Und ich bin froh darüber! Ich erinnere mich an die Anfangszeiten, an Zeiten, in denen alles anders war. Zumindest dachte ich das, tatsächlich aber waren die Zeiten damals schon so, wie sie heute sind. Vielleicht, nein ganz bestimmt sogar, auf einem anderen Niveau, aber das Fussball-Geschäft war auch in den 70er Jahren verkommen, korrupt und ekelhaft. Als kleiner Junge in der C-Jugend beim Meiendorfer SV wollte ich sein wie Netzer oder wie Overath, ganz sicher aber wie Gerd Müller und später Klaus Fischer. Ich konnte mir nichts schöneres vorstellen, als mit meinem Hobby, für das ich täglich mehrere Stunden aufwendete, Geld zu verdienen. Reich und berühmt werden und mit Deutschland Weltmeister werden. Unabhängig davon, dass meine fußballerischen Fähigkeiten dafür nicht ausgereicht hätten bzw. haben, kommt mir diese Vorstellung heute irgendwie pervers vor. 

Denn schaut man sich die Entwicklung an, so ist dieser Sport (und nicht nur dieser) zutiefst krank geworden, er ist so krank geworden, dass ich ihn nicht mehr mit Freude betrachten kann. Irgendwann in den 70ern oder 80ern fingen Fußball-Stars an, mehrere Hunderttausend Mark im Jahr zu verdienen und das war absolut irre. Aber – mehrere Hunderttausend Mark verdienten auch Geschäftsführer und Vorstände, wenn sie ganz oben auf der Karriereleiter angekommen waren, der Abstand zu so etwas wie dem „normalen Leben“ war irgendwie noch gegeben. Heute bekommt ein talentierte Kicker wie Leroy Sanè bei Bayern München € 17 Mio. pro Jahr und die deutsche Bundeskanzlerin bekommt ca. € 350.000 brutto pro Jahr. Für € 350.000 schnürt auch Nachwuchsman Vagnoman nach seiner Vertragsverhandlung in diesem Jahr seine Stiefel für den durchschnittlichen Zweitligisten Kühnes Sport Verein und dieser Verein erklärte kürzlich, dass die fetten Jahre vorbei seien und man sparen müsse. 

Und nein, das alles hat mit Neid weniger als nichts zu tun, sondern mit Abscheu. In Zeiten, in denen in den USA mehr als 40 Millionen Menschen arbeit- und orientierungslos geworden sind, verzichten die Millonarios gnädig auf 10% ihrer Einkünfte, was aber sicherstellt, dass man sich weiterhin mit Gold Steaks vollstopfen und den ortsansässigen Bentley-Händler penetrieren kann, Gott sei es geschissen. Wie gesagt, das Phänomen ist nicht ausschließlich fußballspezifisch, in den erwähnten USA hat diese Woche der Quarterback der Kansas City Chiefs, Patrick Mahomes, einen neuen Vertrag unterzeichnet, dieser garantiert ihm in den nächsten 10 Jahren ein Einkommen von $ 450 Mio. Nicht so übel, oder? Allerdings ist Mahomes der absolute Topstar seines Sports und kein begabter Mitläufer wie Sanè. 

Nö, der Fußball hat mich verloren, er interessiert mich maximal am Rande. Während ich früher auf Samstag 1530 hinfieberte, nehme ich heute nahezu jede Chance wahr, in dieser Zeit etwas sinnvolles zu veranstalten. Und ich bin froh, dass mein Talent nicht dazu ausgereicht hat, ein Teil dieser kranken Maschinerie zu werden wie ich auch froh bin, dass sich mein zweiter Lebenstraum, eine Karriere als Sportjournalist, nicht umsetzen ließ. Wäre ich das geworden, müsste ich heute etwas schreiben, was ich zum kotzen finde und von dem ich weiß, dass es gelogen und erfunden ist. So aber schreibe ich einen Blog und ein Buch und es ist mir gelungen, mich von all dem zu lösen. Irgendwie geil gelaufen. 

Zum KSV bleibt eigentlich nur noch zu sagen: Sagte man früher, dass man als Verein bloß nicht den Weg von Kaiserslautern oder München 1860 gehen und rechtzeitig Vorkehrungen treffen sollte, so wird immer häufiger das KSV-Beispiel herangezogen, wenn es darum geht, den Niedergang eines einstmals erfolgreichen Vereins zu skizzieren. „Wenn wir so weitermachen werden wir am Ende wie der KSV enden“. Glückwunsch an all die Selbstoptimierer, Underperformer, Abgreifer, Dummschwätzer und Loser, die das geschafft haben. In Rekordzeit. Was mich übrigens immer weiter heilen lässt und zwar in Rekordzeit: Dieses krankhafte, dieses widerliche, dieser arschkriechende, vorauseilende Gehorsam. Diese immer wiederkehrende, vorsätzliche Fan-Verarschung der schleimenden Hofberichterstatter, die sich einen Scheißdreck um den Verein, seine Zukunft, seine Inhalte, seine Ziele, seine Finanzen und seine Fans scheren. Beispiel gefällig? 

Ein erster kleiner Schritt wurde heute schon getan. Jonas David verlängerte seinen Vertrag beim HSV bis 2024. Die Verhandlungen waren schon seit längerer Zeit nahezu abgeschlossen – heute wurde es offiziell gemacht. Und für alle, die jetzt wieder an die Jonas Behounek‘s, Ashton Götz‘s und Co. denken, deren Verträge mehr Aktionismus oder gar Populismus waren: In diesem Fall steckt ein echter Wille und en intelligenter Gedanke dahinter (Quelle: Münchhausen-Scholz.kotz)

Zur Einordnung: Jonas David hat in der abgelaufenen Saison exakt 5!!! Spiele mit insgesamt 370 Einsatzminuten für die Würzburger Kickers (damals 3. Liga) absolviert. Was für ein Glück, dass man in Hamburg jetzt einen „so jungen Trainer wie Daniel Thioune“ hat (der Mann ist 45 Jahre alt und nicht 32 wie Julian Nagelsmann in Leipzig). Was für ein Glück, dass Kollege Amaechi kein völlig überbewerteter Millionenflop ist, sondern „Dabei bringt der 19-Jährige – das hatte ich schon mehrfach so geschrieben – tatsächlich alles mit, was ein richtig guter Fußballer braucht. Tempo, Dribbling, Physis, Aggressivität, Motivation“. 

„Wer sich einmal intensiver mit dem neuen HSV-Trainer unterhält, der bekommt schnell mit, mit welchem Feuereifer sich Thioune an die neue Herausforderung wagt.“

„So, wie in Osnabrück, wo ein ganzer Klub gefolgt war und nach Thiounes Abgang vor einem ungewollten Neuanfang steht.“

„Und ich hoffe – nein: fordere, dass wir alle – egal ob Nordtribünen-Steher, Kuchenblock-Sitzer, Journalist oder auch Ex-HSV-Profi – auch Thioune dieses Fehlerpotenzial zugestehen“

Es ist gerade einmal 10 Tage her, da legten die Hamburger Medien diesen Verein in Schutt und Asche. Verlierer, Versager, Flaschen etc. waren noch die eher harmloseren Bezeichnungen. 10 Abgänge von Spielern, einen Abgang des Cheftrainers und eine hastige Verpflichtung eines nahezu namenlosen Übungsleiters später ist alles wieder wie vorher. Exakt dies ist der Grund, warum sich hier nie etwas ändern wird und exakt dies ist der Grund, warum ich mit dem Scheiß nichts mehr zu tun haben möchte. 

Zum Schluss…

….das Letzte!

 Für Ex-HSV-Spieler und – Trainer Felix Magath stimmt beim Nordklub „grundsätzlich was nicht“, wie er nun im Interview mit der „Bild“ sagte. Er wünscht sich, dass jemand beim HSV „mal aufräumt“.

 „Es ist überdeutlich, dass es keine Frage eines Trainers ist. Es stimmt grundsätzlich was nicht in diesem Verein.“

„Ich habe keine Ahnung, warum niemand da ist, der diesen Laden irgendwann mal aufräumt“

Magath hält Jansen nicht für die Idealbesetzung: „Der HSV hat viele ehemalige Spieler, die viel erreicht haben. Aber es werden welche genommen, die mit dem HSV mal um Platz sieben gespielt haben oder abstiegen sind“

„Ich weiß nicht, was das Kriterium für jemanden ist, der den HSV wieder nach vorne bringen soll.“

(Quelle: https://www.sportbuzzer.de/artikel/felix-magath-hsv-hamburg-kritik-marcell-jansen-2-liga-reaktionen/)

Was gilt die Wette, dass für Magath nach diesen Aussagen der Hunke-Prinzip gelten wird? Auf jeden Fall wird Felix das Buch lieben 🙂

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