Herr Seifert sagte diesen Satz: „Dann wird es den Fußball, wie wir ihn kennen, so nicht mehr geben“. Das Problem an diesem Satz ist – viele kennen den Fußball, den Herr Seifert meint und mögen ihn nicht. Eine Bundesliga, in der im Grunde nur ein Team Meister werden kann. Eintrittspreise beim Zweitligisten KSV, die die gleichen sind wie zu Zeiten, als man noch in der ersten Liga gegen Bayern und Dortmund spielte. Gefühlte 236 nationale und internationale Wettbewerbe, für dich sich keine Sau interessiert und die einzig und allein dem Zweck dienen, die Beteiligten noch reicher zu machen. Spieler, die in der zweiten Liga immer noch mehr als € 2 Mio. bekommen (ich vermeide bewusst den Begriff „verdienen“) und die bei drei freien Tagen am Stück mal eben zum Shoppen nach Dubai fliegen und sich ein Gold-Steak in die Figur massieren. Ein Publikum, welches zu gefühlten 80% nur noch aus Leuten besteht, die dort hinpilgern, um zu labern, Freunde zu treffen und  zu saufen. 

Diesen Fußball empfindet jemand, der sich für den Sport interessiert, eben nicht als erhaltenswert. Der organisierte Fußball, der professionelle Fußball, er hat diejenigen verloren, für die er eigentlich gedacht war. Diejenigen, die wegen des Sports ins Stadion kommen und nicht wegen des Events. Diejenigen, die bis zur 93. Minuten anfeuern und nicht die, die in der 65. Minute gehen, weil „ihr“ Team mit 0:2 zurückliegt. Aber halt auch diejenigen, die einen Anspruch haben. Die bereit sind, Eintritt zu bezahlen, die aber eben auch eine Gegenleistung erwarten und nicht nur 90 Minuten emotionsloses Runtergedaddel und Null Weiterentwicklung sehen wollen. All die hat der Profifußball verloren und er hat es nicht bemerkt. Warum auch? Ging doch allen gut. Es wurde eingesackt (nicht verdient“), bis sich die Balken gebogen haben. Kritiker wurden rechtzeitig mundtot gemacht, Whistleblower wie Football Leaks-Informant Rui Pinto sogar weggesperrt. Und alle haben das Spiel mitgespielt, auch diejenigen, die sich jetzt zu den Ober-Kritikern aufspielen wollen. Politiker, Bild, SKY. Medienvertreter, die nicht bereit waren, auch nur eine kritische Frage zu stellen, sind Mittäter und keine Enthüller. 

Aber – Herr Seifert hat es immer noch nicht begriffen. 

Seifert: Öffentliche Kritik an DFL ist „Missgunst“

Die öffentliche Kritik beschrieb der 50-Jährige als „Missgunst“, die ihn überrascht habe. Die Liga müsse sich fragen, warum es bei einigen Menschen wenig guten Willen gegenüber dem Profifußball gebe. „Wenn unsere Arbeit mit Missgunst begutachtet wird, dann verstehe ich das nicht. Was hat der Profifußball falsch gemacht?“, fragte Seifert.

Ernsthaft, Herr Seifert? Sie stellen allen Ernstes die Frage, was der Profifußball falsch gemacht hat? Er hat alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Er hat sich aus purem Eigennutz in eine Blase manövriert, die mit dem normalen gesellschaftlichen Leben nichts mehr zu tun hat. Es ist mehr als zynisch, dass ein unterdurchschnittlicher Zweitliga-Kicker mehr verdient als die deutsche Bundeskanzlerin und die Erklärung dafür lautete: „Das machen wir, weil das Geld da ist“. Schade, dass die aktuelle Corona-Krise überdeutlich aufzeigt, dass das Geld eben nicht da war. Dass es geliehen, erschwindelt, verpfändet und erlogen war. Dass ihr DFL-Lizenzierungssystem exakt dafür gesorgt hat, dass es zu diesen katastrophalen Zuständen kommen konnte. Sie alle, die Liga, die DFL, der DFB, die Vereine, ihre Funktionäre, die Spielerberater und auch die gierigen Spieler, sie alle haben sich an diesem Sport versündigt und nun kriegen sie die Quittung. 

Der Fußball wird weiterleben. Er wird nach Ende der Corona-Krise wieder auferstehen und vielleicht wird es dann wieder ein Fußball sein, für den man sich begeistern kann. Ihr Fußball, Herr Seifert, wird sterben, weil er sich überholt hat. Gekaufte Weltmeisterschaften, Sklavenhaltung bei Stadion-Arbeiten in Katar, überflüssigste Wettbewerbe, korrupte Funktionäre, Berater, die für einen Anruf mehr kassieren, als ein Krankenpfleger im Jahr verdient. Der Fußball ist tot, es lebe der Fußball. 

ProFans stellt sich eher die Frage, welche Berufsauffassung einige Journalisten haben. Die kritiklose Betrachtung des inhaltsleeren Konzeptes „Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb im Profifussball“ und die Ausblendung der Frage, wie es dazu kommen konnte, stellen einen objektiven Journalismus infrage. Stattdessen wird von einigen Medienvertretern das groteske Narrativ verfolgt, dass die Fans die größte Gefahr für den sicheren Spielbetrieb seien. ProFans stellt hierzu fest, dass in den letzten Tagen vermehrt Medienanfragen eintrafen, die jeder journalistischen Sorgfalt widersprachen. Einige Medienvertreter sind sich hier offensichtlich nicht zu schade, sich zu Hofnarren der Funktionäre zu machen. Wo bleiben hingegen, um ein weiteres Beispiel zu nennen, die kritischen Nachfragen zu dem groß angekündigten Solidartopf der Liga?

(Quelle: http://www.profans.de/allgemein/profans-zur-hausgemachten-krise-des-profifussballs)

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