So schnell kann’s dann gehen, vom „Anti-HSV-Weg“ zum „Wie-immer-HSV-Weg“. Eine Kurzanalyse der Saison und man ist sich einig: Zusammen gehts nicht mehr. Ob nun Hecking von sich aus erklärt hat, er möchte den Weg aufgrund von Perspektivlosigkeit nicht mehr mitgehen oder ob Boldt ihm schlicht erklärt hat, dass er für das zukünftige Modell einfach zu teuer ist, wen interessiert es noch. Natürlich war Schnappi Hecking nach der Rückserie nicht mehr zu halten und wer ehrlich ist, der wusste das bereits in der 80. Minute des Sandhausen-Spiels. Sowas geht einfach nicht. Nicht mit dem Kader, nicht mit den Zielsetzungen, nicht mit dem Gehalt und nicht mit dem Etat. Der Übungsleiter war maximal beschädigt und untragbar. Aber man ist gut beraten, auf die Zwischentöne zu achten. Und zum großen Glück für den KSV hat Hecking ja auch noch sowas wie ein Erbe hinterlassen: Ein weiteres Jahr mit Ahorn Hunt (wird im September 34). Nicht zu vergessen sein Wunschspieler Ewerton 😀 

Sportvorstand Jonas Boldt unterstrich ebenfalls die gemeinsame Entscheidungsfindung: „Wir hatten einen sehr offenen, ehrlichen Austausch. Wir haben erst die Analyse der abgelaufenen Saison vorgenommen und uns anschließend über die Möglichkeiten für die kommende Spielzeit unterhalten. Unterm Strich sind wir dadurch gezwungen, einen veränderten Weg einzuschlagen.“ (Quelle: Abendblatt.de)

Klartext: Der KSV hat kein Geld mehr. Keinen Stadionsponsor, keinen Trikotsponsor, keine Zuschauereinnahmen (Dauerkarten). Aber was noch viel schlimmer ist – der KSV hat keine Zukunft mehr, jetzt noch deutlich weniger als vor einem Jahr. Hatte Kollege Wettstein nicht vor wenigen Wochen noch vollmundig erklärt, der Verein wäre finanziell derart gesund, dass man auch in 2, 4 oder 12 Jahren noch einen wettbewerbsfähigen Kader würde präsentieren können, der um den Aufstieg in die Bundesliga mitspielt? Was ist daraus geworden? Tatsache ist – man kann es nicht mal mehr im ersten Jahr nach den üppigen Etats, alles, was der KSV-Sanierer erzählt, ist nichts anderes als heiße Luft und Bahlsenkekse. 

Zwei Dinge kann man heute festhalten. 

  1. Dieser Verein hat 6 Jahren verschenkt. Er hatte die Chance, zu der man nun offenbar gezwungen wird (Sparen, auf Talente setzen, Philosophie entwickeln), bereits nach der Ausgliederung 2014, damals aber noch unter anderen Bedingungen. Man war Bundesligist, hatte noch Geld und eine andere Basis. Man hat in diesen 6 Jahren nicht nur Reputation verspielt, sondern auch zig-Millionen und mehr als 20% der AG-Anteile verbrannt.
  2.  Auf erschreckende Art und Weise wird durch den Hecking-Abgang klar, woran es immer wieder hapert. Jeder einzelne Verantwortungsträger, ob nun Trainer, Vorstand oder Sportchef, hat seine eigene persönliche Agenda und die gilt es zu verfolgen. Passt die Zielsetzung und die Stoßrichtung des Vereins nicht in die eigene Lebensplanung, ist unmittelbar Ende Gelände. Hecking hätte doch auch anbieten können, mit weniger Gehalt und mit einem Perspektiv-Kader arbeiten zu wollen, um in Hamburg etwas aufzubauen. Das aber wollte Schnappi nicht, er wollte zurück in die Bundesliga und dabei steht ihm der Verein im Weg. Ich bin mal gespannt, wann Boldts Agenda ihm zu anderen Ufern zieht. 

Niedlich übrigens, wie einige ewige nun wieder anfangen, sich diese beschissene Situation schön zu saufen, aber das ist wie nach jeder Saison. Die müssen das machen, um nicht komplett ab zu schmieren. Ansonsten könnten  sie auch Mitgliedsausweis und Dauerkarte verbrennen, wir sollten also Nachsicht üben. Aber um die Trauer noch ein wenig, sagen wir, anzuheizen, möchte ich darauf verweisen, wo dieser Verein herkommt. 2008 redete man über einen Jürgen Klopp als Trainer des KSV, 2014 über einen Thomas Tuchel. Im Jahr 2020 diskutiert man über Herren wie Grammozis, Schreuder oder Breitenreiter. Fakt ist:

Der KSV wurde….

…zwischen 2014 und 2019 ausgebeutet, vergewaltigt, ausgeblutet und erniedrigt. 

…2020 endgültig erledigt. Es gibt kein Zurück mehr. Akzeptiert es. 

Wie es dazu kommen konnte? Steht alles hier drin 😉

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