Ich könnte mir vorstellen, dass man sich im Volkspark tatsächlich fragt: „Wollen wir das wirklich? Wollen wir nicht lieber 4. werden, anstatt uns abschlachten zu lassen?“ Vielleicht wäre der KSV wirklich besser beraten, sich dieser „Herausforderung“ nicht zu stellen bzw. nicht stellen zu müssen. Klar, wir reden 1. über Fußball und 2. über den KSV, aber betrachtet man die Parameter realistisch, dürfte es, so es denn dazu kommt, deutlich werden. Warum? Nun, der KSV fiel am letzten Spieltag zum ersten Mal in dieser Saison aus den Top 3 der Liga und befindet sich sowohl mental wie auch spielerisch in einer Abwärtsspirale wieder. Werder dagegen war eigentlich schon abgestiegen, knallt aber im letzten Spiel der Saison bocklose Kölner mit 6:1 aus dem Weserstadion. Das ist das Eine.

 

Das Andere ist der eklatante Qualitätsunterschied der beiden Teams. Bei Werder spielen Kicker wie Eggestein, Klaasen, Bittencourt, Rashica, Selke, Sargent und Osako, beim KSV haben sie Fein, van Dingeldong und Harnik. Gestern schrieb auf Twitter ein User: „Ein weiteres, extrem tragisches Kapitel in der Biografie des Hamburger Sportvereins nimmt Gestalt an.“ und genau das droht es zu werden. Nach den „Werder-Wochen“ im Frühjahr des Jahres 2009, als die Bremer alle Hamburger Träume zum platzen brachten, könnte sich 11 Jahre später der Kreis endgültig schließen. Werder könnte den KSV im Keller lassen, bei den anderen grauen Mäusen, sich selbst retten. Man könnte dem Erzrivalen aus Hamburg das nächste Trauma verschaffen und die eigenen Fans für eine Scheiß-Saison entschädigen. 

Und in Hamburg geht bereits die Angst um, noch bevor überhaupt klar ist, ob man die Relegation erreicht oder nicht. Wie depressiv, wie leistungs-abgewandt ist man in Hamburg inzwischen geworden? Anstatt die Situation als Chance zu sehen, eine beschissene Saison doch noch zu retten, möchte man lieber ein drittes Jahr im Unterhaus verbringen. Jedenfalls dann, wenn es nach der Mehrheit der Anhänger geht (siehe oben). Man muss sich das wirklich einmal vorstellen: Die Mehrheit der eigenen Anhänger geht davon aus, dass sich das eigene Team bis auf die Knochen blamieren würde. Selbst wenn Malta gegen Brasilien spielen würde, wären die Malta-Fans optimistischer. Das ist die Situation, das ist die Mentalität, die man in Hamburg inzwischen implementiert hat. Herzlichen Glückwunsch an alle Verantwortlichen. 

Mögen die Spiele beginnen…

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