Wohl ein jeder kann sich an die markigen Sprüche der Protagonisten vor der Neuaufnahme der Saison 2019/20 erinnern, oder? „Sollten wir nicht wieder spielen können, wird es den Profifußball, wie wir ihn kennen, nicht mehr geben“.   So sei die Wiederaufnahme des Spielbetriebs für die Vereine nicht nur aus finanzieller Sicht wichtig, sondern aus psychologischer Sicht „für die gesamte Menschheit„. Herr Rummenigge köderte besonders Ausgehungerte gar mit der Aussicht, Teil eines „Milliarden-Publikums“ zu sein, wenn man nichts anderes vorhätte, als sich eine Konferenz von emotionsbefreiten Geisterspielen am Wochenende anzugucken. Und natürlich kann man all die Herren und Sprücheklopfer verstehen, denn schließlich geht es nicht zuletzt auch um ihr Geld. All die fetten Pöstchen, all die gut bezahlten Jobs für Underperformer, alle waren in Gefahr. Und sind es noch. 

Wen ab einem bestimmten Zeitpunkt die spontante Kehrtwende einige Spitzenpolitiker gewundert hatte, der musste sich nur einmal mit der ab ca. März vorherrschende medialen Darstellung des Corona-Problems auseinandersetzen. Denn ganz plötzlich wurden aus Bedenkenträger teilweise radikale Befürworter einer Geister-Restsaison. Quarantäne, zig-Tausend Tests, alles kein Problem mehr. Hätte nur noch gefehlt, dass sich einige Schmierlappen mit T-Shirts hätten ablichten lassen, auf denen vorn „Profi-Fußball-Retterchen“ gestanden hätte. Doch warum dieser Sinneswandel? Warum war Ansteckung und Pandemie plötzlich kein großes Problem mehr, stattdessen musste der lebensnotwendige Fußball gerettet werden? Hier ist die Antwort.

Ich sage es einfach mal so, wie es ist: Den Damen und Herren der Fußball-abhängigen Presse ist das Produkt „Bundesliga“ scheißegal. Was ihnen jedoch nicht scheißegal ist, sind ihre Jobs. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen – Kicker.de verliert innerhalb von zwei Monaten fast 76%!!! Visits, die BILD mehr als 40%. Das sind Hundertaussende, bei einigen Produkten wahrscheinlich Millionen von Euros, die dort gerade verschwinden und nicht wiederkommen. Reine Internet-Seiten wie Transfermarkt.de, spox.de etc. haben keine anderen Einnahmequellen außerhalb der eigenen Seite, sie sind ohne Profi-Fußball dem Tode geweiht. 

Aber auch Angebote, die Online-Verlängerungen von Print-Objekten darstellen, kämpfen verzweifelt ums Überleben. Ich erzähle dazu mal eine kleine Geschichte. In den 9oer Jahren des letzten Jahrhunderts arbeitete ich beim Axel-Springer-Verlag und war so um 1995/96 der erste Anzeigenleiter von AutoBild Online. Das Ganze war mit dem heutigen Auftritt natürlich in keinster Weise vergleichbar, es waren die ersten Schritte auf diesem Gebiet. Damals machten wir mit AutoBild.de im Jahr keine 50.000 DM Umsatz. Vor einigen Jahren traf ich einen ehemaligen Kollegen, der heute in einer verantwortlichen Position bei diesem Titel arbeitet und der erzählte mir, dass AutoBild.de heute mehr Umsatz macht als AutoBild Print. Dies innerhalb von 20 Jahre. Man kann sich also ungefähr vorstellen, wie abhängig auch BILD und Kicker vom Online-Umsatz sind und dieser Umsatz richten sich an den Visits aus. Kein Sport, keine Visits, kein Umsatz, keine Jobs. Deshalb musste gewaltig Dampf gemacht werden, nur hatte das alles weder etwas mit der gesellschaftlichen Relevanz des Fußballs zu tun und auch nicht mit irgendeiner Ablenkung für Corona-Geschädigte. Es ging um nichts anderes als ums Geld. Wie immer. 

Fazit: Es geht um die Knete  und um nichts anderes. Bei den Vereinen, bei den Verbänden, bei den Sendern und Medien, bei den Spielern und Beratern. Der Fußball hat keine übergeordnete Wichtigkeit innerhalb der Gesellschaft, das ist nichts anderes als eine Erfindung. Ebenso ist es eine schamlose Erfindung, von einem Milliarden-Publikum zu quatschen, wenn in dem Land, in dem gespielt wird, knappe 4 Millionen live zusehen. Niemand bricht zusammen, niemand nimmt sich das Leben, wenn kein Folterfußball live im TV zu sehen ist. Außer vielleicht ein paar Vögel, die in den Jahren extrem viel mit diesem künstlichen Hype verdient haben. 

Witzig übrigens, wenn man beobachtet, wie Online-Angebote wie die vom Spiegel und der ZEIT in der Lage sein können, die Wiederaufnahme der Saison so zu kommentieren, wie sie ist – kritisch. Sollte einen aber nicht allzu sehr verwundern, denn der Sport im Allgemeinen und Fußball im Speziellen spielt bei diesen Titeln nur eine Rolle am Rand. Und wenn man finanziell von einem Thema nicht anhängig ist, kann man sich sogar die Wahrheit leisten. Natürlich habe ich auch gemerkt, dass nicht gespielt wird, aber bei mir spielt es keine Rolle. Erstens verdiene ich mit diesem Blog kein Geld und Zweitens ist mir die Wahrheit schon immer wichtiger gewesen. 

Es kann übrigens wieder bestellt werden, das Buch wird nun (endlich) gedruckt. 

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