Ich frage mich ja immer wieder, wie oft dieser Schwachsinn, diesmal von Uwe Seeler abgesondert, noch wiederholt werden soll. Warum kommen bloß, und in dem Moment, in dem ich es denke, weiß ich, warum, die Mitglieder der „Fußball-Familie“ immer wieder auf die schräge Idee, dass sie etwas wüßten? Warum glaubt jemand, dass eine Person die Mechanismen und Abläufe eines Vereins, eines Sport-Systems oder des gesamten Profifußballs durchschaut und vollumfänglich begriffen hat, nur weil er ein paar Jahre in kurzen Hosen über den Platz getigert ist? Ich behaupte, dass mehr als 90% der Ex-Profis einen Scheißdreck über „das Geschäft“ wissen. 

Gucken wir uns doch mal die Realitäten an. Ein hoffnungsvolles Nachwuchstalent hat in heutigen Zeiten bereits mit 14 Jahren einen eigenen Berater, vielfach einen Anwalt und teilweise sogar einen Berater für sämtliche Social Media-Kanäle. Das Einzige, worum sich dieser Spieler kümmern muss, ist sein Sport. Er muss trainieren, fit bleiben, sich gegen die Konkurrenz durchsetzen, Leistung bringen. Um alles weitere kümmern sich andere. Um Verbindungen zu Vereinen, um Vertragsverhandlungen, um Vertragsinhalte, um eventuelle Sponsoren, um Ausrüsterverträge und und und. Dafür werden diese Leute gut bezahlt. Und der Spieler, der irgendwann mit Anfang bis Mitte 30 seine Karriere beendet, hatte mit 99% der Nebengeräusche seiner Karriere wenig bis nichts zu tun. 

Es ist der gleiche Schwachsinn wie „er kennt den Verein“. Beispiel: Heribert Bruchhagen war von 1992 bis 1994 Manager des Hamburger SV. Im Dezember 2016, also 22 Jahren später, kehrte Bruchhagen als Vorstandsvorsitzender der HSV Fußball AG zum Verein zurück und eines der Hauptargumente für seine Ernennung war: „Er kennt den Verein“. Ich habe nicht gezählt, aber in dieser Zeit dürfte der HSV knapp 30 Trainer und 10 Sportchefs verschlissen haben. Wie viele von den 300 Mitarbeitern bereits 1994 im Volkspark arbeiteten, weiß ich nicht, viel werden es nicht gewesen sein. Selbst das heutige Volksparkstadion gab es bei seiner Abreise noch nicht. Was also an dem HSV 2016 kannte Bruchhagen? Nichts. 

Warum kommt man also auf die Idee, dass ein Ex-Profi wie Marcell Jansen „das Geschäft kennt“? Ganz einfach, weil den Leuten dieses Märchen von den Medien und den Mitgliedern der „Fußball-Familie“ immer und immer wieder vermittelt wird. Bis sie es glauben. Nun aber wird’s richtig bunt, denn im gestern erschienen Pseudo-Interview mit beiden intriganten Grinsebacken Boldt und Wetzstein macht der Nicht-Sanierer schon mal klar, wer seiner Meinung nach den Hut aufhat. 

Was erwarten und/oder erhoffen Sie sich vom AR-Vorsitzenden Marcell Jansen?

Frank Wettstein: Ich denke, wir sollten Marcell Jansen zunächst ausreichend Zeit gewähren, um sich in diesem Amt einzufinden und dann in Abstimmung mit den weiteren Mitgliedern des Aufsichtsrats und uns als Vorstand die Schwerpunkte der Tätigkeit festlegen

Zur Erinnerung: Jansen (und der klägliche Restrat) ist derjenigen, der Herrn Wetzstein kontrollieren soll und wohl nur beim HSV gewährt der Untergeben seinem Kontrolleur eine Einarbeitungszeit (und sich selbst Schonfrist). Und noch eines geht nur beim HSV: Wohl kein Verein ist so zielsicher in der Auswahl der größten Kotzbrocken, die der Markt zum Zeitpunkt der Suche hergibt. Chef-Neuling Jansen jedenfalls wird wild begeistert über die herablassend Art seine Finanz-Clowns sein. Zum Schluss dann der Hammer…

Wie gehen Sie damit um, dass in einigen Medien davon die Rede ist, der HSV sei nicht einmal in Zeiten der Corona-Pandemie fähig, Zusammenhalt zu demonstrieren?

Jonas Boldt: Das überrascht mich. Ich erkenne beim HSV jede Menge Zusammenhalt. Und ich habe große Hoffnungen, dass wir gestärkt aus dieser Corona-Krise kommen werden.

Damit dürfte der hoch-verschuldete HSV der einzige Verein weltweit sein, der gestärkt aus der Corona-Krise kommen wird. Der Typ hat doch nicht mehr alle Latten am Zaun. Aber der gleiche Patient behauptet ja auch, im Winter mit Schaub, Beyer und Pohjanpalo „drei richtig clevere Transfers“ getätigt zu haben. Auch das gibt es in dieser ausgeprägten Form nur in Hamburg, dieses ständige sich-selbst-auf-die-Schulter-klopfen und der Hang zum Eigenlob. Mann, mache ich drei Kreuze, wenn diese Spacken endlich entsorgt sind. Und zwar alle.