Könnt ihr euch noch an Hee-chan Hwang erinnern? Wenn nicht: Der Südkoreaner war in der ersten Zweitliga-Saison der KSV-Geschichte von Red Bull Salzburg ausgeliehen und irrlichterte durch die Saison wie ein Blinder im Minenfeld. 20 Einsätze (65 Minuten im Schnitt), 2 Tore, 2 Assists. Als Stürmer. Ich habe einige Spiele von Hwang gesehen und habe mich beständig gefragt, warum man diesen Spieler unbedingt leihen musste, von Heung-min Son jedenfalls hatte er nicht viel. Dann kehrte Hwang nach Österreich zurück und was passierte? 20 Spiele in der Liga für Salzburg. 9 Tore, 9 Vorlagen. Ist etwa die erste österreichische Liga so viel schlechter als die zweite deutsche? Nun, in der Champions League traf der Koreaner in 6 Spielen auch dreimal und dort sind die Gegner bestimmt nicht qualitativ mieser besetzt als in Regensburg oder Sandhausen. Nun dies:

Nach SPORT1-Informationen ist sich Werner bereits mit dem FC Chelsea über einen Wechsel einig, eine offizielle Bestätigung des Deals steht aber noch aus. Doch nun haben die Leipziger offenbar bereits einen Nachfolgekandidaten ins Visier genommen. Wie die Bild berichtet sollen die Sachsen dabei erneut ein Auge auf einen Spieler von „Schwesterklub“ RB Salzburg geworfen haben. An Hee-chan Hwang sollen die Leipziger konkretes Interesse zeigen, heißt es im Bericht. Bereits in den vergangenen Jahren soll es mehrfach losen Kontakt gegeben haben.Hwang gelangen in bislang 33 Pflichtspielen 33 Scorerpunkte (14 Tore, 19 Assists) für Salzburg. Weniger gut verlief dagegen in der vorangegangenen Saison seine Leihe zum HSV. In 21 Einsätzen für die Rothosen gelangen ihm gerade einmal vier Scorerpunkte. Verletzungen und mangelnde Fitness bremsten ihn damals aus. Doch in dieser Saison gelang ihm der Durchbruch.  (Quelle: Transfermarkt.de)

Verletzungen und mangelnde Fitness? Wie kann man dann aber 20 Liga-Spiele bestreiten? Leipzig, immerhin ein Champions League-Teilnehmer und ernsthafter Aspirant auf die deutsche Meisterschaft, will Hwang als Nachfolger für Timo Werner, in Hamburg kam er nicht mal ernsthaft an Jatta vorbei? Wie kann das gehen? Nun, vielleicht ja so wie bei Kostic? Oder Waldschmidt? Oder Gregoritsch? Oder bei gefühlt Hundert anderen Spielern, die in Hamburg spielten, als hätte der Vorbesitzer einen untalentieren Zwillingsbruder geschickt? Und sobald die Profis die Hamburger Stadtgrenzen hinter sich gelassen hatten, konnten sie plötzlich wieder kicken? Wann kommen die Vögel endlich einmal auf den Gedanken, dass es vielleicht am Verein, seinem Umfeld, den Hamburger Medien liegen könnte, dass in der Hansestadt kein Spieler besser, aber viele wesentlich schlechter werden? Egal unter welchem Trainer. Egal, wer gerade Vorstandsvorsitzender oder Sportchef ist. 

Vorgestern habe ich mit einem Freund telefoniert und wir sprachen über den Aufstieg und Arminia Bielefeld. Ich behaupte, man könnte die Spieler Klos und Voglsammer nach Hamburg holen und sie würden nicht funktionieren. Lucas Hinterseer spielt in einer Bochumer Mannschaft, die unter Garantie nicht so prominent besetzt ist wie der KSV, aber machte in der Saison 2017/18 in 31 Spielen 14 Tore und in der Saison 2018/19 in 18 Tore und 9 Assists. In Hamburg spielt er 26 mal, erzielt 9 Tore und 3 Vorbereitungen und hat sich aus der Mannschaft gebolzt. Warum? Kann der jetzt plötzlich nicht mehr treffen? Bochum erzielte in der Saison 2018/19 insgesamt 49 Tore, 18 davon durch Hinterseer. Der HSV machte in dieser Spielzeit bisher 58 Tore, 9 davon durch Hinterseer. Was läuft da falsch?

Von diesen Beispielen gibt es in all den Jahren so unendlich viele und immer wurden die Fehler bei den jeweiligen Spielern gesucht, aber ist das wirklich richtig? Kann es nicht auch sein, dass der Verein KSV und sein (mediales) Umfeld schlicht und ergreifend jede Form von Leistungsbereitschaft ersticken und man seit vielen Jahren mit dem Minimum zufrieden ist? Ich erinnere gern an die Sätze von Ex-Trainer Bert van Marwijk, der geradezu schockiert von der allgemeinen Einstellung und allumfassenden Bequemlichkeit in Hamburg war. In all den Jahren hat sich daran nichts geändert und das ist der Grund, warum es mit diesem Verein nie wieder etwas werden wird. Denn um tatsächlich und nachhaltig etwas zu verbessern, müsste sich so gut wie alles in und um den Verein ändern. Die zumindest mögliche Chance auf einen echten Wandel und einen realen notwendigen Neubeginn verspielte man ebenso bewusst wie leichtfertig 2014 nach der Ausgliederung. Eine zweite Chance wird es nicht mehr geben.