Vor einigen Jahren noch hätte diese Meldung vielleicht nicht elektrisiert, aber immerhin noch den einen oder anderen erheitert. Vielleicht hätte es auch sowas wie Beifall gegeben, denn immerhin ist es ja entgegen der Gewohntheit des KSV gelungen, ein Talent in den eigenen Reihen zu halten. Seit nunmehr wenigen Jahren nimmt man es flächendeckend zur Kenntnis, hebt die Augenbrauen und denkt sich: „Wow. Das nächste Tah-Imitat. Was gilt die Wette, dass der Junge sich exakt genauso entwickelt wie die letzten 76 Supertalente aus dem eigenen Talentschuppen. All die Brunst, Götzes, Steinmanns, Müllers, Poraths, Fekas, Köhlersts, Ronstadts, Knost, Drawzs, Pfeiffers, Behrens, Ambrosius‘ und und und. Es waren diverse deutsche Nachwuchs-Nationalspieler darunter, es wurden Dutzende mit Profiverträgen ausgestattet, nachdem man zuvor Legenden von angeblichen Begehrlichkeiten aus dem europäischen Ausland erfunden hatte.“ 

Nun haben wir Corona und wen interessiert folgende Meldung, mit der der KSV seine Anhänger bei der Stange halten will?  

Jetzt ist es offiziell: Der Hamburger SV hat den zum 30. Juni 2021 auslaufenden Vertrag mit Außenverteidiger Josha Vagnoman vorzeitig um drei weitere Jahre bis zum Sommer 2024 verlängert. Die Verhandlungen mit dem gebürtigen Hamburger, der 2010 in den Nachwuchs der Rothosen wechselte, dort alle Jugendmannschaften durchlief und im März 2018 als jüngster HSVer aller Zeiten sein Bundesliga-Debüt feierte, waren schon vor der Entwicklung rund um das Corona-Virus weitestgehend abgeschlossen und wurden am heutigen Freitag (17. April) mit der offiziellen Vertragsunterschrift im Volksparkstadion endgültig finalisiert.

Richtig, sie interessiert keine Sau. Wayne, möchte man automatisch sagen. Dabei hat das gar nicht mal unmittelbar etwas mit Josha Vagnoman selbst zu tun. Der Junge ist gebürtiger Hamburger, macht einen halbwegs stabilen Eindruck, könnte eventuell ein passabler Zweitliga-Verteidiger werden. Es hat vielmehr mit dem Verein zu tun, bei dem er unterschrieben hat, denn dieser Verein ist, ganz besonders was seine Nachwuchsförderung betrifft, verseucht. Warum, fragen sie jetzt viele, sollte es ausgerechnet bei Vagnoman anders laufen als bei seinen gefühlten 636 Vorgängern zuvor? Auch sie waren von den Hamburger Medien durch die Bank als zuküntige Superstars geoutet worden, Vorschusslorbeeren bis zum Abwinken. 

Aber, wie gesagt, es interessiert mittlerweile eh keine Sau mehr. Wichtig war nur im Fall Vagnoman, dass man dem 19-Jährigen eine Klausel in den neuen Vertrag einbaute, die ihm € 150.000 Sonderprämie gerantiert – für den Fall, dass er mit dem KSV deutscher Meister wird. Also deutscher Meister in der Bundesliga und nicht deutscher Meister beim Watte weitpusten oder Unterwasser-Mikado. Und schon ist es dem KSV wieder gelungen, aus einer im Grunde gar nicht mal so schlechten Sache eine überaus peinliche und absolut lächerliche Sache zu machen. Das schafft

Nur der KSV! 

P.S. Schön übrigens die Aussagen von SC-Pfosten Indianerland Horn zum Thema HSV-Entzug. Der Fußball fehlt ihm eigentlich nicht, aber das Saufen mit den Kumpels schon. Dem Herrn sei Dank für einen solchen SC-Chef. Man fragt sich, was der Sport, das Spiel, der Verein eigentlich für einen Stellenwert bei jemandem hat, der mehr als 70.000 Supporter des KSV anführt. Mit seinen Kumpels saufen könnte er auch vor einem Spiel von Altona 93 oder Grünhof Tesperhude. Dummes Zeug labern können sie auch woanders. Vielleicht aber enttarnt der seichte Timo auch nur etwas, was längst bekannt war: Der KSV ist für alle Beteiligten nur ein Mittel zum Zweck. Der Sport, an dem sie alle angeblich so hängen, ist zum Nebenprodukt geworden. Das Event zählt, nicht das Ergebnis. Nicht die Leistung. Nicht die Performance auf und neben dem Platz. Kein Wunder also, wenn es in Hamburg seit Jahrzehnten keinen Leistungsgedanken und keinen Anspruch mehr gibt. Es lebe die Wohlfühloase, in der sich alle die Taschen vollstopfen können. Hauptsache, es gibt vor dem Folterfußball reichlich Bier.