Wohl kaum eine Frage umtreibt diesen Verein so wie die Frage: „Wer trägt eigentlich die (Haupt)-Schuld am bemitleidenswerten Zustand dieses Klubs? Wer hat den eklatanten Niedergang zu verantworten, die finanziell desaströse Situation? Wessen Namen kann und sollte man nennen, wenn man über Abstieg, sportliche Demütigung, fehlenden Nachwuchs und null Perspektiven spricht?“ Sind es die immer mal wieder genannten HSVPlusser, die einigermaßen naiv (ja, ich auch) eine Satzung durchgewunken haben, die den Namen nicht tragen sollte? Ist es Dietmar Beiersdorfer allein, der auch nicht ein Milligramm der von HSVPLUS gemachten Vorgaben einhalten wollte und in Großmannssucht erstickte? Waren es Herren wie Jarchow oder Bruchhagen, ohne Plan aber mit kaputtem Erbe? War es eventuell der frühere Aufsichtsrat (Der Rat der Ahnungslosen) oder der aktuelle Aufsichtsrat (Der Rat der Abnicker), deren Mitglieder alles taten, aber kontrollieren taten sie nicht? 

War es möglicherweise auch Bernd Paul Hoffmann, der mit einem Finanzgebaren fern jeder Perversion der Katastrophe Tür und Tor öffnete? Auch eine Möglichkeit – waren es die Medien? Die Herren von BILD, Mopo, Abendblatt, Kicker und Co., die den Schwachsinn all die Jahre kritiklos begleiteten, ohne auch nur einmal rechtzeitig den Finger zu heben? Waren es eventuell sogar renitente Blogger, die dafür sorgen, dass „im Verein keine Ruhe einkehrt“? Ein anderer Kandidat ist natürlich „Gönner“ Klaus-Michael Kühne, der ahnungsbefreit sein persönliches Spielchen trieb. Ist er der Hauptschuldige? Grundsätzlich einmal: Nie ist jemand allein Schuld, das gilt für gescheiterte Beziehungen ebenso wie für abgewrackte Vereine. Und dennoch – einen Schuldigen haben wir bisher nicht erwähnt und dieser Schuldige bzw. diese Gruppe von Schuldigen ist maximal schuldig, hat sich maximal an diesem Verein versündigt.

Ich rede von den sogenannten Fans. Sie sind es, die all dies was wir heute sehen überhaupt erst ermöglicht haben. Sie haben sich von den Sprüchen der Würdenträger ebenso sedieren lassen wie von den Propaganda-Texten der Mopo oder von dem dummen Gelaber von Insolvenz-Münchhausen. Dabei haben die beiden letzten vor allem eines nicht, sie haben kein Gewissen. Hätten sie eines, dann hätten sie vor Jahren angefangen, die Wahrheit zu publizieren, denn sie kennen die Wahrheit, sie kennen sie so, wie ich sie kenne. Die Wahrheit zu kennen, sie aber nicht zu verbreiten, sondern das exakte Gegenteil zu schreiben, das ist die wohlmöglich größte Sauerei, die man einer Sache antun kann. Und dennoch – der gemeine Fan hat trotz Fake News und Permanent-Propaganda immer noch die Möglichkeit, sich eine eigene Meinung zu bilden. Denn wenn eine Sache wie dieser Verein erkennbar Jahr für Jahr weiter den Bach runtergeht, muss ich doch irgendwann einmal registrieren, dass dort irgendwas nicht stimmt. 

Und irgendwann muss ich dann auch mal reagieren, sonst mache ich mich mitschuldig. Die Fans des KSV haben exakt dies getan und sie tun es heute noch, sie machen sich schuldig. Schuldig, zugeguckt und nichts getan zu haben. Wenn nun jemand der Meinung ist, dass die Fans eigentlich machtlos wären und keinen Einfluss nehmen könnten, so befindet er sich auf dem Holzweg. Die Fans haben Macht, sie haben sogar die größte Macht. Denn der KSV ohne Fans hat ein massives Problem. So gut wie jede interne Entscheidung wird vor dem Hintergrund des Gedankens „Wie kommt das bei den Fans an“ getroffen. Jeder Verantwortliche möchte bei Fans und Mitglieder gut ankommen und beliebt sein. Entzieht man nun Würdenträgern und Verein die Zuneigung, setzt es Konsequenzen. Da aber der Großteil der hüpfenden Einzeller bis heute dem Schwachsinn die Stange halten, hat kein Verantwortlicher jemals die Notwendigkeit gesehen, eine signifikante Veränderung herbeizuführen. 

Also: Mit dem Finger auf andere zeigen mag vielleicht der einfachste Weg sein, aber er entbindet einen nicht davon, die eigene Verantwortung einzugestehen. Die Tatsache, dass dieser Verein abgestiegen ist, liegt (auch) in der unmittelbaren Verantwortung der Fans und Mitglieder. Der Umstand, dass der Niedergang weitergeht, ebenfalls.