Diese Woche wollen sie also erneut reden und reden und wahrscheinlich nichts beschließen. Warum? Weil sie nicht in der Lage sein werden, irgendwas zu beschließen. Zum (finanziellen) Glück für die Vereine der ersten und zweiten Liga haben ja offentlicht SKY und ARD/ZDF beschlossen, auch ohne Übertragung zu zahlen. Wer darin jetzt einen Vorgriff auf die nächste Rechtevergabe an den Übertragungsrechten vermutet, der hat – Recht. Natürlich machen die Sender dies nicht aus purer Nächstenlieben, sondern weil sie in Zukunft einen Vorteil davon haben werden .

Aber zurück zu einer Saison die vor allem anderen eines sollte, nämlich endlich beendet werden. Es ist doch völliger Bullshit, den Fans, die sich inzwischen zu einem Großteil an die Fußball-freie Zeit gewöhnt haben, immer noch die lächerliche Legende von den Geisterspielen auftischen zu wollen. Wie soll denn das gehen? Überall in Deutschland werden die Menschen auf Abstand gehalten und im Strafraum sollen sich dann die Profis gegenseitig das Trikot vom Körper reißen? Und nach jedem Spiel wird dann getestet? Jeder, der im Stadion war? Und wenn sich vor den Stadien mehrere Hundert oder Tausend Ultras treffen, werden diese Meetings mit Wasserwerfern aufgelöst? 

Und wie wollen wir das all den anderen Bürgern und Arbeitnehmern erklären, die (noch) nicht wieder zur Arbeit gehen dürfen? Mit der „sozialen Verantwortung“ oder „kulturellen Bedeutung“ des Fußballs? Da lachen doch die Hühner. (Ich warte übrigens immer noch auf den vor Wochen breit angekündigten Gehaltsverzicht der KSV-Profis) Meine Meinung: Beendet die Spielzeiten im Profi-Fußball. In Deutschland und weltweit. Erklärt die Saison für geschlossen, ohne Meister, ohne Auf- und Absteiger. Als hätte es die Spielzeit 2019/20 nicht gegeben. Alles andere ist eh Wettbewerbsverzerrung (nicht, dass sich die DFL daran je gestört hätte). 

CHRISITAN BARTLAU : 

Die Fußball-Bundesliga plant wegen Corona Geisterspiele. Absurd? Sicher. Moralisch verwerflich? Vielleicht. Aber der einstige Volkssport hat sich dem Markt ohnehin vollkommen ausgeliefert. Der Fußball sollte die Zeit der Krise nutzen, sich endlich ehrlich machen und sich für einen Weg entscheiden

In der speziellen Blase, die nun angeblich geschaffen werden müsste, hat sich der Profifußball aber ohnehin seit Jahren eingenistet. Hier zählt nicht Moral. Hier zählt das Geschäft. 

Umso erstaunlicher werden für viele Menschen die Alarmsignale aus der DFL-Zentrale Mitte März gewesen sein: 13 der 36 DFL-Vereine wandeln am Abgrund, hieß es da plötzlich, ohne Geisterspiele würden an sieben Standorten noch im Mai die Flutlichter ausgehen. Dabei hatte der Ligaverband noch vor zwei Monaten einen neuen Rekordumsatz von 4,8 Milliarden Euro vermeldet.

Vielleicht ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um zu erklären, wo das ganze Geld aus dem globalen Fußball-Boom geblieben ist: Der Löwenanteil wird auf dem Spielermarkt hin- und her sowie in die Taschen von Spielern, Beratern und Agenturen geschoben. In der Saison 2017/18 kassierten Spielerberater allein in Liga 1 und 2 fast 200 Millionen Euro. Wer zu Geld kommt, steckt es sofort in den Kader, um sich den nächsten Erfolg zu kaufen, nennenswerte Gewinne schreiben international nur ein paar dutzend Klubs. Langfristig profitieren nur jene, die sich den Fußball als Werkzeug für ihre Interessen halten: Sponsoren, Investoren, Autokraten.

https://www.cicero.de/wirtschaft/fussball-bundesliga-geisterspiele-corona-kommerz

Bitte, macht dem Schwachsinn ein Ende.