Es hat nur bis zum 8. Spieltag gedauert, also das, was worauf man in den letzten Jahren zumindest bis zur Rückrunde warten musste. Und die Erosion kommt langsam (zwei Unentschieden), aber sie kommt dafür früher. Ich habe bereits zu Zeiten, als man noch mit 5 Siegen aus 5 Spielen einsam an der Tabellenspitze thronte, darauf verwiesen, dass man nicht nur die reine Punkteausbeute betrachten sollte, sondern auch die Art und Weise, wie diese Punkte zustande gekommen sind. Aber wie auch in den vergangenen Jahren wollte das kaum jemand hören. Warum? Weil die meisten Gestalten, die der Meinung sind, sie verstehen etwas von diesem Sport, nicht weiter als bis zur Wand denken können. Für sie gilt:

3 Punkte – Tabellenführer – muss geil sein – geht so weiter. 

Mitnichten. Denn wenn man sich in Hamburg auf eines verlassen kann, dann darauf, dass man sich auf nichts verlassen kann. Zumindest nicht darauf, dass die Herren aus der Wohlfühloase eine Art Gier und Lust auf mehr beibehalten können. Aber warum auch, wenn man doch bereits nach 6 Spieltagen von der hiesigen Presse abgefeiert wird wie ein Champions League-Sieger. Und vor allem Coach Thioune (Black Kloppo 🙂 ) merkt, wie schnell sich der Wind in Hamburg drehen kann. Gestern noch der Taktik-Fuchs, heute der Ver-Coacher, das geht extrem schnell in Hamburg. Aber woran liegt es, dass das Projekt KSV wohl eines der fragilsten Kartenhäuser im deutschen Fußball ist, also ein Castle of glass? Diesen Zustand haben die Herren, die jetzt in den Vorstandsbüros und in der Kabine sitzen, u.a. ihren Vorgänger zu verdanken, aber sie tun auch alles dafür, dass sich dieser Zustand nicht ändert. 

Hat irgendjemand das Gefühl, dass es in diesem Verein so etwas wie eine mittel- oder langfristige Strategie gibt? Ich nicht. Man lebt nach wie vor von Woche zu Woche und vor allem hat man immer noch nicht damit aufgehört, den Mitgliedern und Fans Märchen zu erzählen und man immer noch nicht damit angefangen, für so etwas wie Transparenz zu sorgen. Das macht mißtrauisch, das verhindert aber auch, dass man von den Anhängern Geduld einfordern kann. Und tatsächlich ist es so, wie Fähnchenschwenker Sebastian Wolff vom Kicker gestern beschrieben hat https://www.kicker.de/mehr-als-nur-ein-ausrutscher-der-trend-beim-hsv-bereitet-sorge-790406/artikel

Denn nicht nur der Trend bereitet Sorge, auch die Entwicklung der einzelnen Spieler ist eigentlich ein Desaster. Bis auf Terodde sind alle sogenannten „Säulenspieler“ bisher hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben. Es gibt mit Ambrosius (21) und Onana (19) genau zwei Spieler die positiv überraschen, dafür mit Leibold, Gyamerah, Duziak, Jatta, Narey und Witzheimer jede Menge Spieler, die von Spiel zu Spiel schwächer werden. Wenn man erst auf Probleme wie Hunt, Jung, Kittel, Wood oder gar Hinterseer eingehen würde – um Gottes Willen. Tatsache ist: Der einzige Grund, warum der KSV zum jetzigen Zeitpunkt 17 Punkte auf dem Konto hat, heißt Simon Terodde. Und was passiert, wenn der Torjäger nicht ins Spiel kommt, konnte man eindrucksvoll gegen Bochum beobachten. Ich behaupte, dass der KSV ohne Terodde (9 von 17 Toren) heute irgendwo zwischen 7 und 14 stehen würde. Und eine Alternative zum 32-Jährigen ist weit und breit nicht in Sicht, Wood trifft keinen Möbelwagen und Hinterseer wurde im Pollersbeck-Style komplett enteiert.

Nun fährt man zum Tabellen-11. nach Heidenheim und ist im Grunde bereits jetzt zum Siegen verdammt. Denn man kann sich ausmalen, was in Hamburg (und in Schindeleggi) los ist, wenn man zweimal in Folge verliert. Aber Hauptsache, die Verträge mit 263 Funktionären werden verlängert. Fakt ist: Das Konstrukt Hamburger Sport Verein ist ein Kartenhaus, wie es in Deutschland kaum ein zweites gibt. Ohne medialen Druck, ohne großartige Kritik gerät dieses Schiff grundsätzlich beim ersten Anzeichen von Sturm ins Wanken und bereits nach der ersten Niederlage fühlen sich die Herren bemüßigt, vor die Mikrophone zu treten und Gelassenheit zu heucheln. Man stelle sich einmal vor, der KSV würden einen Saisonstart wie Schalke hinlegen, das wäre ein Spaß. 

Und für genau solche Momente machen wir das alles. Kevin Kackstedt kurz vorm Ableben 😀 😀