Wie war das noch bis zum Mai 2017? Der KSV ist der Bundesliga-Dino, als einziger Verein, als einziges Gründungsmitglied immer Bestandteil der höchsten deutschen Spielklasse, niemals abgestiegen. Zwar kämpfte man seit ungefähr 2011 beständig darum, diesen Status zu zerstören, aber irgendwie war es Dank diverser Relegationsgötter, zweifelhafter Schiedsrichter-Entscheidungen (Diaz-Freistoss) und mehr Glück als Verstand doch immer irgendwie gelungen, ihn zu erhalten. Man hatte in einigen Spielzeiten den Etat eines Vereins, der um die europäischen Plätze hätte spielen müssen und doch landete man am Ende der Saison immer irgendwie zwischen Platz 12 und 16. Die Erwartungen war noch da, aber sie bezogen sich irgendwann nur noch auf den blanken Klassenerhalt. In Hamburg bejubelte man völlig überteuerte Transfers und verwechselte Geldausgabe mit Strategie. Das ist gerade einmal drei Jahre her. 

Saison 2018/19. Die erste Spielzeit für den KSV im tristen Unterhaus. Statt Dortmund und Leverkusen kamen nun Bochum und Fürth in den Volkspark, der Ex-Dino fühlte sich fast ein wenig beleidigt, dass man sich die Füßen an so etwas schmutzig machen sollte. Aber okay, mit einem für Zweitliga-Verhältnisse Rekordetat sollte der sofortige Wiederaufstieg geschafft bzw. erzwungen werden, nicht mehr und nicht weniger musste man von den Hamburger auch erwarten können. Bereits hier: Brechstange statt Konzept, große Fresse statt Demut. Es kamen Mannschaften aus Kiel und Regensburg, die sich einen Spaß daraus machten, dem Ex-Saurier („Es ist mir egal. wer hinter uns Zweiter wird“) das Maul zu stopfen. Am Ende der Spielzeit: Aufstieg verpasst, Perle und Uhr abgeschafft, Lachschlager der Republik. Das ist gerade einnmal 2 Jahre her. 

Saison 2019/20. Alles neu macht der Boldt. Neuer Sportvorstand, mal wieder neuer Trainer, diesmal ein dünnhäutiger alter Fahrensmann. Doch anstatt diesmal auf mittelfristige Planung zu setzen, die nächste Brechstange. Harniks, Hinterseers, Ewertons etc. Angeblich braucht es ja gestandener Profis, denn „nur mit jungen geht es nicht“. Nun, mit alten scheinbar ebensowenig, dann außer der üblichen großen Fresse („Wir haben das beste Team“) kam wieder einmal nichts dabei raus, am Ende blamierte man sich im entscheidenden Heimspiel mit 1:5 gegen das Synonym für zweitklassige Unterdurchschnittlichkeit, den SV Sandhausen und verkackte wieder einmal das, was der letzte Anspruch gewesen sein sollte. Das ist gerade einmal ein paar Wochen her.

Und jetzt? Es existiert kein Anspruch mehr, es existiert bestenfalls Überlebenskampf. Seit mehr als zwei Monaten sind die Sponsor-Verträge mit Kühne und Emirates ausgelaufen, Nachfolger Fehlanzeige. Trotz mehr als 300 Mitarbeiter und einem externen Vermarkter bohrt man in der Nase, Einnahmen sind ohne Sponsoren, Zuschauer und Business-Seats nicht vorhanden, der Verein verliert jeden Monat Millionen, die er nicht hat. Möchte sich irgendein anderer Klub um auch nur einen KSV-Spieler bemühen? Angeblich wollte jemand Torhüter Pollersbeck, der mal für € 3,5 Mio. aus Kaiserlautern seinen Weg nach Hamburg fand, für € 750.000 erwerben, ein Anliegen mit Symbol-Charakter. Es gibt schlichtweg keinen Markt mehr für Maltafüße aus Hamburg, auch diese Einnahmetür ist zu. 

Und die Erwartungen? Es gibt sie nicht mehr. Selbst die Treuesten der Treuen haben in der Tiefe ihrer Herzen die Hoffnung auf eine Rückkehr in die Bundesliga aufgegeben, die Meisten wären schon froh, wenn es im nächsten Jahr nicht gegen den Abstieg in Richtung Liga 3 gehen würde. Aber werden die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen? Wird ein Aufsichtsrat, der all den Dreck in den letzten Jahren abgenickt hat, in Frage gestellt? Wird ein Sportvorstand mit Anwesenheits-Allergie hinterfragt? Wird ein Finanzvorstand aus der Schmiede der Gebrüder Grimm angezweifelt? Nein, warum auch, die können ja alle nichts dafür. Aber wer kann denn eigentlich? 

Eigentlich. Eigentlich egal, denn der Verein ist fertig. Vor wenigen Jahren wurden noch Späße über bevorstehende Duelle gegen Sandhausen gemacht, mittlerweile sind die der desiginierte Angstgegner. Vor wenigen Jahren wurde jemand, der die Beispiele München 1860 oder FC Kaiserslautern erwähnte, fast auf offener Straße gesteinigt. Die Phantasie vieler lässt solche Szenarien nicht zu, aber deren Phantasie ließ auch ein drittes Jahr in der zweiten Liga nicht zu. Das Problem dieses Vereins ist die mangelnde Lernfähigkeit, der Unwille zur Entwicklung. Aber daran wird sich auch in der Oberliga nichts ändern. 

Zum Schluss…

…das Letzte.

Welches ist eines der größten, wenn nicht das größte Problem dieses Vereins? Seit Jahren? Neben dem nicht vorhandenen Konzept ist es die fehlende Glaubwürdigkeit. Jeder, wirklich absolut jeder leitende Mitarbeiter, der einen Vertrag bei diesem Klub unterschrieben hat, hat in eklatanter Art und Weise die Unwahrheit erzählt, größtenteiles sogar bewusst gelogen. Immer und immer wieder. Wettstein mit seinen Bilanzen, Beiersdorfer in jedem Halbsatz, Gernandt mit seinen Versprechen, Boldt tut im Grunde den ganzen Tag nichts anderes. 

„Die gibt es nicht“, sagte HSV-Sportvorstand Jonas Boldt vor der Abreise in das österreichische Trainingslager auf eben jene Grenze, die bei monatlich 50.000 Euro liegen soll, angesprochen.

Gibt es beim HSV wirkllich eine Gehaltsobergrenze? Nein!

Der 38-Jährige erklärt: „Wir haben immer gesagt, dass es eine imaginäre Grenze gibt, die wir versuchen einzuhalten.“ Eine Leitlinie also, keine klare Regel. Das lässt Interpretationsspielraum. (Quelle: Mopo.de)

Alternative Fakten? Dieser Verein ist derart widerlich geworden, dass einem schlecht wird. Und die Idioten hüpfen weiter, bis zum nächsten Abstieg. Und dann weiter…