Mal angenommen, du bist ein 24-jähriger Spieler aus der 2., vielleicht auch aus der 3. Liga. Wobei, ein 24-jähriger Spieler, der es bis jetzt „nur“ in die 3. Liga geschafft hat, wird viel mehr nicht erreichen in seiner Karriere. Also bleiben wir bei einem 24-jährigen Zweitliga-Spieler mit Ambitionen. Ambitionen auf einen Aufstiegskampf, auf einen möglichen Aufstieg, auf Spiele in der Bundesliga. Ein Spieler, der Qualitäten für solche Ambitionen mitbringt, ist begehrt. Warum also sollte er zum KSV wechseln? Um anstatt im leeren Playmobil-Stadion in der leeren Nordschrott-Arena aka Volksparkstadon zu spielen? Um mit anzusehen, wie innerhalb eines halben Jahres die nächste Trainer-Hoffnung verbrannt wird? Bisher konnte der KSV solche Spieler noch damit ködern, dass man schlicht und ergreifend mehr bezahlen konnte als die Konkurrenz, aber diese Zeiten sind vorbei. 

Mal angenommen, du bist ein 17-jähriger U-Nationalspieler egal welcher Nationalität und möchtest dich bei einem soliden und gut geführten Verein zu einem gestandenen Profi entwickeln. Mit perfekter Nachwuchsarbeit, mit gelegentlichen Einsätzen in der Liga bei den Erwachsenen. Warum solltest du dich für den KSV entscheiden? Weil Horst Hrubesch dort jetzt als „Direktor Nachwuchs“ rumrennt? Der Mann wird nächstes Jahr 70 und niemand weiß, wie lange es dauern wird, bis ihm ein Licht aufgeht und er von diesem Verein die Schnauze voll hat. Und dann sitzt man dort als 17-Jähriger und guckt in die Röhre. War der KSV schon in den letzten 15 Jahren keine Anlaufstelle für die hoffnungsvollsten Talente, so hat er sich inzwischen den Ruf des Talentfriedhofs hart erarbeitet. 

Was also bleibt, zumal man auch nicht mehr in der Lage ist, die Berater seines Vertrauens so zu schmieren, dass sie ihre Spieler nach Hamburg lotsen? Es bleiben Gjasulas. Spieler, die einfach keine andere Wahl respektive Perspektive hatten. Betrachtet man die dünnen Gerüchte nach Ende der letzten Saison, dann unterschreiben umworbene Spieler lieber in Bochum, bleiben begehrte Spieler lieber in Hannover und echte Talente gehen eh nach Leverkusen, Leipzig, Dortmund und inzwischen sogar schon nach Darmstadt bevor sie nach Hamburg kommen. Der KSV 2020 ist nichts anderes mehr als eine Anlaufstelle für Alternativlose. 

Das bedeutet unglücklicherweise nicht nur, dass man in der anstehenden Saison eine Mannschaft sehen wird, in der aus der puren Not heraus Spieler wie Ambrosius, David usw. spielen müssen und diese Jungs haben letztes Jahr noch in der 4. Liga gegen den Abstieg gebolzt. Es bedeutet aber noch mehr. Es bedeutet, dass man niemals in der Lage sein wird, sich aus der finanziellen Abwärtsspirale zu verabschieden. Im Volkspark werden Spieler nicht besser, sie werden schlechter, was gleichzeitig bedeutet, dass ihr Marktwert schrumpft. Ein Teufelskreis, weil der KSV diese Spieler nicht nur nicht mit Gewinn verkaufen kann, er hat sie bis Vertragsende an der Backe. 

Aber zum Glück haben wir ja immer noch die Herren Boldt und Mutzel mit ihren Welt-Netzwerken. Wie gut diese Netzwerke, da noch mit Geld, in der letzten Saison funktioniert haben, konnten wir live miterleben. Jetzt ist die Kohle weg und diejenigen, die es mit Geld nicht konnten, sollen es ohne Geld besser machen? Göttliche Vorstellung. Ach ja, einige Strahlungsopfer setzen bekanntlich ihre Hoffnungen auf einen neuen Stadionsponsor und einen neuen Trikotsponsor, weil sie denken, dass man dann lustig shoppen gehen könnte. Mitnichten, ihr Opfer. Das Geld wird mehr als dringend benötigt, um die Ausfälle an Zuschauer-Einnahmen zu kompensieren, also hört auf zu träumen und bereitet euch auf eine geile Saison vor. Also geil für mich 😀

Vielen vielen Dank für die herzlichen Glückwünsche.