Erstmal ohne Kommentar…

SPORT1: Herr Hunke, was sagen Sie zur aktuellen Herbst-Krise beim HSV?
 
Jürgen Hunke: Als Anhänger mit der Liebe zum Verein bin ich natürlich traurig. Andererseits habe ich das die vergangenen Jahre leider kommen sehen, dass im Verein die Begeisterung und die Leidenschaft fehlt. 

SPORT1: Und wenn das nicht passiert?
 
Hunke: So lange das nicht passiert, wird es auch wenig Unterstützung geben. Ich merke, wie sich immer mehr Menschen vom HSV zurückziehen. Auch Freunde und Bekannte von mir wollen gar nichts mehr mit dem Verein zu tun haben. Der HSV ist nur noch eine traurige Geschichte. Dies gleicht den Problemen, die der Fußball insgesamt gerade hat. Man muss aufpassen, dass dies nicht in einer Spirale nach unten führt. Dass man nachher sportlich keinen Erfolg hat, aber gleichzeitig die wirtschaftlichen Probleme dann noch viel größer sind. Wenn das passiert, wird es ganz schwer, aus dieser Spirale herauszukommen.

SPORT1: Warum schenkt der Verein denjenigen, die helfen wollen, nicht reinen Wein ein?
 
Hunke: Ich habe in den zurückliegenden Jahren immer wieder darauf hingewiesen und bin dafür immer wieder kritisiert worden, weil man die wahren Gründe und ehrlichen Argumente gar nicht hören will. Es bringt auch wenig, dies immer zu wiederholen. Man kann es am besten daran erkennen, wie zuletzt von einigen Verantwortlichen des HSV die Idee kam, weitere Anteile zu verkaufen. Ich werde bei der nächsten Versammlung deutlich machen, dass man Anteile eines so großen Vereins, der in früheren Jahren noch weltweit eine Rolle spielte, nicht einfach verkaufen darf, nur um aktuell Liquidität zu erlangen

SPORT1: Die Bilanz des HSV soll auch gewaltig hinken…
 
Hunke: Das stimmt. Ich habe gehört, dass das Eigenkapital des Vereins, das sich in der Bilanz wiederfindet, zum großen Teil aus der Bewertung des Markenzeichens des Vereinswappens beruht. Dieses Wappen ist aber in der 2. Liga diese Summe gar nicht wert. Alle, die gerade Verantwortung tragen, sind von außen in den Klub gekommen. Alle anderen haben sich mehr oder weniger zurückgezogen, weil es eine schwierige Situation ist. Und weil sie über die Jahre den Abstieg und das ganze Durcheinander vorhergesehen haben. Wer hat schon Lust, sich ehrenamtlich zu engagieren, wenn man am Schluss weiß, dass man persönlich dadurch Probleme bekommt? Ich bin da ein ganz gutes Beispiel. Da ich das nach wie vor aus Liebe zum HSV mache und auch aus Liebe zum Fußball, wird man mich da auch nicht klein kriegen. Ich werde immer meine Meinung sagen.

SPORT1: Klaus-Michael Kühne hält sich schon länger zurück…
 
Hunke: Weil er merkt, dass er mit seinem Engagement gescheitert ist. Ich habe immer gefordert, dass er liefern muss. Er hat es nicht getan. Kühne ist am Ende, der HSV noch nicht ganz. Ich finde es wäre jetzt Zeit, dass er sich zurückzieht und den Schaden wieder gutmacht, den er mit der Ausgliederung der Profi-Abteilung verursacht hat. Die Ausgliederung wurde nur für die Leute umgesetzt, die davon profitieren wollten. Immer mehr Menschen wollen in den Fußball, weil sie sich da ein Stück vom Kuchen abschneiden wollen, um leicht Geld zu verdienen.

SPORT1: Kann der HSV nicht froh sein, dass momentan keine Zuschauer in den Stadien erlaubt sind?
 
Hunke: Ja, aber das ist ja kein HSV-Problem. Wir müssen alle überlegen, dass Fußball das bleiben muss, was er immer war: Nämlich ein wunderbares Vergnügen, Kameradschaft, auch eine Art Tradition, die weiterlebt. Wir dürfen das nicht wenigen Leuten überlassen, die nichts anderes im Kopf haben, als sich selbst Vorteile zu erhoffen. Ich habe Herrn Kühne das alles in einem persönlichen Gespräch gesagt, dass es genauso kommen wird. Und wenn er ehrlich ist, wird er das auch bestätigen. Nur mit Geld geht es nicht. Ebenso wenig wie sich aus der Schweiz nur ins Geschäft einzumischen und Ratschläge zu geben, wie eine Mannschaft aufzustellen ist und wer spielen darf. Das war schon der Tod des HSV. Ich hätte so etwas überhaupt nicht zugelassen. Auch ein Milliardär muss mal seinen Fehler einsehen. Kühne ist dazu auch in der Lage, er könnte die Schulden, die in seiner Zeit angehäuft wurden, zumindest ausgleichen. Sonst gibt es den HSV irgendwann gar nicht mehr.

SPORT1: Wie beurteilen Sie Trainer Daniel Thioune nach einem halben Jahr?

Hunke: Er ist ein sehr sympathischer Kerl ohne Vorurteile, wie man sich einen Trainer wünscht. Er lebt Fußball. Er hat aber die gleiche Krankheit, die Dieter Hecking hatte. Sie reden viel zu viel über andere Dinge. Ich will von einem Trainer nicht wissen, wie die politische Situation in Hamburg ist. Ich möchte, dass er sich ausschließlich auf Fußball konzentriert und nur darüber redet. Und am besten, dass er mehr einhält, als er ausspricht. Dann kann man sich hinterher auch mehr darüber freuen.

(Quelle: https://www.sport1.de/fussball/2-bundesliga/2020/12/hamburger-sv-ex-boss-juergen-hunke-ueber-winter-krise-thioune-kuehne)