Das schlägt jetzt wahrscheinlich für viele wie eine Bombe ein…

HSV-Profi Bakery Jatta wird verdächtigt, eigentlich ein anderer zu sein. Donnerstag kam es laut „Bild“ in seiner Wohnung in Hamburg zu einem Einsatz von Ermittlern. Die Staatsanwaltschaft bezieht Stellung.

Donnerstagmorgen begann eine Hausdurchsuchung in der Wohnung von Bakery Jatta in Hamburg. Die Ermittler wollen im Zuhause des 22-jährigen Profis vom Hamburger SV elektronische Datenträger wie Computer und Handy als mögliche Beweismittel sichern. Das berichtet „Bild“ und zeigt Fotos von der Durchsuchung.

Nana Frombach, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, wird in dem Bericht zitiert: „Dem Beschuldigten wird ein Verstoß gegen das Aufenthaltsgesetz vorgeworfen.“ Es bestehe der Verdacht, dass Jatta unrichtige Angaben gemacht haben könnte, um einen Aufenthaltstitel zu erhalten. Bislang gebe es lediglich einen konkretisierten Anfangsverdacht, die Durchsuchung diene der weiteren Aufklärung. (Quelle: Welt.de)

Nun denn. Soll ich jetzt so tun, als wäre ich überrascht? Nein, bin ich nicht. Ich habe ca. 6 Jahre bei der SportBild gearbeitet und normalerweise hauen die solche Geschichten nicht raus, wenn sie nicht deutlich mehr auf der Pfanne haben als das, was sie vor ca. einem Jahr veröffentlichten. Ob Jatta jetzt Daffeh oder Daffeh Jatta ist, keine Ahnung. Ob der jetzt 22 Jahre alt ist oder 26 Jahre oder 31 Jahre, keine Ahnung. Wichtig für mich ist nur, dass es wohlmöglich endlich eine rückhaltlose Aufklärung gibt, ohne Fragen und Zweifel. Wenn dann dabei rauskommt, dass Bakery falsche Angaben gemacht hat, sollte er zu Rechenschaft gezogen werden, allerdings sollten dann auch alle Begleitumstände berücksichtig werden. Es geht nicht um Rache, es geht ums Recht, das ging es vom ersten Moment an. Dennoch bleiben reichlich Fragen, vor allem bei Leuten, die weder Jatta noch Daffeh heißen. 

Da wäre zuerst einmal die Frage, warum weder BILD noch Sportbild vor einem Jahr nachgesetzt haben. Warum verschwand die Geschichte damals nach einer halbgaren Investigation der Hamburger Behörden so schnell, wie sie gekommen war?

Immer vorausgesetzt, Jatta ist Daffeh – wie sieht es denn mit der Bewertung der letzten und der aktuellen Saison aus? Der KSV hat schließlich einen Spieler eingesetzt, der nicht spielberechtigt war. Wie wird man sich z.B. beim Nürnberger Manager Robert Palikuca entschuldigen, der damals der Einzige war, der einen echten Einspruch erhoben hatte und deshalb in Deutschland durch ein gesellschaftliches und mediales Stahlbad musste? 

Hamburger Behörden. Warum hat man eigentlich bis 4 Tage nach Ende der Saison mit dieser Hausdurchsuchung gewartet? Wollte man eventuell den Vorwurf, man hätte durch eine Ermittlung gegen einen Spieler in den Aufstiegskampf eingegriffen, vermeiden? Betrachtet man Bakerys Leistungsabfall der letzten Wochen, wusste er möglicherweise von den Ermittlungen? Wie man allerdings hört, gab es vorgestern eine bundesweite Razzia gegen eine Gruppe von Schleppern und Urkundenfälschern gegeben, in deren Verlauf auch Dokumente aufgetaucht sein sollen, die Jatta belasten. 

Wie reagieren jetzt all diejenigen, die sich damals (vor)-schnell auf Jattas Seite geschlagen haben? Schnauze halten und abtauchen? Sich bei denen entschuldigen, die damals eine Aufklärung gefordert hatten? Oder wieder einmal auf den Zug „Freiheit für Daffeh“ aufspringen und Amnesty fordern, weil der Junge ja seine Steuern bezahlt und so toll integriert ist? 

Was machen jetzt all die Empörlinge um die Herren Hecking, Boldt und Co. inkl. all der Fanmarsch-Vögel, die Sanktionen gegenüber der Sportbild forderten und tatsächlich durchgezogen haben? Keine Interviews, kein Besuch der Sportbild-Gala. Gang nach Canossa oder einfach Gras über die Sache wachsen lassen? 

Moin Moin, auch wenn ich jeden Tag Deutsch lerne, werde ich das, was ich jetzt sage, auf Englisch tun …

Mein Name ist Bakery Jatta! Vor vier Jahren floh ich von Gambia nach Deutschland. Ohne meine Familie! Heute kann ich sagen, dass ich die größte und fürsorglichste Familie habe, die ich mir jemals hätte erträumen können. Ihr, der HSV, wurdet meine Familie! Auf diesem Weg möchte ich meine Dankbarkeit ausdrücken gegenüber dem ganzen Präsidium, meinen Mannschaftskameraden, den Mitarbeitern, meinen Bodyguards Miro und Jürgen, den fantastischen Fans und meinem Anwalt, jedem einzelnen in diesem Klub, der mir bedingungslose Liebe entgegenbrachte.

Ich möchte mich auch bedanken bei allen Athleten, Trainern, Kollegen und Freunden, wie auch der ganzen Adidas-Familie für die Unterstützung, die sie mir von Anfang an jeden Tag entgegengebracht haben. Das werde ich nie vergessen! Zwei Menschen möchte ich gerne besonders herausheben: Jonas Boldt und Dieter Hecking. Sie haben mich bedingungslos unterstützt und an mich geglaubt.

Sie waren für mich da – in der schwersten Zeit meiner Karriere! Viele Menschen haben mich gefragt, ob ich etwas sage, um den Berichten, den Menschen und der Hexenjagd entgegenzuwirken. Meine einfache Antwort, warum ich die Attacken nicht kontere: Ich bin nicht wie diese Menschen! Ich bin gesegnet, dass ich die Möglichkeit bekam, hier zu sein. Ich lebe jetzt ein besseres Leben als vorher. Mit all euren freundlichen Reaktionen, euren Kommentaren und eurer bedingungslosen Unterstützung habt ihr die beste Antwort auf diese Beschmutzungs-Kampagne gegeben.

Wenn es eine Sache gibt, die ich all diesen Menschen wünsche, die mir schaden wollten, wäre es, dass sie den Schmerz spüren, den sie mir zugefügt haben. Nur einmal sollen sie das Leid erfahren, das ich ertragen musste. Zum Beispiel was ich in Karlsruhe erfahren habe: Ich kann euch sagen, dass das mit Abstand schlimmste Erlebnis war, das ich je hatte.

Ich weiß, dass ich nicht ein so guter Fußballer wie Aaron oder Sonny bin. Und ich weiß, dass es in diesem Spiel Spieler gibt, die talentierter sind als ich. Aber ich werde euch versprechen: Solange wie mich meine Beine durchs Leben tragen, solange wie es für beide Seiten funktioniert, werde ich für euch da sein. So lange, wie ich lebe, werde ich niemals vergessen, wie der HSV und ihr alle die ganze Zeit hinter mir standet.

Der Fakt, dass Stefan Kuntz, der Trainer der U21-Nationalmannschaft, für mich eingetreten ist, hat mich unglaublich stolz gemacht.

Ein besonderer Dank geht an meinen Agenten, Freund. Efe, was du für mich in den letzten Wochen getan hast, werde ich nie mehr vergessen.

Vor allem bin ich stolz darauf, dass unser größter Rivale, FC St. Pauli, meine Position gestärkt hat. Geteilt durch Farben, vereint in der Sache.

Trotz all dieser Dankbarkeit fühle ich, dass ich keine Zweifel daran habe, dass wir euch am Wochenende besiegen werde. Denn ein Derby wird immer ein Derby sein.

Abschließend möchte ich noch eines sagen: Da ihr alle die Wahrheit kennt darüber, wo ich geboren wurde, wo ich aufgewachsen bin, wo ich aß, schlief und mich zum ersten Mal in den Fußball verliebt habe … Ihr solltet alle kommen und meine Heimatstadt besuchen. Wo ich herkomme sind alle sehr aufgeschlossen, freundlich … und alle werden immer willkommen sein

Quelle: Instagram-Account von Bakery Jatta. Ich hatte damals geschrieben, dass ich mir diesen Text an seiner Stelle verkniffen hätte, auch wenn ich natürlich wusste, dass sein Berater diese Zeilen verfasst hatte. Aber sie sind in seinem Namen veröffentlicht worden und nun? Wie steht er heute da, sollten sich die Vorwürfe erhärten? Kommt bei mir sowas wie Genugtuung auf? Ganz sicher nicht. Es handelt sich um Menschen, Menschen in einem fremden Land. Der Umstand, dass Bakery Jatta/Daffeh es versucht hat, nehme ich ihm nicht übel, aber man sollte das Risiko, erwischt zu werden, nicht unterschätzen. Hoffentlich übersteht er diese schwere Zeit gut. 

Und erneuter Gewinner des letzten Preises im alljährlichen medialen Niveau-Limbo ist – die Hamburger Morgenpost, wen überrascht es? 

Dies ist so unendlich dümmlich, peinlich, populistisch, durchschaubar und primitiv, man möchte sich spontan von seinem Frühstück trennen. „Guckt mal, wir sind die Guten. Wir sind nicht so fies wie BILD oder SportBild, wir stehen zu unserem KSV. Und sollte irgendein Spieler oder Mitarbeiter eine Straftat begangen haben, es ist uns egal. Also zumindest so lange egal, wie wir von unserer Positionierung profitieren können. Denn tatsächlich ist uns sowohl die Person Bakery wie auch sein Schicksal scheißegal, aber im Moment können wir uns halt in ein gutes Licht stellen, wenn wir uns als die Retter der Enterbten zeigen. Gewissen? Nö, sowas wollen wir uns nicht leisten, wir kämpfen immerhin ums Überleben“. Kotz³

Mal eine kurze Frage, Klopo – sind eigentlich Spieler, mit deren Schicksal man zur Zeit keine Punkte bei den Fans meint machen zu können, auch alle „Hamburger Jungs“? Also Leute wie Bobby Wood (seit 2016 beim KSV) oder Papadopoulos (war ab 2017 beim KSV). Nicht? Warum nicht? Haben sich diese Spieler etwas zu Schulden kommen lassen? Haben diese Spieler Dokumente gefälscht oder ihre Identität erfunden, so wie es mutmaßlich Herr Jatta (seit 2016 beim KSV) getan hat? Nö, haben sie nicht. Aber mit ihnen kann man aktuell nicht punkten, gell? Ihr seid das Allerletzte.