Es war im Juli 2019, als die Herren Boldt und Mutzel (oder zumindest einer von ihnen) beweisen wollten, dass auch sie Weltmanager sind, die in der Lage sind, ein sogenanntes Talent aus England zu holen. Denn in Deutschland war in den letzten Jahren ausgerechnet das in Mode, was zu Zeiten von Frank Arnesen („Der kennt ja nur seine Chelsea Boys“) verpönt war. Jeder holte den nächsten Sancho oder Lookman oder was auch immer, der englische Fußball war plötzlich das, was der deutsche sein sollte, eine Talentschmiede. Und womit macht man sich bei seinem neuen Arbeitgeber schneller einen weißen Fuß als mit dem Nachweis, dass man auch einer von den Helden sei und dem Verein einen Monstertransfer der Zukunft bescheren könne. Schade nur, dass die Helden des KSV eben weder über Netzwerk noch über ein Scouting verfügen, sie kauften blind einfach irgendeinen Briten. Und das für € 2,5 Mio, die der Verein gar nicht hatte. Heute klingt das so.

Thioune: „Ich wünsche mir natürlich dass er genügend Platzzeit bekommt. Aktuell ist das schwierig, da die U21 nicht spielt.“ (Quelle: Mopo.de)

Ja, wirklich bedauerlich, dass einer der teuersten Transfers der letzten Jahre derzeit nicht in der Regionalliga stolpern darf. Aber sein wir nicht zu streng, denn immerhin ist Xaver erst 19 und das bedeutet, dass er in Hamburg noch mindestens 4 weitere Jahre als Talent durchgeht, während in Leverkusen (Wirtz) und München (Musiala) 17-Jährige die Bundesliga aufmischen und in Dortmund ein 16-Jähriger (Moukoko) in der Startaufstellung steht. Betrachtet man jedoch den jungen Amaechi in Hamburg, so muss man erkennen, dass der Junge einfach A-Jugend-Fußball spielt und damit gerätst du in der zweiten Liga ganz schnell an deine Grenzen. Aber er entwickelt sich in 1 1/2 Jahren einfach nicht weiter, auch wenn sich ab und zu der jeweils aktuelle Übungsleiter bemüßigt fühlt zu verkünden, dass der Spieler nun endlich „erwachsen“ geworden ist. 

Nun gibt es zwei Möglichkeiten, den teuren Transfer-Irrtum zu erklären. Es kann sein, dass Amaechi einfach nicht mehr kann und einfach nicht gut genug ist. Kann sein. Es könnte aber auch sein, dass er nur beim falschen Verein ist und an anderer Stelle plötzlich aufblüht wie so viele Kicker vor ihm. Tatsache ist nur, dass man, wenn man so viel Kohle einsteckt wie Boldt, Mutzel und Freunde, dies erkennen muss, bevor man die allerletzten Kröten des Vereins verheizt. Aber darum ging es diesen Underperformern nicht, ihnen ging es darum zu beweisen, dass auch sie einen jungen Engländern holen können. Schade nur, dass jetzt sowohl der Spieler wie auch der Verein darunter leidet, aber das ist diesen Selbstoptimierern grundsätzlich egal.