Dies ist ein Fußball-Blog, das weiß ich. Dieser Blog beleuchtet und kommentiert seit nunmehr knapp 8 Jahren Themen rund um den deutschen und internationalen Fußball und um einen Verein aus Hamburg. Aber aus einem Blog, der sich vor vielen Jahren mit Aufstellungen, Taktiken und Transfers beschäfigte, ist ein Blog geworden, in dem es (auch) um andere Dinge geht, Dinge, die mich persönlich beschäftigen. Und tatsächlich möchte ich, bevor ich zum eigentlichen Thema des heutigen Blogs komme, darauf hinweisen, dass dies hier mein Wohnzimmer ist. Ich allein entscheide, worüber hier geschrieben und was in welcher Form thematisiert wird. Wenn ich morgen das Bedürfnis habe, über die Eheschließung meiner Großeltern zu schreiben und übermorgen über die Vereinigung der Kleingärtner in Hamburg Hinschenfelde, dann tue ich das. Es ist mir vollkommen egal, wer das dann liest oder wie viele Menschen es lesen, denn es ging mir in diesem Blog immer um das Schreiben und nie um das „Gelesen-werden“. In meinem Buch, welches nun in ca. 10 Tagen erscheinen wird, habe ich die Anfänge dieses Blogs dargestellt. Und ich habe erklärt, dass es für mich nie einen Unterschied machte, ob ich nun für 20 Leser schreibe oder für mehrere Tausend. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Black Lives Matter. Wohl jeder von euch weiß, was in den letzten Wochen in den unvereinigten Staaten von Amerika passiert ist. Ihr habt Amy Cooper gesehen, wie sie einem schwarzen Mann, der im Central Park Vögel beobachten wollte, damit drohte, die Polizei zu rufen. Weil sie es konnte. Ihr habt Ahmaud Arbery gesehen, der in Georgia joggen ging und von zwei weißen Ex-Polizisten auf offener Straße erschossen wurde. Weil sie meinten, sie kämen damit durch. Und ihr habt George Floyd gesehen, der in Minneapolis in Handschellen auf der Straße liegend von 4 Polizisten ermordet wurde. Die anderen Tausende von schwarzen und braunen Männern, Frauen und Kindern, denen das Gleiche passiert ist, habt ihr nicht gesehen, weil es nicht mit einer Handykamera gefilmt wurde. Doch obwohl weiße Polizisten und weiße Radikale wissen, dass es diese Kameras mittlerweile gibt, hören sie nicht auf. Weil sie denken und vielfach wissen, dass sie damit durchkommen. 

Thank you:SarahWillsphoto

Ich bin in meinem Leben insgesamt viermal in den USA gewesen und mir ist dieser Zeit offener Rassismus nicht aufgefallen. Heute frage ich mich, warum nicht. Weil ich mich nicht dafür interessierte? Weil ich ihn nicht sehen wollte? Weil ich mich im Urlaub befand und mich nicht mit lokalen Problemen beschäftigen wollte? Ich habe darauf keine Antwort, denn es gibt diesen Rassismus seit unendlich vielen Jahren. Niemals, zu keinem Zeitpunkt sollte sich irgendeiner von uns erdreisten und behaupten, den Schmerz dieser Community verstehen zu können. Das Bewusstsein, niemals die gleiche Chance zu haben wie ein weißer Mitbürger, nur weil die Haut eine andere Farbe hat. Bei jedem Gang auf die Straße, zum Einkaufen, in die Schule Angst haben zu müssen, dass man ohne Grund in ernste Gefahr geraten zu können, ohne irgendwas verbrochen zu haben. Einfach nur, weil man nicht als Weißer geboren wurde. Ein schwarzer oder brauner Mensch hat es sich nicht ausgesucht, braun oder schwarz zu sein und nur weil ich als Weißer geboren wurde, bin ich nicht besser oder schlechter. 

„Steck nicht die Hände in die Hosentaschen. Trag keine Kapuze. Geh nicht ohne T-Shirt raus. Melde dich bei uns, auch wenn du nur die Straße runter bist. Sei nicht zu spät draußen. Fass nichts an, was du nicht kaufen willst. Verlasse nie einen Laden ohne Tüte oder Bon, selbst wenn du nur eine Packung Kaugummis gekauft hast. Lass es nie so aussehen, als gebe es eine Auseinandersetzung zwischen dir und einer anderen Person. Verlasse nie ohne ID das Haus. Fahre nicht im Tanktop Auto. Fahre nicht mit einem Durag Auto. Trage diese Dinge nie in der Öffentlichkeit. Fahr nicht mit lauter Musik Auto. Starre niemals eine weiße Frau an. Wenn ein Polizist dich anhält und dir Fragen stellt, wehre dich nicht, kooperiere. Wenn du jemals von der Polizei aus dem Verkehr gezogen wirst, lege die Hände auf das Armaturenbrett und frage, ob du deinen Führerschein und die Papiere rausholen darfst.“ [skoodupcam]

Wir ihr wisst, lebt meine Tochter in Australien und ich habe mir neulich  zwei tolle Kinofilme als DVD/Blue Ray bestellt, es sind Reisefilme (https://comfilm.de/), die ich absolut empfehlen kann. In dem Film über Australien erzählt ein Aborigine über sein Land und seine Leute. Und er erzählt etwas, was mir Ignorant bis dahin nicht bekannt war. Die Ureinwohner Australiens (das bedeutet das Wort „Aborigine“) gelten in Australien erst seit 1967 als Menschen, zuvor wurden sie als Flora und Fauna eingestuft, also als Tiere oder Pflanzen. 1967 war ich drei Jahre alt, das bedeutet, dass zum Zeitpunkt meiner Geburt ein Volk welches seit knapp 40.000 auf diesem Kontinent lebt, als Tiere gesehen wurden und was Menschen mit Tieren machen (können), sollte allgemein bekannt sein. Viele Australier, viele Amerikaner und auch viele Menschen auf unserem Kontinent sehen das immer noch so. Sie fühlen sich erhaben gegenüber jemandem, der eine dunklere Hautfarbe hat und warum? Weil viele Angst haben. Angst, etwas zu verlieren. Ihre Privilegien, die ihnen überhaupt nicht zustehen, entzogen zu bekommen. Rassismus ist Angst, nichts anderes. 

In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal auf das Thema Jatta/Daffeh zurückkommen, weil mir von einigen dünn-angerührten Zeitgenossen im Verlauf der Berichterstattung Rassismus unterstellt wurde. Wie unendlich dumm muss man sein, wenn man auf solch einen Bullshit kommen will, aber ich weiß ja, dass es diesen Schwachköpfen um etwas anderes geht. Ich weiß auch, dass ich mich weder rechtfertigen noch erklären muss, aber ich möchte dennoch meine Sichtweise noch einmal darlegen. Im Fall Jatta/Deffeh ging und geht es zu absolut keinem Zeitpunkt um die Hautfarbe, die Herkunft oder den Glauben des Mannes, sondern es geht um die Wahrheit. Diese Wahrheit, also das Alter und der tatsächliche Namen des Spielers ist eine Wahrheit, die für alle gelten sollte und gelten muss. Für Leute aus Deutschland, aus Finnland, aus dem Sudan und aus Malaysia. Wenn man anfängt, Unterschiede in der Bedeutung von Wahrheit zu machen, fängt man an, Unterschiede in der Wertigkeit von Menschen zu machen. Und wohin führt dieser Weg? Direkt zum Rassismus. 

Die Menschen, die in den USA zur Zeit auf die Straße gehen, erklären, dass „Black Lives Matter“ nicht bedeuten soll, dass „Only Black Lives Matter“. Sondern, dass jedes Leben von Wichtigkeit ist. Schwarze und braune Menschen in aller Welt wollen nichts Besseres sein als weiße Menschen, sie wollen lediglich gleich behandelt werden und das ist ihr gutes Recht. Wir aber leben immer noch in einer Welt, in der Schwarze für uns kämpfen und sterben dürfen, in der sie für uns Titel und Medaillen holen dürfen, aber sie dürfen doch bitte nicht die gleichen Rechte für sich beantspruchen. Das muss ein Ende haben. Ich muss mich nicht dafür entschuldigen, weiß zu sein, ich muss nur jeden anderen so behandeln, als wäre er es auch. Ich bin der Meinung, dass jeder, der eine Stimme besitzt, sie erheben muss und dass jede Plattform, und sei sie auch nur so klein wie diese, ihren Beitrag leisten muss. 

https://www.fr.de/rhein-main/ofc-fanmagazin-gegen-rassismus-offenbacher-kickers-13549146.html