Immer dann, wenn es Durchhalte-Parolen und Appelle jeglicher Art gibt, weiß man, dass endgültig die Angst angekommen ist. Immer dann, wenn überdeutlich darauf hingewiesen wird, dass man die Ruhe bewahren und unbeirrt wie zuvor weitermachen würde, kann man davon ausgehen, dass das exakte Gegenteil der Fall ist. Immer dann, wenn auf Erfolge vergangener Tage verwiesen wird, wenn irrelevante Statistiken aus der Schublade gekramt werden, kann man sich an allen zehn Fingern abzählen, dass intern Gespräche ganz anderer Art geführt werden, teilweise bereits mit potenziellen Nachfolgern. Ich erinnere mich mit großen Vergnügen an unser aller 120%-Kuddel aka Karl Gernandt, seines Zeichens ehemaliger AR-Vorsitzender. Der verkündete mit dem Brustton der Überzeugung, dass Mirko Slomka „zu 120%“ am nächsten Wochenende auf der Trainerbank des HSV sitzen würde, am nächsten Tag war Slomka gefeuert. 

Nun aber ist das Schlimmste eingetreten, was dem HSV in dieser Situation passieren kann, sozusagen die Mutter der Unterstützer-Eigentore. Der machtlose SC-Chef T. Horn hat gesprochen und jedesmal, wenn T. Horn spricht, kommt zu 120% Käse dabei raus. So auch diesmal. 

Vielmehr nahm Horn die Anhänger des HSV in die Pflicht: „Bei aller Enttäuschung, bei aller Wut, es ist und bleibt unser HSV! Es ist unsere Pflicht ihn zu supporten. Wir sind aktuell Dritter, es sind nur 3 Punkte auf den direkten Aufstiegsplatz, noch 10 Spiele zu gehen und Bielefeld und Stuttgart nehmen sich gegenseitig die Punkte weg.“ (Quelle: Mopo.de)

Genau, Kollege Indianerland, das wart ihr in der Bundesliga zwischen 2011 und 2017 auch. Und das wart ihr 2018 auch und seid dann abgestiegen. Und das wart ihr letzte Saison auch und habt den Aufstieg verkackt. Auch damals kamen diese saudämlichen Durchhalte-Sprüche auch damals haben sie eine Scheißdreck gebracht. Wann endlich rafft ihr Vögel eigentlich, dass ihr mit euren Nibelungentreue und eurer hündischen Gefolgschaft alles immer nur schlimmer macht? Echte Veränderungen kann es nur geben, wenn es wirklich weh tut, aber ihr mit eurem SC-Gelaber sorgt weiterhin dafür, dass die Wohlfühloase erhalten bleibt. Siehe auch den gekauften Münchhausen. 

Womit ich zu einem Punkt komme, den die HSV-Profis noch immer erstklassig beherrschen: Den Kontakt zu den Fans pflegen. Zumindest nahmen sich heute Vormittag alle außergewöhnlich  Zeit, allen Wartenden ihre Autogramme schreiben. Sie wissen, wie wichtig ihre Anhänger gerade jetzt sind.

Wahrscheinlich prügelt sie selbst bei Auftraggeber HSV-Medienabteilung mit den Schädeln auf die Schreibtische, weil sie nicht glauben können, dass jemand ohne Anlauf so tief reinkriechen kann. Normalerweise müsste jeder, der noch alle Sinne bei sich hat, bei der Lektüre dieser billigsten PR-Kacke das Frühstück von sich geben. 

„Es liegt alles in unserer Hand und wenn wir aufsteigen wollen, dann ist das Letzte was uns hilft, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken und die Mannschaft im Stich zu lassen!“, forderte er. „Wie oft haben wir zwischen März und Mai unglaubliche Spiele abgeliefert und sichere Abstiege noch verhindert. Dieses Jahr können wir gemeinsam den Aufstieg schaffen, aber eben nur gemeinsam.“ (Quelle: Mopo.de)

Sorry Horn, aber du hast nicht mehr alle Latten am Zaun. Willst du jetzt im Ernst darauf hinaus, dass man vor Stolz platzen sollte, weil ein Verein Lichtjahre über seine Verhältnisse gelebt hat, jede verdammte Saison wieder versagt hat, Gelder aus dem Fenster gefeuert hat und weil man dann im April überraschend ein paar Punkte geholt hat, sollte man vor Freude ausrasten? Und das Ganze inzwischen mehr als 10 Jahre? Hast du was am Kopf, Mann? Unglaubliche Spiele? Die kann man wohl nur gesehen haben, wenn man wochenlang nicht unter 2,4 Promille gelandet war. 

Ne, ihr lernt es nicht. Ihr macht immer wieder die gleichen Fehler, immer und immer wieder. Aber warum sollte ihr es auch anders machen, verdankt ihr eure eigene Existenz und eure Jobs nur dieser gesamten Situation. Und wer sägt schon gern den Ast ab, auf dem er sitzt. Selbst dann, wenn es für den Verein lebenswichtig wäre.