Das Prinzip ist bekannt und trotzdem bringt es mich doch jedesmal wieder kurz vor einen Zustand, an dem ich sämtliche Mahlzeiten des Tages von mir geben möchte. Der Prinzip lautet: Man feiere jeden Spieler bei Ankunft ab, als gäbe es kein Morgen. Man finde jedes Transfergerücht maximal sinnvoll, man lobe den jeweiligen Sportchef ob der Auswahl des jeweilig neuen Übungsleiters überschwänglich als die Auferstehung des Herrn. Außerdem glaube man grundsätzlich jeder Veröffentlichung finanzieller Daten und Bilanzen und erkläre am besten noch, warum die Situation wesentlich besser ist als sie oberflächlich betrachtet aussieht. Dies tue man so lange, bis die jeweilig Bejubelten ihre Dienstwagen abgegeben und das Weite gesucht haben. Nur Minuten später wechsle man die Seiten und erkläre seinen verblödeten Konsumenten, dass man selbst es war, der auf die zahllosen Fehler, Vorerkrankungen und Verluste hingewiesen hatte. Dies ist gängige „journalistische“ Praxis in Hamburg und aufgrund des durchschnittlichen IQ’s des Leser fällt es nur den Wenigsten auf. Meister dieser General-Verscharschung ist Insolvenz-Münchhausen Scholz, der sich wie in jedem Jahr für keine Peinlichkeit zu schade ist. Kostproben gefällig?

Der Verein warf uns Polle zum Fraß vor. Und einige Kollegen nahmen das auf – viele andere glücklicherweise nicht. Denn viele wussten schon damals darum, dass sich die Verantwortlichen zu selten und viel zu wenig um die Spieler kümmern.

Wow. Jetzt auf einmal. Jetzt plötzlich fällt dem Journalisten-Simulanten auf, dass sich die Herren im Verein viel zu wenig um ihre Spieler kümmern würden. Was für einen Erkenntnis, die leider wie immer Monate zu spät kommt. Schwätzer

Man kaufte sich, was man mit ehrlicher Arbeit auch kostenfrei und deutlich effektiver hätte schaffen können. Auch deshalb waren die Positionen in der HSV-Führung immer so beliebt. Stichwort: Wohfühloase. Denn die galt längst nicht nur für Spieler, sondern noch mehr für die Verantwortlichen. 

Unfassbar. Plötzlich labert diese Wurst, die von August bis Mai davon schreibt, wie viel Zug im Training ist, von Wohlfühloasen? Das kann doch nur ein mieser Witz sein. 

Auch, weil Papadopoulos körperlich stark eingeschränkt ist ob seiner chronisch vorbelasteten Knie. Knorpelschäden links wie rechts sorgen für eine hohe Unberechenbarkeit des Fitnesszustandes. Das sagt beim HSV zwar keiner laut – aber das wissen von Gelsenkirchen bis Hamburg alle.

Ich breche zusammen. Als ich bei der Verpflichtung des augenrollenden Griechen geschrieben habe, dass der Mann quasi Sportinvalide ist, wurde ich bepöbelt. Währenddessen versuchte Münchhausen den Klopper noch in die Weltelf zu schreiben und verwies dessen Vorerkrankungen ins Reich der Fabel. Jetzt, wo „Papa“ abgeritten ist, erklärt diese Type, dass ja jeder wusste, wie es um die Gesundheit des Griechen bestellt war.

Das soll auch bei Rene Adler, bei Valon Behrami und bei Bobby Wood so sein. Bei Letztgenanntem, der noch ein weiteres Jahr Vertrag beim HSV hat, soll man sicher davon ausgehen können, dass er schon aus körperlichen Gründen die 100 Prozent Fitness nicht mehr erreichen wird. Und das sind nur ein paar Beispiele für HSV-Profis, die genommen worden sind, obwohl alle vorher von den jeweiligen Einschränkungen wussten.

Jeden einzelnen dieser Transfers habe ich zu dem Zeitpunkt der Verpflichtung kritisiert, es ist nachzulesen. Münchhausen dagegen hat jeden Kauf als die ultimative Idee bezeichnet, ebenfalls nachzulesen. Heute nun kommt diese Lusche mit solchen Sprüchen? Es ist absolut unfassbar, wie ausgerechnet die Pfeifen, die dafür zuständig waren, dass es in Hamburg eine Wohlfühloase gibt, diese heute kritisieren. 

Was für ein elender Heuchler. Mein Buch wird von Tag zu Tag aktueller. Kritik dann, wenn sie angebracht ist und nicht dann, wenn es zu spät ist. Lösungsvorschläge dann, wenn sie noch praktikabel sind und nicht dann, wenn sie unumgänglich sind. Ideen statt Hofbericht, Lösungen statt hündischer Gefolgschaft. Die gesamte Hamburger Journaille hat in all den Jahren genauso versagt wie der KSV und ist nicht ein Teil der Lösung, sondern ein Teil des Problems. Und Münchhausen ist dabei das unterste Ende der Nahrungskette. 

Hatten wir nicht eben noch das Thema Finanzen? Ich erinnere: „HSV-Sanierer Wetzstein erklärte, dass man, egal was passiert, auch in den nächste 2,  4 oder 12 Jahren eine Mannschaft präsentieren würde, die im oberen Bereich der zweiten Liga um den Aufstieg spielen würde“. Die Hüpfer frohlockten, denn entgegeben der Unkenrufe schien es dem maroden KSV finanziell bestens zu gehen, jedenfalls dann, wenn man dem Man glauben wollte, der seit seinem Amtsantritt ein hohes Millionen-Minus nach dem nächsten präsentiert. Doch plötzlich…

Tatsächlich sollen die von Finanzvorstand Frank Wettstein am Sonnabend präsentierten Zahlen die ohnehin bestehenden Sorgen noch vergrößert haben. Die Corona-Krise in Verbindung mit dem verpatzten Aufstieg (und den fehlenden TV-Millionen) wirken sich offenbar gravierender als zunächst befürchtet aus. Besonders die zu erwartenden Mindereinnahmen im Zuschauerbereich treffen den HSV mit seinem 57.000 Zuschauer fassenden Volksparkstadion sehr viel empfindlicher als Clubs wie Sandhausen oder Heidenheim.

Ob man nach 30 Millionen Euro in der Vorsaison bei einem angestrebten Mannschaftsetat für die kommende Spielzeit von 23 Millionen Euro bleiben kann, hängt nun maßgeblich davon ab, wie schnell und adäquat man einen seriösen Ersatz für den scheidenden Hauptsponsor (Emirates) und den Stadionsponsor (Klaus-Michael Kühne) findet.

Auch ein Medienpartner, der die jährlichen 300.000 Euro des NDR zahlt, fehlt. Schon jetzt scheint klar, dass im dritten Zweitligajahr auch auf der Geschäftsstelle gespart werden muss.

(Quelle: Abendblatt.de)

Nein sowas. Plötzlich und wie von Zauberhand gehen im Volkspark doch doch die Lichter aus? Wer hätte das gedacht? Münchhausen garantiert nicht…