Ich kann sie nicht mehr zählen, ehrlich. All diejenigen, angefangen beim vorlauten (Witz)-Boldt bis hin zu einigen Medienvertretern und natürlich diversen selbsternannten Fans, die dafür plädieren, mit dem erfolglosen Übungsleiter weiter zu machen. Dabei sind die Motive natürlich unterschiedlich. Boldt möchte für den Fall, dass er mit Hecking verlängern darf (entscheiden tut das am Ende natürlich Kühne) einen Loser-Prellbock zwischen sich und Aufsichtsrat wissen. Denn man stelle sich vor, dass Arroganz-Jonas einen neuen Trainer präsentiert und dieser liefert auch nicht. Spätestens dann kommt der eine oder andere eventuell auf die Idee, dass es vielleicht der Sportvorstand ist, der nicht funktioniert. Bliebe Hecking, wäre es Schnappi, der im Fall der Erfolglosigkeit als Erster über die Planke geht. Teile der Pressemeute sprechen sich für den Verbleib des grantigen Dieters aus, weil sie denken, dass eine Mehrheit der Fans dies wünscht und natürlich möchte man in diesem Fall auf der Seite der Mehrheit stehen. Das verkauft. 

Und die Fans? Viele sind einfach nur müde und ausgelaugt. Viele glauben nicht mehr an ihren Verein und viele glauben halt auch einfach nicht mehr daran, dass der gefühlte 4.274ste Trainerwechsel den gewünschten Effekt haben würde. Dann doch mal etwas Anti-HSViges probieren und mit dem Trainer weitermachen, was soll schon großartig passieren. Aber halt, hatten wir das nicht schon mal. Okay, in Hamburg hatten wir eigentlich alles schon zigmal, aber ich rede jetzt von diesem Modell. Nämlich mit einem Trainer, der nachweislich keinen Erfolg gebracht hat, der weder Mannschaft noch Spieler verbessert hat und der das Saisonziel verfehlt hat, weiterzumachen? Der aber irgendwie bei den Anhängern beliebt war und man meinte, Punkte mit einer Weiterbeschäftigung machen zu können, obwohl man eigentlich nicht mehr überzeugt von seiner Arbeit war?

Na klar, Christian „Big“ Titz. Krischan aus MA übernahm den damaligen Bundesligisten im März, stieg am Ende als 17. mit 31 Punkten ab und wurde am 23.10.2018 gefeuert. Zu dem Zeitpunkt stand der KSV mit 21 Punkte auf Platz 2 der zweiten Liga. Aber obwohl man zum Zeitpunkt der Demission noch auf einem direkten Aufstiegsplatz platziert war, war man vereinsintern von einem Trainer, dem man über die Sommerpause das Vertrauen geschenkt hatte, nicht mehr überzeugt. Im Falle Hecking wäre das ähnlich, denn auch Hecking hat als Coach einer gesamten Saison wenig Argumente für sich liefern können. Mit diesem Kader muss man aufsteigen, zumal man 32 Spieltage lang auf einem Platz zwischen 1 und 3 stand. Zumal man sich in der Winterpause mit drei Nationalspielern verstärkte. Aber Hecking bestätigte das, was man ihm aus Gladbach nachsagte: Seine Teams werden im Verlauf einer Saison massiv schwächer, er hat keinen Plan B und seine Taktik ist schnell entschlüsselt. Hinzu kommt, dass er mit einem überlieferten Gehalt von knapp € 2 Mio. für einen durchschnittlichen Zweitligsten einfach zu teuer ist, zumal gerade bekannt wird, welche Sponsoren nach und nach von der Stange gehen werden. 

Dabei wird es nicht bleiben. Niemand weiß, wie sich die Negativ-Saison auf den Dauerkarten-Verkauf auswirken wird, niemand weiß, wann man überhaupt wieder Dauerkarten wird verkaufen können. Es steht zu befürchten, dass dem Verein drastische Einnahmeverluste bevorstehen und dann will man sich einen nicht gerade erfolgreichen Trainer leisten, der deutlich zu teuer ist? Wenn man ansonsten überall wird sparen müssen? Man kann doch bereits jetzt erahnen, was passieren wird, sollten die Ergebnissen nicht stimmen, oder? Dann wird man wieder den Trainer wechseln und dann wieder mitten in der laufenden Spielzeit. Nein, das macht alles keinen Sinn. Hecking hatte seine Chance, ohne medialen Druck und mit einer Mannschaft, die dies qualitativ hätte hergeben müssen, aufzusteigen und er hat sie verpasst. Und nur, um mal „etwas anders zu machen als sonst“, mit diesem Trainer auch in die nächste Saison zu gehen, das haut nicht hin. 

Neue junge  und günstige Spieler, am besten ohne ellenlange Verletzungshistorie. Ein neuer frischer Trainer und am besten auch ein neuer, unverbrauchter und deutlich weniger überheblicher Sportchef.  Das muss der Weg des Vereins in Zukunft sein. Und bitte – keine arrogante Sprüche mehr wie „Wir haben die besten Mannschaft“. Das fliegt euch sonst wieder um die Ohren. 

Thema Transfers. 

  1. Özcan 

    Im Rahmen des Leihgeschäfts hatte sich Başakşehir eine Kaufoption in Höhe von vier Millionen Euro gesichert. Nach Abendblatt-Informationen musste der HSV von dieser Summe nun aber wegen der Corona-Krise Abstriche machen.

    Die Ablöse liegt nun bei 2,5 Millionen Euro, wovon allerdings ein Teil an Özcans Ex-Verein VfB Stuttgart fließt. Die Schwaben hatten vor einem Jahr eine Transferentschädigung in Höhe von 1,5 Millionen Euro vom HSV kassiert.

    Wow. Da bleiben dann bestimmt so € 500.000 hängen, Boldt ist ein echter Wizzard 😀 😀 

2. Gerücht um Knoche und Sobiech. Die Leser des Buches werden besonders beim zweiten Namen aus dem Lachen nicht mehr rauskommen 😀 😀