Vor etwas mehr als zwei Jahren habe ich sinngemäß geschrieben: „Wenn man Hoffmann will, kriegt man Hoffmann. Dann wird man sich aber später nicht wundern dürfen, wie die Dinge gelaufen sind“. Das Resultat war, wie so oft, eine Mischung aus Gepöbel, Beleidigungen und Verschwörungstheorie. „Hoffmann hat aus seiner ersten Zeit gelernt“, hieß es da. Besonders häufig von Leuten, die den doppelten Ex-Vorstandsvorsitzenden bestenfalls mal auf einer Mitgliederversammlung am Rednerpult gesehen haben. Was all diese Leute nicht verstanden haben und nun erneut nicht verstehen werden: Die Menschen ändern sich nicht so einfach. Bei Bernd Hoffmann kam dann noch erschwerend hinzu, dass er seinen Weg ins Vorstandsbüro mit dem Umweg über die e.V.-Präsidentschaft genau geplant, aber stehts bestritten hatte. Wer aber eine Regentschaft auf einer Lüge oder Täuschung aufbaut, kann niemals erfolgreich sein. Diese Lektion sollte dieser Verein eigentlich gelernt haben. Nun, er hat nicht…

Denn nun hat man, nach Hoffmanns Demission, im Grunde die gleiche Situation wie vor zwei Jahren. Man hat eine sportliche Krise, man hat  massivste finanzielle Probleme und man hat eine Vereinsführung, die durch Umstände an die Macht kam, die mehr als fragwürdig sind. Hinzu kommt jetzt noch die unvorsehbaren Folgen und Auswirkungen von Corona. Und ausgerechnet in diesen Zeiten wählt man in Hamburg den wohl schwächsten Aufsichtsratsvorsitzenden seit Jahren. Und das will wirklich etwas heißen. Mir fallen spontan Namen wie Rieckhoff, Ertel, Gernandt ein und selbst denen war mehr zuzutrauen als der PR-Sprechpuppe von Kühnes Gnaden. Hinzu kommt, dass die Umstände der Machtübernahme nicht nur fragwürdig sind, sie sind im Grunde vereinsschädigend. 

Dabei war es der nun geschasste Hoffmann, der Jansen den Weg an die Spitze des eingetragenen Vereins geebnet hatte, natürlich mit der Hoffnung verknüpft, in ihm einen gemeinsamen Streiter und einen mächtigen Verbündeten im AR gefunden zu haben. Eventuell Hoffmanns erster großer Fehler, hatte er scheinbar nicht nur die Durchtriebenheit und den Hang zur Selbstoptimierung Jansens unterschätzt, zudem hatte er wohl verdrängt, wie eng das Verhältnis des Ex-Profis mit seinem Fan und „Gönner“ Kühne war und ist. Von Kühne vor die Wahl gestellt, fiel Jansen die Entscheidung nun nicht mehr schwer und Hoffmann wurde gesägt. Dabei war „Cello“ nicht nur Trittbrettfahrer, er war Anführer der Revoluzzer, was die Geschichte noch ekelhafter macht. Jansens Problem ist jedoch, dass außer der inflationären Absonderung von Plattitüden und Worthülsen im immer gleichen „Raute im Herzen“-Style nichts vorhanden ist, was irgendwie Substanz erkennen lässt. 

So weit zum Kontrollgremium, aber im Vorstand sitzen die Ergänzungs-Schlangen. Da ist zunächst einmal Kühne-Günstling Wettstein, vom ersten Tag an Hoffmanns größter Gegner. Ich habe mich immer gefragt, wie man sich eine Zusammenarbeit unter diesen Umstände überhaupt vorstellen muss. Da sitzt man dann im Vorstand zusammen und man weißt, dass jede Entscheidung, jede Abstimmung, jedes Wort wenige Minuten nach Ende des Meetings wahlweise in Schindeliggi oder auf Mallorca landet. Wie soll man unter diesen Umständen eigentlich erfolgreich arbeiten, besonders dann, wenn man Zustände anstrebt, den Lehnsherrn des Informanten in Zukunft in eine unbedeutendere Rolle zu drängen. Allein dieses Vorhaben, so richtig es auch im Sinne des Vereinswohls war, war am Ende Hoffmanns Todesurteil. 

Schlange Nr. 3 ist der bisher überaus blasse, dabei aber überaus arrogante Vorstand Sport, Jonas Boldt. Boldt hat beim HSV im Grunde eine ähnliche Historie wie Herr Jansen, denn auch er wurde am Anfang von Hoffmann protegiert. Zum Dank für den überaus gut bezahlten Job im Vorstand, intrigierte der Ex-Scout aus Leverkusen gegen seinen Fürsprecher und sorgte mit seinen Aussagen vor dem Aufsichtsrat dafür, dass Wettsteins Sprüche nicht nach persönlicher Abrechnung, sondern nach Tatsachen klangen. Einer kann sich irren, aber wenn sich beide Kollegen auskotzen, dann muss ja was dran sein. Wenn Bernd Hoffmann eines aus seiner zweiten Amtszeit gelernt haben sollte, dann, dass es in diesem Geschäft so etwas wie Dankbarkeit nicht gibt. 

Was haben wir nun? Wir haben ein Dreigestirn bestehend aus einem Günstling, einem Intriganten und einem Opportunisten. Alle drei eint, dass es sie am Ende des Tages einen Scheiß interessiert, welche Rolle und welchen Einfluss Klaus-Michael Kühne in Zukunft beim HSV einnimmt, wichtig ist das eigene Schicksal. Und alle drei einte, dass man in Bernd Hoffmann einen gemeinsamen Feind hatte, dieser ist nun allerdings entsorgt. Spannend wird nun zu beobachten sein, wie die drei Herren ohne das gemeinsame Feindbild „arbeiten“ werden. Wer sich als Primus inter pares erweisen wird. Und vor allem: Wen Kühne als würdig empfindet, das Massaker zu überleben. 

Und wer’s noch braucht, das letzte Indiz dafür, dass beim HSV am Ende bestenfalls die Ratten überleben. 

Goedhart sorgte erstmals 2015 für Aufsehen. Damals wollte er sich massiv und aktiv in die Arbeit von Bruno Labbadia einmischen. Er war unter anderem mit der Aufstellung des Trainers nicht zufrieden. Ende 2017 war Goedhart zudem die treibende Kraft eines Putschversuchs. Ziel war es damals, Vorstands-Boss Heribert Bruchhagen und Sportchef Jens Todt abzulösen. Mails wurden verschickt. Der Plan ging nicht auf, wurde aber öffentlich.

Und Wettstein? Der 46-Jährige war 2017 ebenfalls Teil des Putschversuchs. Eigentlich ist er jedoch beim HSV der Herr der Zahlen. Dass in seiner Amtszeit jedes Geschäftsjahr mit einem Minus abgeschlossen wurde, ist sicher kritisch zu sehen. 

(Quelle: Mopo.de)

Solange das so ist, wird es in diesem Verein nie einen echten Neubeginn, keinen Umbruch oder gar ein Umdenken geben. 

Die Spiele mögen beginnen!