Ich bin jetzt schon gespannt auf den Moment, an dem es passiert. Oder glaubt jemand, dass Hobby-Filmer Kalou allein auf der weiten Welt ist? Jeder Profi-Verein hat seinen Kalou, einige haben mehrere. Spieler oder Mitglieder des „Funktionsteams“, welche sich einfach nicht zurückhalten können. Und was passiert, wenn irgendein Verstoß gegen die so gnadenlos geilen DFL-Vorschriften bekannt wird, können wir dann beoabchten, Popcorn und Bier bereitstellen. Ich bin gespannt auf die dann aufkommenden Versuche, die Geschichte zu vertuschen, unter den Teppich zu kehren oder kleinzureden. „Das war ja nur eine Ausnahme, die wir aufs Schärftes verurteilen“. Genau. Wie immer. Die übliche Ausnahme. Ich gehe jede Wette, dass die Beobachtung des zu erwartenden Krisen-Managements spannender und unterhaltsamer sein wird als der Rest irgendeiner Saison, die ohnehin keinerlei sportlichen Wert haben wird, egal in welcher Liga.
Beim KSV jedenfalls fängt alles so an, wie es aufgehört hat. Vorzeige-Patient Ewerton konnte sich in 6 Wochen ohne Ball so gut von den zahllosen Wehwehchen erholen, dass an die Aufnahme eines Trainings ohne Körperkontakt nicht zu denken ist. Hoffnungsträger 🙂 Gyamerah fällt mit Muskelverletzung im Hüftbeuger mindestens 14 Tage aus, Harnik (Wade) und Letschert (Muskel) fehlen bereits vor Beginn des Mannschaftstrainings. Ich stelle mir ja immer die Frage, wie sich Hochleistungssportler ohne Sport derart verletzten können, dass sie ihren Sport nicht betreiben können, aber wahrscheinlich war das Monopoly spielen mit den Kindern während der Isolation einfach körperlich zu aufreibend.
Ach ja. Hat eigentlich einmal jemand gefragt, ob neben den Spielern, die ab dem 15. Mai wieder bolzen sollen, auch die Schiedsrichter getestet wurden? Wurden sie nämlich nicht. Und überhaupt, müssen die eigentlich auch in die Quarantäne? Ach, wen interessierts? Wen interessiert eigentlich überhaupt, wer spielt? Oder wer gewinnt? Oder wer Meister wird und wer absteigt? Ging es nicht eigentlich irgendwann mal darum? Ich nehme an, das haben alle vergessen. Und was ist mit der Europa League und der Champions League, wenn in Holland, Belgien, England und Spanien nicht wieder gespielt wird? Ach, egal. Hauptsache, in Deutschland rollt der Rubel. Sportlicher Wettkampf? Für’s Arsch. Zuschauer? Drauf geschissen.
Ich bin so auf den Tag gespannt, wenn die nächsten Infektionsfälle während des laufenden Spielbetriebs bekannt werden. Dann kippt der ganze Kram von der Rasierklinge, auf der die Vögel gerade tanzen. Und wie sie dann erklären wollen, dass man leider doch nicht einfach so hätte weitermachen können, das wird witzig. Irgendwie ist es auch ein cooles Gefühl, wenn einem die Zukunft des bezahlten Fußballs scheißegal ist. Übrigens, sehr lesenswert dieser Artikel/Blog/Kommentar. Trifft genau meinen Nerv.
Es werden sich einige vom Fußball lösen, darf man den jetzigen Umfragen zum Thema Geisterneustart Glauben schenken.
Moin Grave,
sage nichts gegen das Gute alte Monopoly, habe ich in der Coronazeit mit meinen Kindern wiederendeckt für mich. Genauso wie Fußball und Frisbeespielen im Park an der frischen Luft.
Wer braucht Fußball?
Mich interessiert nicht mal mehr, ob mein Verein ( Werder ) „Geisterabsteiger“ wird. Auch Sie haben sich disqualifiziert, wobei die Politik in Bremen eine kleine Ausnahme gespielt hat.
Herr Ibisevic erzählt etwas von 13% statt 11% . Bei mir waren es, obwohl keine Kurzarbeit satte 25% . Und ich verdiene keine 50.000€ im Monat.
Also kickt mal schön weiter.
Ich habe fertig!
Moin! Ich habe gerade das gleiche gedacht. Wir haben mal wieder die Tischtennisschläger aus dem Schrank geholt. Ich stelle mir vor, am Wochenende die Jungs anrufen, Kiste Bier untern Tisch und „zack!“, gute alte Zeit wieder da.
Nebeneffekt, man bewegt sich selber, ist wahrscheinlich pünktlich wieder zu Hause und nicht mehr als einen Zwanni losgeworden.
Mal vom Spaßfaktor ganz abgesehen…
Guten Morgen zusammen,
nach reiflicher Überlegung habe ich für mich beschlossen, dieses Kapitel nach der Saison hier zu beenden. Das Fass zum Überlaufen gebracht hat für mich die Entscheidung der Politik auf Druck der DFL und sonstiger Gruppierungen wie Bild, Sky etc. die Bundesligasaison wieder fortzusetzen.
Wen es interessiert, warum ich das nun so mache, der möge weiterlesen, wem es egal ist, der kann hier nun stoppen und sich die Zeit sparen. Ich schreibe den Text einmal und werde ihn bei meiner Kicktipp Runde und bei zwei Blogs einstellen. Zusätzlich noch bei comduo und comunio. Dann sollte jeder verstanden haben, dass der Vorhang geschlossen ist.
Eine Bitte noch zu Beginn. Ich habe den Text mit etwas Emotionen so heruntergeschrieben. Es kann sein, dass das eine Komma mal falsch gesetzt ist, oder es einen kleinen Fehler in der Rechtschreibung gibt. Akzeptiert es halt, oder mault herum. Es kam mir auf den Inhalt an. Wenn ich den Pulitzer Preis gewinnen wollte, hätte ich noch drei Mal Korrektur gelesen.
Irgendwann in den 70ern wurde ich HSV Fan. Warum kann ich nicht genau sagen. Lag es daran, weil mein Vater vor seinem Umzug ins Binnenland in Hamburg gelebt hat, lag es daran, weil mein älterer Stiefbruder in Hamburg geboren wurde oder lag es daran, dass der HSV damals auch ein wenig erfolgreicher war, als es in den letzten 10 Jahren der Fall war? Ich weiß es nicht, vielleicht lag es sogar an der Werbung von hattric mit Uwe Seeler, die uns damals im TV penetrierte. Egal, ich weiß es nicht mehr und gut ist.
Als ich mein erstes HSV Trikot bekam, ging ich zum Gymnasium nach Heinsberg. Ich erinnere mich an Sportstunden, wo ich der Einzige mit einem solchen Trikot war. Damals gab es sonst nur noch Gladbach, den FC und die Bayern. Somit war ich wohl eher ein Exot, aber das hat mir nichts ausgemacht. Meine Schullaufbahn hat das nicht beeinflusst, auch wenn ich kurz darauf die Schule wechseln durfte.
Ausgemacht habe ich später das Fernsehen. Warum ist auch ganz klar. In meiner Kindheit gab es die ARD Sportschau mit Ernst Huberty. Ein leicht ergrauter Mann, der unaufgeregt auf die Spiele des Samstags verwies und etwas moderierte. Der Rest war in der Regel die Aufnahme einer Kamera und man konnte einige Dinge nur erahnen, weil damals nicht alles so seziert wurde, wie es heute der Fall ist. Einige Szenen wurden sogar in Zeitlupe gezeigt und damit damals auch der letzte wusste, dass es eine Zeitlupe war, wurde extra oben im Bild ein „R“ eingeblendet.
Abgesehen von der Sportschau ist noch die Übertragung von WDR2 Radio jeden Samstag zu erwähnen. Wie oft habe ich damals mein Auto auf der Einfahrt gewaschen und der Bundesligakonferenz auf WDR2 gelauscht. Da gab es auch mal richtige Typen wie Manni Breuckmann, Günther Koch und Werner Hansch. Wenn zu erwarten war, dass nach einem Lied wieder ein Kommentar aus einem Stadion kam, hab ich schon vorsorglich den Staubsauger ausgemacht, um ja nichts zu verpassen.
Ich wurde logischerweise älter und war auch mal öfter in Stadien. Als Oberbrucher kannte ich definitiv zu viele Leute, die der einzig wahren Borussia nahestanden und so passierte es, dass ich öfter auf dem Bökelberg war. In meinem Schuhkarton finde ich noch Eintrittskarten aus der Zeit, wo die Borussia gegen Nürnberg oder Frankfurt gespielt hat. Stehtribüne auf der Gegengeraden. Die Stufen waren so breit wie mein Schuh lang ist und zum Glück ist da nie was passiert. Die Preise lagen damals bei 7 bis 11 DM. Heute kann ichumgerechnet für 7 DM knappe 2 Stunden in Aachen parken.
Natürlich war ich nicht nur in Gladbach. Ich habe noch Karten aus Weltstädten wie Bochum und Krefeld (Uerdingen), wo Hamburg damals 1-4 unterging. Ich war in Köln, München und in Hamburg sowieso. Auf Schalke war ich noch im alten Parkstadion und viele Jahre später auch mal im VIP Bereich der Veltins Arena. In Köln war ich auch einmal im VIP Bereich und nach dem Spiel war ich der einzige Besucher im Restaurant, der ein HSV Trikot trug. Rückblickend schöne Ereignisse und Momente.
Später gab es bewegte Bilder dann bei den Privaten. Hier stand nicht mehr der Fußball im Vordergrund, als vielmehr die reine Unterhaltung, also die Show. Hatte man sich früher am Montag über einen nicht gegebenen Elfer unterhalten war auf einmal die rote Jacke von Herrn Beckmann ein Diskussionsthema geworden. Ich verkürze jetzt etwas, weil es sonst ein längeres Buch wird.
Irgendwann kam auf DSF der Doppelpass. Viele Sonntage habe ich von 11 Uhr an da gesessen und den „Experten“ zugehört. Rudi Brückner konnte mir quasi immer beim Kaffee zusehen. Legendär ist auch noch das „Gespräch“ zwischen Uli Hoeneß und Christoph Daum aus dem ZDF Sportstudio, als spätestens jetzt klar wurde, warum Jupp Heynckes den Spitznahmen Osram trug.
Mit den Jahren wurde alles immer professioneller. Früher gab es einen Fanartikelladen mit einigen Produkten, dann gab es das Merchandising mit einem Katalog. Die Preise für die Tickets stiegen und aus Stehplätzen wurden Sitzplätze. Früher war es ein Fußballspiel, dann war es ein Event. Ich will nicht sagen, dass früher alles besser war, aber es war anders und es war überschaubarer und einfach schöner. Die Ablösesummen wurden irgendwann utopisch. Die Fernsehgelder auch und wenn man sah, wie viel Kohle für durchschnittliche Kicker bezahlt wurde, dann war das für mich nicht mehr nachvollziehbar.
1996 bin ich bei einem Besuch in Hamburg dann auf der Geschäftsstelle des HSV vorbeigegangen und habe meinen Mitgliedsantrag ausgefüllt. Der HSV war damals nicht wirklich erfolgreich, aber zumindest noch halbwegs vernünftig geführt. Für mich war die Mitgliedschaft nur eine späte Bezeugung, dass dies mein Verein ist.
Es gab damals auch Skandale. Uwe Seeler war damals Präsident und es ging um Immobilien im Osten und andere seltsame Vorgänge im Umfeld des HSV. Es gab auch seit den 90 bis heute immer wieder Schlammschlachten um diverse Präsidenten, Aufsichtsräte, Sportdirektoren, Manager und Trainer bei meinem HSV. Dies hat mich früher nie wirklich interessiert, da es mir noch um die 90 Minuten auf dem Rasen ging. Später mit der zunehmenden Berichterstattung und der Möglichkeit, dass man im Netz auch mal recherchieren konnte, hat sich das ein wenig geändert.
Apropos Recherche im Netz. Wer sich einmal wirklich kritisch mit dem Thema HSV auseinandersetzen will, dem sei die Seite https://www.hsv-arena.hamburg/ ans Herz gelegt. Hier berichtet ein Blogger mit dem Nick Gravesen (nein, nicht der Thomas) fast täglich über Neuigkeiten von der Elbe. Wer hier nur einen himmelblauen Himmel erwartet ist hier aber falsch, hier geht es um kritische Aufarbeitung und auch die Kommentatoren haben ein ganz anderes Niveau (keine Handcreme), als die Trolle, die sich sonst im Netzt tümmeln.
Zurück zum Thema:
Irgendwann ging mir das Thema Grabenkämpfe auf den Sack. Es gab Maulwürfe im Aufsichtsrat und eine (vermeintlich sinnvolle) Ausgliederung, die von Dilettanten vergeigt wurde. Leute wie Beiersdorfer wurden zu Ikonen verklärt, dabei war das nicht mehr als ein Didi. Und ich meine nicht den Hallervorden, vor dem ich meinen Hut ziehe, hinsichtlich seiner bisherigen Lebensleistung. Es wurde langweilig, Leuten im privaten Umfeld immer wieder erklären zu dürfen, was denn jetzt schon wieder in Hamburg los ist.
Anleihen wurden aufgenommen, Gelder verbrannt, Konzepte erstellt und nie umgesetzt. Leute kamen und gingen und am besten fand ich den Hinweis wo mal jemand irgendwo schrieb.. „Lieber Herr xxx (neuer Trainer, Name ist austauschbar), nehmen Sie sich erst einmal ein Hotelzimmer, bevor Sie sich eine Immobilie suchen. Wer weiß wie lange sie hier sind.“
Aufgrund der Fluktuation gab es auch nie ein Konzept, welcher Fußball in Hamburg gespielt werden soll. Mit jedem neuen Sportdirektor kam eine neue Idee, jeder neue Trainer brachte seinen Stab und neue Spieler an den Start. Der Nachwuchs, der gefördert werden sollte, wurde vernachlässigt. Vermeintlich gute Spieler wurden verliehen, zu billig verkauft oder direkt verschenkt. Bei Hamburg blieben nur die „Luschen“ hängen, wie es Herr Kühne einmal zu sagen pflegte.
Thema Kühne:
Was eigentlich ein Segen hätte sein können, entwickelte sich zum Fluch. Da kommt jemand mit Geld um die Ecke und dieser jemand gewinnt über die Zeit so viel Einfluss, dass einem schlecht wird. Die zweite van der Vaart Phase verdanken wir Frau Kühne und das Gehalt von Herrn Wood wäre sonst vermutlich auch nicht so hoch. Apropos Gehälter. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die Diskrepanz zwischen Gehalt und Leistung nirgends so groß ist, wie im Volkspark in Hamburg.
Alles aufzuzählen wäre müßig und im Netz ist alles zu finden. Einfach bei Google mal Skandal HSV eintippen und dann ist da genug Lesestoff bis zur Rente. Ein betrunkener Zebec, der Flaschenwerfer aus Peru (was ich gut fand), der Wettskandal (okay, da konnte der HSV nichts für), eine falsche Identität eines Bakery x. und und und. Früher nannte man den FC aus München mal den FC Hollywood, ich weiß nicht wie man die Geschichten aus Hamburg umschreiben soll.
Was waren die Auswirkungen für mich persönlich? Es nervte nur noch. Es wurde in Hamburg nicht mehr über Fußball gesprochen, nein, das Beiwerk war viel wichtiger geworden. Warum kennt ein Herr Arnesen nur Spieler aus Chelsea oder was trägt Frau Diekmeyer beim Einkaufen. Welcher Spieler betreibt nebenbei einen Autohandel und hatte eine schwere Kindheit.
Genau wie die Funktionäre gingen auch zu viele Spieler durch die Pforten an der Elbe. Von der Mannschaft, die 83 gegen Juve den Pott holte kenne ich noch fast alle Namen auswendig. Namen wie Jakobs, Hieronymus, Kaltz, Hartwig, Magath, Hrubesch und von Heesen klingen heute noch gut. Wo wir bei Namen sind will ich auch noch Ernst Happel und Hermann Rieger nicht vergessen.
Neben dem eben erwähnten Blog habe ich mir dann auch zwei Bücher gekauft. Football Leaks und von Daniel Jovanov „Der Abstieg – Wie Funktionäre einen Verein ruinieren“ und beide haben mein Denken über den Fußball und die Gesellschaft an sich stark ins Wanken gebracht. Alleine einige Punkte in Football Leaks zu lesen und daraus den Schluss zu ziehen, dass der Fan nichts anderes als dummer zahlender Pöbel ist, während der Rest der Welt die Menschheit bescheißt, war schon bitter.
2018 kam dann was kommen musste. Man hat es wirklich geschafft, sein Alleinstellungsmerkmal sinnlos zu verschleudern. Der Abstieg war nach dem Glück der Vorjahre das lang verdiente Ziel. Lotto musste ein Jahr später seine Klampfe mit dem peinlichen Text einpacken und auch die Uhr wurde abgebaut. Den HSV, den ich in den 80 kennen- und auch lieben gelernt habe, gab es nicht mehr. Fußball war in Hamburg wirklich zu einer Nebensache geworden.
Investigativer Journalismus wird nicht mehr benötigt, weil die Herren ja nicht das Risiko eingehen können, es sich mit ihren Quellen zu verscherzen. Ich muss da immer an einen Spruch denken, den ich mal in einem alten Edgar Wallace Film gehört habe „Wenn ich den Sumpf trockenlegen will, darf ich nicht die Frösche fragen.“
Angeblich ist der Spruch auch von Adenauer, aber es ist egal – er passt halt.
2019 bin ich dann aus dem Verein ausgetreten. Neben neuen Machtkämpfen zwischen AR und Vorstand gab es weitere Themen. Verluste wurden angehäuft und der Vorstand Finanzen wird als Sanierer bezeichnet. Drittklassige Spieler sind Stars und diese Pyromanen, die mit Fackeln zwischen den Menschen stehen sind Stimmungskanonen. Diese komplette Ausblendung der Realität tut weh. Sachliche Diskussionen mit Andersdenkenden sind nicht mehr möglich.
Wenn ich in den letzten Jahren meine Mutter besuche, dann kommt manchmal noch ein Spruch wie „Na, was ist denn mit dem HSV los?“, wenn er gerade wieder irgendwo 0-3 verloren hatte. Ich habe meiner Mutter schon öfter gesagt, dass ich ausgetreten bin und mit dem Verein nichts mehr zu tun habe. Das sage ich heute nicht mehr, weil ich weiß, dass sie mich nur ärgern will. Heute lächele ich einfach zurück.
Ich werde demnächst wieder umziehen und bei jedem Umzug wird die Anzahl der HSV Produkte in meinem Haushalt weniger, weil ich eben auch weniger Gepäck brauche. Wimpel, eine Fahne und einige Kleinigkeiten sind schon lange im Müll gelandet. Ich habe noch drei Tassen (2 mit Harry der Hummel) und die Trikots, die früher einmal ordentlich im Schrank hingen, liegen jetzt gefaltet im Boden des Schranks. In meiner Werkzeugtasche ist noch ein HSV Zollstock und das wars dann auch. Vielleicht werde ich irgendwann mal meine Trikots bei ebay reinstellen. Behalten werde ich nur das alte BP und vielleicht das mit dem Flock von Thomas Doll.
So und jetzt komme ich hier zum Ende, bzw. auch zu meinen ersten Sätzen am Anfang dieses Textes. Wir befinden uns in der heutigen Zeit, bedingt durch Corona, in einer Ausnahmesituation. Große Teile des öffentlichen Lebens sind stillgelegt und einige Bereiche kommen langsam wieder zurück zur Normalität. Ich war die Woche mal beim Friseur und mache ein Rechenbeispiel.
Der Friseur bekommt ein Gehalt von geschätzt € 1.800 und sein Arbeitgeber schickt ihn in Kurzarbeit. Das macht dann erst einmal € 1.080. Nach Abzügen etc. soll ein Mensch hiervon sein Leben bestreiten? Miete, Versicherungen, Auto, Nahrungsmittel, Kleidung ….
Und jetzt kommen auf der anderen Seite die Vereine. Sie bekommen in Summe mehr als eine Milliarde pro Jahr und sind nach 6 Wochen ohne Einnahmen kurz vor der Insolvenz? Kann mir das bitte jemand erklären?
Kann mir jemand erklären, warum Profivereine systemrelevant sind? In diesem Land arbeiten sich seit einigen Wochen einige Berufsgruppen kaputt. Sie sind nicht gut bezahlt und setzen sich gesundheitlichen Risiken aus und dann kommen so Typen wie Rangnick, Watzke oder Rummenigge, die der Meinung sind, dass der Fußball doch das allerwichtigste überhaupt ist?
Später kann man in der Blöd (ich weiß, ist falsch geschrieben – die Zeitung heißt eigentlich Saublöd) lesen, dass die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten länger über die Bundesliga gesprochen haben, als über Konzepte für Kindergärten und Schulen.
Leute, seid mir nicht böse, aber für mich ist nicht nur langsam, sondern ganz sicher das Ende der Fahnenstange erreicht. In einer Gesellschaft wo es wichtiger ist Betrügern eine Plattform zu bieten, damit diese auch weiterhin ihre Kohle verbrennen können, fühle ich mich nicht wirklich gut aufgehoben. Ich war immer der Meinung, dass der Mensch die dümmste Spezies auf diesem Planeten ist, weil es die erste Lebensform ist, die sich bewusst selbst ausrottet. Seit der oben genannten Diskussion weiß ich, dass es noch eine dümmere Spezies gibt.
Den homo fussballus fanus.
Eine Spezies, die ihren Helden bei Wind und Wetter quer durch die Republik folgt und Zeit und Geld in Unmengen dafür opfert. Die sich nicht wundern, dass ihre Helden sich nicht an Gesetze halten, die ertragen, dass es Vergewaltiger gibt. Die akzeptieren, dass die Leute die Steuer bescheißen, Auto fahren ohne Führerschein, die akzeptieren dass sich der DFB so machtgeilen Wichsern wie der UEFA und der FIFA unterwirft. Denen scheißegal ist, wenn in Katar irgendwelche Hiwis sterben, Hauptsache im Winter kann der Ball da rollen.
Auch wenn das alles Dinge sind, die man bewusst nicht jeden Tag vor Augen hat, dann sei mal gesagt, Leute, ihr unterstützt dieses System durch euer Verhalten. Ihr haltet mit eurem Geld dieses System am Leben und es wird jedes Jahr perfider, weil immer Geld in dieses System gepumpt wird.
Für mich hat spätestens jetzt alles ein Ende, weil ich es nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Lasst und die Hrubeschs und Seelers, den Gladbachern den Heynckes und den Vogts, den Bayern vielleicht den Beckenbauer und den Hoeneß und den Kölnern den Cullmann und den Flohe und freut euch der Erinnerungen, aber das was heute abgeht ist nicht nur peinlich ist es hochgradig asozial und damit will ich nichts mehr zu tun haben.
Wenn ich mir den Text so anschaue, dann habe ich festgestellt, dass ich doch einen Großteil meiner Zeit mit der schönsten Nebensache der Welt verbracht habe. Vieles bringt mich auch heute noch oder wieder zum Lächeln. Aber die Entwicklung, die der einst geliebte Fußball genommen hat, gefällt mir nicht mehr. Zu viele Skandale, zu viele Dinge, die ich nicht gutheiße und bei denen ich auch nicht verstehe, warum es immer noch so viele „Fans“ gibt, die ihren Göttern immer noch hinterherrennen.
Leute, genießt die Zeit, setzt eure Prioritäten und vor allem bleibt gesund! Ich persönlich werde immer noch mal bei Grave vorbeischauen, aber es nervt mich nicht mehr. Der HSV wird für immer mein Verein bleiben, aber die Ebene hat sich etwas verschoben.
Wie heißt es so schön in der Werbung der Firma Schöffel „Ich bin dann mal raus.“
Detlev
Hey Detlev, Klasse Text.
Ich kann das alles gut nachempfinden obwohl ich vermutlich das ein oder andere jährchen weniger aufm Buckel habe und nicht so viel Live mitbekommen habe. 🙂
(Ich glaub ich war zum ersten Mal im Stadion als der HSV gegen die Lauterer gespielt hat in deren Meistersaison)
Bis dann, hier willst du ja auch weiterlesen. Immerhin läuft man hier nicht in Gefahr in irgendeiner „Filterblase“ zu landen.
Gruß
Carsten
Moin Carsten,
aufgrund der Hygiene hier wird es keine Filterblase geben. 🙂
Natürlich steht hier nicht wirklich viel positives, aber wie soll man über den KSV oder die DFL denn auch etwas positives schreiben? Dann lieber die Wahrheit oder das was man darüber denkt. Alles andere ist rosarot und pinke Trikots gibt es beim HIV (Hann ich vergessen) nicht mehr….
Lustig, dass du es ansprichst. Ich habe dieses Phänomen zigmal erlebt und es kam immer das Gleiche dabei raus. „Aarrgg…du schreibst doch immer nur negativ“. Dann habe ich vielfach um einen Tipp gebeten. „Okay, dann sag mir bitte, was so positiv bei diesem Verein ist, dass man darüber schreiben könnte“. Keine Gag – ich habe nicht ein einziges Mal eine Antwort darauf erhalten. Das Problem ist: Die Trottel WISSEN, wie scheiße und verkommen ihr Klub ist, aber man darf es ihnen nicht sagen. Vielleicht, weil dann noch mehr auf diesen Trichter kommen würden. Es ist einfach nur verlogen ohne Ende.
Übrigens – um zu erkennen, wie krank es läuft, muss man nur die Kommentare unter deinem Beitrag in der Graupenperle lesen. Ich trage einen Aluhut und die Stimmung hier mies. Zu geil, diese Opfer 😀 😀
Hi Grave, ja, sie wissen es. Aber sie können nicht anders, denn sie haben sonst nichts. Wenn die Trottel ihre „Westkurve Block E“ Kutte ausziehen müßten, ständen sie nackt da.
Lieber unbekannter Levti, danke für Deinen wunderbar geschriebenen und einsichtsvollen Kommentar. Tolle Story.
Bezüglich des Niveaus der Kommentare: Ich glaube, der arme Grave hat alle Hände und Mäuse voll zu tun, die Trolle, Spammer und andere, arme Digitalwesen aus seinem blog fernzuhalten, es sähe hier sonst anders aus.
Wie nicht anders zu erwarten hat die Politik grünes Licht für die Wiederaufnahme der 1. Und 2. LIGA gegeben, natürlich unter Einhandung des DFL-Konzept. Den Termin durften die 36 Vereine selbst bestimmen und klar war hier für diese Abzocker nur der eine Termin 16. Mai in Betracht. Die Voraussetzung der 14 Tage Quarantäne war gleich für den Ar.. Weitere Missachtungen werden an jedem Spieltag auftreten und man wird versuchen sie zu ignorieren bzw. unterschlagen.
Der Grossteil Fussball- interessierten, nicht Fans oder gar Fanatiker haben nach dem ganzen Hin und Her der Politik und der Macher die Schnauze voll. Die Terminplanung, Tabellenstand und Transfers sind von wenig Interesse. Dies trifft bestimmt auch auf die meisten Spieler zu, deren Bestreben ist nur das Saisonende und ihr eigenes Körperheil. Die Bosse der Vereine machen einen Haken an die Restspiele, sie haben es Dank SKY-TV GELDER geschafft die Pleite/Insolvenz auf das nächste Jahr zu verschieben. Gelegenheit für Alle, sich noch einmal die Taschen vollzustopfen. Nächstes Jahr, EGAL da können sich andere Gedanken machen wie es im Profifussball weitergeht. Mir auch, denn Fussball hat nur noch einen nicht nennenswerten Stellenwert.
Dank weiterer Video-Filmer oder Rücksichtsloser Spieler wird die Saison noch vorzeitig enden!
Levti – wow. Scheinbar haben wir eine ähnliche, aus zeitlich, Entwicklung vollzogen. Respekt
Das ist schön, aber ich sehe meinen Kommentar gar nicht 🙂
Ich schon, aber nicht hier 🙂
Danke 🙂
Vielleicht ist unser Humor auch ähnlich!
Gut gefallen hat mir vor einigen Tagen auf SSNHD der Beitrag zur italienischen Liga und wie dort im Falle eines Abbruches bezüglich Meisterschaft umgegangen wird. Da wurde doch tatsächlich davon gesprochen, dass es hinsichtlich Meisterschaft die langweiligste Topliga Europas sei, weil Juve die letzten 8 Jahre Meister geworden ist. Als wäre die Bundesliga mit bereits 6 aufeinanderfolgenden Meisterschaften von Bayern und bereits wieder 4 Punkten Vorsprung auf dem zweiten Platz so viel spannender… IST SIE NICHT. Jede Saison beginnt damit, dass man bereits weiß, wer erster wird und wen interessiert es schon, wer 8. 10. oder 14. wird. Richtig, niemand!
Ich möchte es nicht versäumt haben, Levti für diesen Kommentar zu danken. Alles wurde angerissen und aus zeitgründen nicht alles wiederholt, was wir in diesem Blog dank Grave , täglich diskutieren.
Dieser Bericht müsste Pflichtlektüre für alle Abzocker werden. Hoffentlich bald R.I.P. dem Profifussball.
Was macht man als verlängerter Arm von HSV.de und der HSV-Medienabteilung, wenn man merkt, dass der eigene Verein, von dem man bezahlt wird, absäuft? Man ätzt über Werder Bremen. Münchhausens Manöver sind so durchschaubar und billig, es braucht schon eine extem belämmerte Leserschaft, damit man mit sowas durchkommt.
Kann man solche Kreaturen nicht einfach aus dem Verkehr ziehen, um die Mitmenschen zu schützen.
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