Fußball-Profis können sich ne Menge anhören, keine Frage. Ähnlich wie bei den asozialen Proleten, die meinen, im Internet anynom jeden bepöbeln und beleidigen zu können, weil sie denken, man kriegt sie nicht, stehen Woche für Woche Primaten auf den Tribünen dieser Welt und meinen, zumeist Alkohol-geschwängert, Spieler der gegnerischen Mannschaft, manchmal sogar Akteure des eigenen Teams in übelsteste Art und Weise angehen zu können. Man steht ja in der Masse, da fällt das nicht weiter auf, zumal der Sitznachbar noch viel schlimmere Begriffe bemüht. Dies ist in den Stadien der Welt derart „normal“ geworden, dass einem das Kotzen kommt. Homophobe Sprüche, Affenlaute, rassistische Äußerungen weit jenseits der Gürtellinie, in einem Fußballstadion meint jeder, er könnte sich benehmen wie im Neadertal. 

Ich habe absolutes Verständnis für Spieler, denen die kalte Wut kommt, die mit der Faust in der Tasche diese Sprüche einstecken sollen und sich nicht wehren dürfen. Und trotzdem: Die Nummer, die Herr Leistner im Spiel gegen Dresden abgeliefert hat, geht nicht. Ich kann als Berufssportler inmitten einer weltweiter Pandemie nicht über den Zaun klettern und den Richter spielen, dieses Verhalten muss bestraft werden und es muss so bestraft werden, dass nicht nur der betroffene Spieler, sondern auch eventuelle Nachahmer registrieren, dass sie sowas lassen sollten. Nun bekommt der KSV-Verteidiger in meinen Augen eine lächerliche Sperre von 3 Spielen, die meisten roten Karten, selbst die zweifelhaften, werden härter bestraft. Doch anstatt das Gnadenurteil demütig anzunehmen, meint der Herr vom Pleitelub aus dem Volkspark, Einspruch einlegen zu müssen, man hat endgültig die Bodenhaftung verloren. 

„Das Recht muss dem Unrecht nicht weichen. Natürlich darf es Selbstjustiz nicht geben – dauert aber ein Rechtsbruch gegen jemanden an, braucht sich dies niemand bieten lassen und kann sich angemessen wehren“, sagte Schickhardt der „BamS“. Im Fall Leistner könne man von Notwehr sprechen. „Wenn man die emotionale Gesamtsituation berücksichtigt, habe ich zumindest Verständnis“, fügte er hinzu.

DFB-Richter Hans E. Lorenz verwies darauf, für Leistner wegen der Beleidigungen und der vorherigen Pokalpleite des HSV bereits mildernde Umstände berücksichtigt zu haben. Aber er sagte auch: „Der Übergriff eines Spielers auf einen Zuschauer ist ein gravierender Vorfall. So etwas kann nicht mit einem Freispruch enden.“ (Quelle: Abendblatt.de)

Man könne von Notwehr sprechen? Weil Leister etwas passiert ist, was einem 30-jährigen Spieler in seiner Karriere mit Sicherheit zig-Mal passiert ist, ist das jetzt plötzlich Notwehr. Das ist nicht nur dümmlich, das ist einfach nur arrogant. Ich hoffe, dass der DFB ein Exempel statuiert das Strafmaß erhöht. Und ich hoffe auch, dass Verein und andere Zuschauer irgendwann einmal gegen dieses Primatenpack vorgehen. Überführen, aussortieren und lebenslang aus dem Stadion sperren. Aber dafür fehlen den Vereine natürlich die Eier, denn es ja zumeist die Treuesten der Treuen, die sich benehmen wie eine offene Hose.