Wehe, das Ding geht am Samstag in die Hose. Dann brennen im Volkspark nicht nur die obligatrischen Pyros, dann brennt der Verein. Aber richtig. Wie uneinheitlich die Bewertung der sportlichen Situation jetzt bereits betrachtet wird, sieht man an den, offenbar nicht untereinander abgestimmten Aussagen der verantwortlichen Herren. 

Nun ja, das Augenzwinkern wird Dieter Hecking im Falle einer erneuten Packung vergehen und auch der Umstand, dass er die Situation offensichtlich komplett anders empfindet als sein Ober-Boss Hoffmann dürfte nicht dazu geführt haben, dass die Beiden demnächst zusammenziehen werden. Dabei kann man natürlich darüber diskutieren, welche Herangehensweise jetzt die effektivere ist. Sollte man, wie Hoffmann, die Krise als das bezeichnen, was sie ist, nämlich als Krise? Oder sollte man so tun, als hätte man alles sowas von im Griff und am Ende wird eh alles gut, wie eben Hecking? Der weitere Verlauf der Saison wird es zeigen, aber egal, wie der Spaß am Ende ausgeht, der Gewinner wird nicht Hecking heißen.

Denn kein Vorgesetzter, und dazu muss er noch nicht einmal Hoffmann heißen, findet es irgendwie spaßig, wenn die eigenen mahnenden Worte ins Lächerliche gezogen werden, das Ding wird Schnappi am Ende noch um die Ohren fliegen. Wie ich Hoffmann kenne und einschätze, wird er das Gefühl bekommen, dass der Übungsleiter offenbar den Ernst der Lage nicht wirklich einzuschätzen in der Lage ist, aus welchen Gründen auch immer. Was haben wir also? Wir haben eine Vereinsführung auf der einen und eine sportliche Leitung auf der anderen Seite und beide Seiten scheinen in der Bewertung der sportlichen Situation unterschiedliche Maßstäbe anzusetzen. Aber wenn sie in Bezug auf die augenblickliche Situation unterschiedlicher Meinung sind und diese auch noch öffentlich äußern, worin sind dann die verschiedenen Führungsgremien des Vereins noch unterschiedlicher Auffassung? Bezüglich der finanziellen Situation? Bezüglich der Saisonziele? Bezüglich der Leistungsfähigkeit des Kaders? Da darf jetzt jeder mal raten. 

Raten darf man auch, wenn es darum geht, was denn am Ende der Knackpunkt respektive der Grund dafür war, dass es wieder einmal in die Hose gegangen ist. War es das 6:2 gegen Stuttgart, nachdem man dachte, man könnte übers Wasser gehen? War es das Pokalaus gegen den gleichen Gegner, welches Hecking im Nachhinein als glückliche Fügung verkaufen wollte? War es die zweite Niederlage im Stadtderby innerhalb einer Saison? Oder war es am schlußendlich doch ganz anders? Spulen wir doch mal zurück. 

Am 07.August 2019 machte die SportBild mit einem echten Kracher auf. 

So einen Fall gab es in der Bundesliga noch nie!

Nach SPORT BILD-Recherchen liegt der Verdacht nahe, dass HSV-Profi Bakery Jatta (21) unter falscher Identität in der Bundesliga spielt und im Zuge seiner Einreise nach Deutschland 2015 sowohl seinen Namen als auch sein Geburtsdatum geändert hat. (Quelle: Sportbild.de)

Enorme Empörung bei Fans und Verein, in der Folge ein selten gesehener Zusammenhalt innerhalb des Klubs und der Mannschaft. Was kam dann? Der erste Spieltag nach diesem medialen Knalleffekt war am 16.08. und man schlug Bochum mit 1:0. Im Anschluss daran holte man aus 9 Spielen insgesamt 20 Punkte, die Grundlage für den jetzigen Tabellenplatz. Aber dann war der Jatta-Effekt verpufft und man sah das, was man jetzt wieder sieht, den HSV, wie er ist. Überbezahlt, aber durchschnittlich. Ohne einen besonderen Schlüsselreiz ist dies keine Mannschaft, die zwingend aufsteigen kann und erst recht keine, die in die Bundesliga gehört. Das Problem ist nur: Den Jatta-Effekt kann man nicht beliebig wiederholen. 

Schade. 

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