Worin unterscheiden sich die Aufgaben eines Sportchef von, sagen wir mal, Bayern München und dem KSV? Was sollten die Kernkompetenzen der jeweiligen Personen sein, wenn man so dreist wäre, sie in einen Top schmeißen zu wollen? Was muss man bei dem einen Verein können und was bei dem anderen? Kurz: Wie bemisst man den Wert eines Sportchefs/Sportvorstands/Kaderplaners? Eigentlich ist es gar nicht so schwer….

Wenn man Sportchef bei Bayern München ist, hat man den großen Vorteil, dass das Festgeldkonto voll ist, das Resultat einer seit Jahren soliden und erfolgreichen Vereinsführung. Man muss als Sportchef also gar nicht darauf achten, dass man „Werte entwickelt“, also dass man während der Transferphase junge Nachwuchsspieler holt, deren Marktwerte sich positiv entwickeln, um sie irgendwann einmal mit Gewinn veräußern zu können. Bei Vereinen wie dem FCB geschieht das quasi von allein, auch wenn es kein vorrangiges Motiv ist. Wenn Bayern einen Spieler für € 10 Mio. holt und ihn irgendwann wieder verkauft, kostet er automatisch mindestens € 15 Mio. oder € 20 Mio, nur, weil er in München unter Vertrag stand. Und selbst wenn man einmal mit Verlust verkaufen sollte, so what? Die Aufgabe eines Sportchefs bei Bayern München ist nicht, Gelder zu generieren, sondern das Niveau der Mannschaft zu halten, wenn möglich zu verbessern. Hierfür stehen nahezu unendliche Mittel zur Verfügung und man muss sich auf dem internationalen Markt bestensfalls mit 4 oder 5 anderen Verein messen. 

Die Aufgaben eines Sportchefs beim KSV sind gänzlich andere, allein schon aus finanziellen Gründen. Denn der Verein ist nahezu pleite, hat auch in den nächsten Jahren wenig Aussicht auf finanzielle Gesundung, ganz im Gegenteil. Es werden Kreditzahlungen fällig, die nächste Fan-Anleihe muss bezahlt werden und man hat nicht mal mehr einen Stadionsponsor. Was sollte also eigentlich die Kernkompetenz des Sportchefs im Volkspark sein? Er muss Geld für den Verein verdienen, je mehr desto besser. Er muss Spieler finden/scouten/überzeugen, die in jungen Jahren nach Hamburg kommen (wollen), die dann natürlich auch in der Lage sein müssen, zu spielen und die dann mit so viel Gewinn wie möglich wieder verkauft werden können. Klingt nach modernem Menschenhandel, ist aber die traurige Wirklichkeit im kranken Spiel Profifußball und besonders in Hamburg eine Notwendigkeit. 

Vor dem Hintergrund dieser für den Verein maßgeblichen Herausforderungen hat Jonas Boldt versagt. Denn er hat es nicht nur nicht geschafft, trotz eines Rekordetats und eines Bundesliga-erfahrenen Trainers aufzusteigen, er hat auch wirklich keinen Spieler gefunden/verpflichtet, der in absehbarer Zeit dem Verein Geld in die Kassen spült. Um einmal endgültig mit der Legende aufzuräumen, dass ein Aufstieg in die Bundesliga und damit verbundene Fernsehgelder diesen Verein retten könnten – dies ist Mumpitz. Im Verhältnis zu steigenden Gehältern etc. in der höchsten deutschen Spielklasse steigern sich die Einnahmen aus TV-Verträgen nicht gleichermaßen. Wenn sich heute also jemand hinstellt und meint, dass Boldt einen guten Job gemacht hätte, hat er die Bedürfnisse des Vereins nicht verstanden. Spieler wie Terodde, Leistner, Ulreich, Gjasula etc. werden diesem Verein in der Zukunft nicht nur keinen Cent in die leeren Kassen spülen, sie bringen ihn auch weder spielerisch noch entwicklungstechnisch weiter. Im Gegenteil, diese immer wieder verpflichteten „Säulenspieler“, die angeblich für Stabilität sorgen sollten und es doch nie taten, kosten Geld, aber bringen keines. 

Nimmt man also die wirklich dringenden Bedürfnisse des Vereins als Basis für die Bewertung der Boldt-Arbeit, so ist sein Wirken mit mangelhaft zu kennzeichnen. Und mal ehrlich: Vertragslose Spieler wie Gjasula, Terodde oder Leistner mit Handgeld zuzuscheißen, dafür braucht man keinen Boldt, das kann jeder. Wenn der Mann Spieler vom Kaliber Onana in Serie geholt hätte, dann hätte er seinen Job in Hamburg verstanden, aber dafür muss man halt mehr können, als nur drei Berater zu kennen und mit der Presse zusammen zu arbeiten. Ich habe es in vergangenen Blogs mehrfach im Detail beschrieben – Boldt hat wirklich keinen Spieler des Vereins mit Gewinn verkaufen können. Das ist ein Armutszeugnis für jemanden mit einer großen Schnauze und einem Einkommen von mehr als einer halben Million Euro im Jahr. 

Nimmt man nun zu diesen Parametern noch diese peinliche PR-Posse um den AS Rom und Boldts ungeschminkten Versuch, den Aufsichtsrat zu erpressen hinzu, so kann man Stand heute nur zu einem Schluss kommen: Für den arroganten Jonas muss in Hamburg Schluss sein, am besten sofort.

Herzlichen Dank an den Weserreport 🙂