist doch völlig klar, dass Hopp nur als Symbolfigur für die Eliten herhalten muss. Das ist nicht schön und natürlich auch teilweise weit unter der Gürtellinie. Aber nur so verschafft man sich Gehör. Das ist gemeint. DFB, DFL, der Uhrenschmuggler, der Steuerbetrüger – dass die zusammenhalten, ist klar. Man verliert aber leider völlig den Bezug zur Basis. Dass sich jetzt Bayern – und Gladbach-Fans mit den Dortmundern solidarisieren, ist schon kurios.
Bei der Berichterstattung heißt es nur der arme Herr Hopp und das asoziale Pack. Kaum ein Medium hinterfragt mal, warum die Fans so handeln.
https://www.zeit.de/sport/2020-03/hoffenheim-fc-bayern-dietmar-hopp-beleidigungen/komplettansicht
Moin! Ist vieles richtig und auch schlüssig argumentiert, allerdings ist das Thema meiner Meinung nach nicht so einfach zu greifen.
Zuerst einmal sollten wir aufhören die guten alten Zeiten übermäßig zu romantisieren. Schlägereien, Suff, Blockstürme, Naziparolen, kaputte Reisezüge und vieles mehr gab es damals ganz genauso, eher schlimmer. Wir hatten früher nur nicht die mediale Aufmerksamkeit. Es wurden noch nichtmal von allen Spielen Zusammenfassungen in der Sportschau gezeigt. Insofern ist es eher nicht schlimmer, jedoch ist die Informationsflut um ein Vielfaches höher geworden, so dass gefühlt jeder Eddingstrich und Aufkleber im Metronom auf der Mopo-Titelseite landet.
Die Ultra-Szene ist durchaus streitbar und in Teilen manchmal sehr unbequem. Pyrotechnik kam in diesem Zusammenhang auch erst Anfang der 2000er (regelmäßig und choreografiert) in die Stadien. Die Ultras sind aber dennoch auch für farbenfrohen und lautstarken Support verantwortlich. Sie engagieren sich grundsätzlich im Verein, stellen tolle Choreos auf die Beine, opfern Geld und Zeit um die Mannschaft zu unterstützen und nicht zuletzt waren sie es auch, die sich immer wieder stark unter anderem gegen Rassismus und Sexismus gestellt haben. Gerade beim HSV hat es der Nordtribüne (nicht Nordkurve) sehr gut getan, was Poptown und Chosen Few dort gemacht haben.
Was man bei dieser Debatte auch niemals vergessen sollte ist: ja, es sind beim Fußball viele Asoziale dabei, ja, viele Suffköpfe, ja, viele gescheiterte Existenzen. Aber das ist Fußball, der Arbeitersport, die verschriene Fußlümmelei. Der Fußball an sich ist kein elegantes Spiel, kein hübsch anzusehener Gentleman-Sport. Es wird geschubst, gegrätscht, gerannt, gebrüllt, gemeckert, gespuckt und getreten. Fußball ist überhaupt nicht komplex. Natürlich gibt es anspruchsvollere Taktiken und Strategien, aber am Ende fällt vielleicht noch nichtmal ein Tor. Ich behaupte, dass die wenigsten Fußballer intellektuell sonderlich begabt sind.
Für die Fans geht es in erster Linie um die Veranstaltung an sich. Morgens bei Schweinske frühschoppen, dann Richtung Stadion, noch ein Bierchen hier, ein Schnäpschen da. Rauf auf die Tribüne, Frust rauslassen, feiern, singen, klatschen, alles irdische vergessen und den Alltag für ein paar Stunden ausblenden. Hemmungen verlieren, Emotionen spüren, sich für einen kurzen Augenblick frei fühlen. Ich glaub ja manchmal, Jatta und seine Kumpels könnten auch 90 Minuten Purzelbäume schlagen, hauptsache das Bier ist kalt.
Und das ist etwas ganz wichtiges in dieser generellen Fußballdebatte. Wir sollten nicht versuchen den Fußball durch die gebildete Mittelschichtsbrille zu betrachten und hier moralische bzw. gesellschaftliche Wertemaßstäbe anzusetzen. Das will keiner und es hat auch niemand danach gefragt. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Nochmal, es sind vor allem junge Männer, die da ihren Rausch ausleben. In allen Statistiken von Autounfällen über Drogenmissbrauch bis hin zu Kriminalität und Gewaltvorfällen sticht dieser Gesellschaftsteil heraus.
Was genau stört an Pyro denn? Argument Nummer eins: es kostet Strafe. Eine Strafe, die im Verhältnis zu Bobby Woods Jahressalär fürs wortwörtliche Nichtstun einfach nur lächerlich erscheint und ökonomisch betrachtet nichtmal eine Erwähnung wert ist, weil ihr Anteil nur einen minimalen Prozentsatz der Jahresausgaben ausmacht. Der Fußball, den wir heute kennen, ist das Abbild des Raubtierkapitalismus schlechthin. Der Milliardenzirkus zieht immer weiter, Spieler, Trainer und Funktionäre melken die Clubs bis nichts mehr da ist. Die Clubs wiederum verlangen Traumpreise für Eintrittskarten, Trikots und Catering. Der kleine dumme Fan ist die einzige Konstante in diesem Theater. Der zieht nicht einfach in die nächste Stadt oder streift sich ein anderes Trikot über. Der ist immer da, bei Regen und Wind, bei Sturm und Schnee…lassen wir das.
Und von solchen Menschen, die, wie schon richtig gesagt wurde, scheinbar nichts anderes in ihrem Leben haben, verlangt man ernsthaft angepasstes Verhalten? Das ist einfach nicht möglich. Dazu kommt, dass die Vereine auch keine klare Position zum Beispiel zu Pyrotechnik beziehen: „Das ist dann so.“ (St.Pauli), „Rauchtöpfe sind okay.“ (HSV), „Klasse, Rauchschwaden aufs Heimtrikot.“ (Mönchengladbach).
Das wäre dann die Überleitung zu meinem letzten Punkt: unsere gesamtgesellschaftliche moralische Wertvorstellung hat keinen Konsens. Einerseits glauben wir an das feministische Gleichheitsmärchen und hegen den Friedensgedanken, auf der anderen Seite sind wir völlig überfordert mit unserer Übertoleranz und Freiheit. Da kommt dann eine extremistische Seite und spielt sich als moralische Instanz auf. Doch leider nur einseitig und politisch berechnend. Die AfD schlachtet Grenzüberschreitungen, die von Flüchtlingen begangen werden, bis zum letzten aus. Wenn ein paar Faschos Ausländer wegboxen, handelt es sich nach deren Logik lediglich um eine Wirtshauskeilerei.
Ich wünsche mir mit Sicherheit keine (Militär)Diktatur oder ähnliche Verfassungsformen, jedoch glaube ich, dass wir uns als Gesellschaft klar werden müssen, dass die öffentliche Ordnung gefährdet ist, wenn wir nicht zu einem Wertesystem finden und identitätstiftende Maßnahmen vornehmen. Wenn nicht sichergestellt ist, dass jeder vor dem Gesetz gleich ist und wir einen Plan haben auch den Abgehängten eine würdige Existenz zu garantieren, scheitern wir an unserer Selbstgerechtigkeit.
Hallo Dennis61, erst einmal vielen Dank für Deinen ausführlichen, gut geschriebenen Beitrag der viele Aspekte beleuchtet. Allerdings greift auch diese Position ein wenig zu kurz und lässt mMn ein paar Punkte ausser acht.
Die Ultras als sichtbarster Teil der Fankultur haben sehr wohl eine gesellschaftliche (Mit)Verantwortung, so wie wir alle – wollen aber nicht wirklich dazu stehen. Nahezu alle Ultras artikulieren immer nur dass sie gegen alles Mögliche sind – aber fast nie wofür. Gegen Kommerzialisierung, gegen DFB, Montagsspiele, gegen Trikotkaufende Eventfans, gegen die Übernahme „Ihres“ Stadions etc. Wenn ich aber immer nur gegen etwas bin, komme ich gesamtgesellschaftlich nicht weit. Die Punkszene der 80er ist ein gutes Beispiel.
Warum fällt es der Szene denn eigentlich so schwer, einmal eine klare, geschlossene Position zu ihrem grössten Imageproblem – der Gewalt und den Illegalen Handlungen im Block – zu finden? Hier kommt einfach viel zu wenig, und dann schlussfolgert die Gesellschaft eben das Naheliegendste: man kennt die Übeltäter genau, aber man deckt sie – weil man damit auch kein Problem hat.
Und damit sind wir wieder bei der Verantwortung. Die beginnt auch beim Wegschauen. Die Ultras verweisen (zurecht) auf ihre Leistungen in Punkto Stimmung, aber beim Thema Verantwortung kommt da fast nur Gejammer über den schlechten Ruf. Selbst schuld. Überspitzt gesagt: der einzige Konsens den man dort derzeit findet ist dass der Hopp doof ist und der DFB sowieso. Und dass ist angesichts der Lorbeeren die die Szene in Punkto Stimmung für sich beansprucht einfach etwas dünn.
Moin! Natürlich stehen die Ultras auch für etwas ein und das sagen sie auch ganz klar und deutlich. Sie sind (mehrheitlich) gegen Sexismus, gegen Rassimus, gegen Homophobie, für Pyrotechnik, für Stehplätze, für günstige Eintrittspreise, für das Recht auf Banner, Fahnen und Doppelhalter, gegen die Zerstückelung der Spieltage, gegen weite Fahrwege an Wochentagen und und und. Es gibt aber auch rechte Ultras, zum Beispiel bei Lazio Rom.
Du darfst bei den Ultras nicht von einer homogenen Masse ausgehen. Es ist eher wie eine Interessengemeinschaft und da werden auch Jungs (und Mädels) mitgezogen, die bestimmt nicht die hellsten Kerzen auf der Torte sind. Ähnlich wie in jeder guten Familie, einer Freizeitmannschaft oder auch im Freundeskreis. Es gibt immer einige, die über die Stränge schlagen oder sich stumpf profilieren wollen. Die Gruppen sind mit Sicherheit nicht immer einer Meinung, doch die Grundhaltung ähnelt sich. So wie es sich hier im Forum zum Beispiel auch darstellt. Durchaus eine große Anzahl an enttäuschten und kritischen HSV-Fans, die dennoch im Einzelnen unterscheidlich zu bestimmten Sachverhalten stehen oder andere Meinungen vertreten.
Gewalt ist Macht. Und bis zu einem gewissen Grad wird das eben in diesen Gruppen toleriert oder als probates Mitel angesehen. Die Frage ist allerdings, von welcher Gewalt sprechen wir? Es wird immer so getan als hätten wir es hier mit marodierenden Schwerverbrechern zu tun. Es ist statistisch widerlegt, dass bei Fußballspielen eine erhöhte Gewalt von den Fans ausgeht. Angesichts der Menschenmassen und der Menge an ausgeschenktem Bier, ist es bei einem Fußballspiel super friedlich und überhaupt nicht gefährlich dort hinzugehen. Wenn brenzlige Situationen entstehen, hat man meistens die Möglichkeit sich rechtzeitig zu entfernen. Ich rede damit kein Fehlverhalten klein, sondern will nur mal eine Relevanz herstellen. Desweiteren ist es erwiesen, dass die Gewalt auch oft von der Polizei ausgeht. Das wird aber gerne vertuscht bzw. nicht ausreichend besprochen.
Hierzu gibt es auch einen schönen Film: https://www.youtube.com/watch?v=Y8KOkw2jyww
Natürlich gibt es solche und solche, und natürlich gibt es auch schlecht geplante und provokante Polizeieinsätze. Ich bin aber einfach der Ansicht dass die von Dir genannten Ziele und Anliegen auch ohne die – nennen wir das Kind beim Namen – stillschweigend tolerierte Gewalt oder Beleidigungen erreichbar wären.
Wenn eine Gruppe (oder Teile davon) zu diesen Mitteln greift um – wie man es z.B. im Fall Hopp ja auch offen zugibt – schlicht mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, verliert sie einfach ab einem gewissen Punkt den Respekt, den Rückhalt und ihre Verhandlungsposition. Wenn ich aber etwas erreichen will (und die von Dir genannten Punkte sind alle legitim), muss ich nun einmal auch mal verhandeln. Oder ich kann den Protest kreativ, laut und trotzdem ungefährlich gestalten. Wenn aber außerhalb der Szene der Eindruck entsteht dass sich die Gruppe für Straftaten überhaupt nicht Mitverantwortlich fühlt, diejenigen auch absolut gar nicht kennen will und ein bisschen „Sau rauslassen“ kein Problem sei (weil schon immer so gewesen), dann schwindet dieser Rückhalt einfach.
Nicht nur bei den restlichen Zuschauern, sondern auch der Gesellschaft außerhalb des Stadions. Das kann keine Choreo der Welt kompensieren.
Ich stelle mir einfach die Frage ob die Ultras sich selbst durch ein „Weiter so“ nicht irgendwann in eine Sackgasse manövrieren aus der sie nicht mehr rauskommen.
Die Klugen geben solange nach, bis die Dummen die Oberhand haben.
Ich bin für Sichtblenden/Tücher, die vor den Blöcken vorbereitet bereit liegen und entlang der vorhandenen Fangzäune hochgezogen werden, sobald etwas im Block passiert. Dann werden sich die echten Fans schnell überlegen, ob sie nicht doch die Namen der Verantwortlichen durchstecken. Die Lösung kostet außerdem wenig Geld und kann schnell eingerichtet werden.
Der beste Kommentar, den ich bislang zum Thema gelesen habe:
https://the-duesseldorfer.de/post-vom-rainer-liebe-fussballmafia-dfb/?fbclid=IwAR1voZYm0W6HKdYXOjxIagvmvd1FXQBPz6e5__x_RhUHf25WhRYPveSZbqY