Ich bin gegen Geisterspiele! Absolut. Ich bin dagegen, weil ich es nicht ertragen kann, dass es aus den niedrigsten Motiven gestattet werden soll, dass sich eine zutiefst korrupte und verseuchte Branche über alles andere erheben kann. Während sich überforderte Ärzte und unterbezahltes Pflegepersonal an vorderster Front gegen eine Pandemie stemmen und ihre Leben riskieren, sollen 21-jährige Jung-Millionäre, bestechliche Funktionäre und abzockende Berater eine Sonderbehandlung erfahren, weil es „dem Allgemeinwohl dient“? Weil es um das Fortbestehen der Menschheit geht? Weil diese Schmierlappen, die sich über Jahrzehnte wie die Parasiten die Taschen vollgestopft haben, immer noch nicht wissen wollen, was der Profifußball denn bitte falsch gemacht hat? Soll das ein kranker Witz sein?

Ich brauche nur ein Beispiel, um zu umreißen, wie krank dieses System und wie überfällig der Fall des Imperiums tatsächlich ist. Nur ein Beispiel, von denen es im Laufe der letzten 30 Jahre mit absoluter Sicherheit Tausende gab, viele davon deutlich extremer mit deutlich nachhaltigeren Konsequenzen.  Für mich reicht dieses eine Beispiel, um nachvollziehen zu können, warum es nach nur wenigen Wochen der Spielausfälle zu diesen Folgen kommen konnte. 

Es trug sich zu im Jahre des Herrn 2013. Der KSV hatte mit Thorsten Fink mal wieder den amtierenden Chef-Coach gefeuert und abgefunden, Rodolfo Cardoso war für ein Spiel eingesprungen, da präsentierte man mit dem Holländer Bert van Marwijk den nächsten Hoffnungsträger auf der Trainerbank. Dies wäre im Grunde nichts wirklich Neues gewesen, sondern in der Geschichte von Kühnes Sport Verein eigentlich eher die Normalität, aber die Vorgeschichte ist interessant. Denn während sich die Amtszeit von Trainer Fink langsam aber sicher dem Ende neigte, sondierten die üblichen Verdächtigen des Vereins den Markt und irgendein besonders Schlauer kam auf den ehemaligen Nationaltrainer der Niederländer, der zuvor bereits in Rotterdam und Dortmund gewirkt hatte. Das Gute an der Idee: van Marwijk war arbeitslos. Der holländische Verband hatte sich am 27.06.2012 von ihm getrennt, also nahm man von Seiten des Vereins Kontakt zu seinem Berater auf. Jeder Trainer hat heutzutage ebenso einen oder mehrere Berater, genauso wie Spieler und Manager/Sportchefs. 

Dieser Berater signalisierte dem Verein, dass man es sich durchaus vorstellen könnte, in Hamburg anzuheuern, allerdings wäre dann eine Vermittlungsgebühr in Höhe von € 300.000 für den Berater fällig. Hier fängt es zum ersten Mal an, richtig krank zu werden, denn warum zur Hölle soll man als neuer Arbeitgeber eigentlich für die Vermittlung eines Arbeitslosen eine Summe bezahlen sollen, die normale Arbeitnehmer in 5 oder 6 Jahren nicht verdienen? Wie kaputt aber das System ist, erkennt man daran, dass die Verantwortlichen des KSV nicht etwa ablehnten, sondern ohne weitere Verhandlungen bereit waren, die Summe für die exorbitante Beratungsleistung abzudrücken. 

Aber die Geschichte ist an dieser Stelle noch nicht vorbei, sie fängt erst an. Denn der Berater von Minjheer van Marwijk war clever, er wollte sich vor der Vertragsunterschrift erst einmal schlau machen, wie denn in Hamburg so die Uhren ticken würden, wer was zu sagen hat und was man denn für seinen Mandanten so aufrufen könnte. Also griff er zum Telefon und rief einen alten Bekannten an, der würde Bescheid wissen. Dieser alte Bekannte war kein Geringerer als der ehemaligen Vorstandsvorsitzende des KSV, Bernd Hoffmann. Hoffmann war zum Zeitpunkt des Anrufs ebenfalls als „Spielerberater“ tätig, er half gern. Gegen eine bestimmte Beteiligung natürlich. Also gab der Ex-KSV-Boss dem Berater des Trainers van Marwijk bereitwillig Auskunft und wurde am Beratungshonorar (€ 300.000) beteiligt. Es gab Leute, die behaupteten, man hätte die Summe brüderlich geteilt, mir sagte Hoffmann einmal im Grspräch „Man muss ja nicht zwingend 50:50 teilen“. 

Wie auch immer, BeePee bekam für ein ca. 20-minütiges Gespräch unter Garantie eine Summe im mindestens 5-stelligen Bereich, was ebenfalls dem Gehalt eines durchschnittlichen Arbeitnehmers entspricht. Und jetzt fassen wir mal zusammen: Der KSV bezahlt dem Berater eines arbeitslosen Trainers € 300.000 und dieser bezahlt einem Kollegen für ein paar Auskünfte irgendwas zwischen € 50.000 und € 100.000. Arbeitsaufwand für Beide – überschaubar. Nicht zu vergessen natürlich der Ex-Trainer Fink, der noch großzügig abgefunden wurde. Und nun gibt es tatsächlich welche, die sich wundern, dass zahlreiche Vereine nach wenigen Wochen ohne TV-Übertragung auf dem Weg zum Insolvenzverwalter sind? 

Diese kleine Geschichte beschreibt einen Vorgang, der beim KSV im Laufe der Jahren garantiert zigmal passiert ist, in den deutschen Bundesligen mit Sicherheit Hunderte von Malen und im internationalen Fußball tausendfach. In den meisten Fällen dürften die Summen um ein Vielfaches höher gewesen sein und diese Branche soll jetzt künstlich am Leben gehalten werden? Damit der Spaß einfach so weitergeht? Wie unglaubwürdig würde man auf Seiten der Politik werden, wenn man das durchwinkt?

Und in Hamburg? Da erzählen die Herren Witzboldt und Wetzstein die nächsten Märchen. Herr Kühne ist die Inkarnation des Weihnachtsmanns, nimmt keinen Einfluss und die Renten sind sicher. Und die üblichen Verdächtigen jubeln exakt so, wie sei bei den Herren Beiersdorfer, Bruchhagen, Hoffmann und und und gejubelt haben, als die exakt das Gleiche behauptet haben. Der KSV erhält die Lizenz? Ist ja sensationell. Was die wert ist, kann man aktuell am Stand der Verzweiflung diverser Vereine ablesen. Aber interessiert das überhaupt noch jemanden?