Man könnte sich das Leben so einfach machen, oder? Man könnte stehts an das Gute glauben oder zumindest denken, dass am Ende doch alles gut wird. Und man könnte glauben, dass diese Wendung hin zum Positiven einfach so aus heiterem Himmel passiert, dass die Zeit es richten wird, dass man im Grunde nichts dafür tun müssten außer vielleicht auszuhalten und abzuwarten. Das Ganze natürlich kombiniert mit der notwendigen Geduld und mit der unbedingten Hingabe, Fan zu sein. Außerdem – was könnte man selbst schon groß ändern? Natürlich könnte man die Machenschaften im Volkspark und in den Redaktionsstuben hinterfragen, aber eine Umkehr in den jeweiligen Verhaltensweise könnte man doch eh nicht bewirken. Dann doch lieber „positiv“ bleiben, auch wenn einem der verbliebene Restverstand sagt, dass Hoffnung unangebracht ist. Nein, dies wird niemals mein Weg sein. 

Grundsätzlich tendiere ich nicht zur Aufgabe, wie hätte ich ansonsten knapp 7 Jahre Wartezeit auf ein australisches Visum überstehen sollen? Wäre ich KSV-Fan, hätte ich bereits nach 1 1/2 Jahren die Flügel strecken müssen, aber das ist nicht meine Art. Und genauso wenig ist es meine Art, all die Skandale, Fehler, Manipulationen, Verarschungen und Betrügereien aus St. Ellingen einfach so hinzunehmen. 

Klar, ich könnte schreiben, dass Frank Wettschein bereits seit mehr als 6 Jahren im Amt ist und… Ja genau, was „und“? Wofür leistet man sich einen Vorstand Finanzen? Dafür, dass er die wenigen AG-Anteile unter dem Marktwert an den verschachert, der ihn im Amt hält? Dafür, dass er 6 Jahre lang jeden Transfer mit absegnet und 6 Jahre in Folge ein massives Bilanzminus erwirtschaftet? Dafür leistet man sich einen Mann, der mehrere Hundertaussend Euro pro Jahr für NICHTS kassiert? Wofür leistet man sich im Volkspark einen Manager von einem Championes League-Teilnehmer? Dafür, dass er Leistner, Gjasula und Ulreich holt? Dafür, dass er die Verträge mit Ambrosius und Costa verlängert? Er selbst hat behauptet, dass er es gewesen ist, der Aturo Vidal in Chile „entdeckt“ hat (was natürlich Schwachsinn ist, der Mann war bereits U18-Nationalspieler), insofern hatte man beim KSV erwartet, dass ihm ähnliche Deals auch in Hamburg möglich seien. Mitnichten. Kinsombi, Amaechi, Kittel, Ewerton, Heuer Fernandes, Schaub, Hinterseer, Gyamerah, Letschert, Harnik, Heyer etc. Das sind die Kracher, die auf Boldts Habenseite stehen und deshalb verleiht ihm die Hofberichterstatterpresse eine 2,sonstwas als Note und deshalb wird sein Vertrag vom Aufsichtsrat vorzeitig verlängert. 

Natürlich könnte man, wie die belämmerten Hüpfer, einwerfen, dass beim KSV finanziell nicht mehr möglich ist, zumindest nicht mehr so viel wie noch zu Bundesliga-Zeiten, aber wenn dem so ist, warum leistet man sich dann all diese angeblichen Top-Personalien in der Verwaltung? Das, was Boldt und Wettstein dort seit Jahren veranstalten, hätte man auch für den Bruchteil des Preises bekommen können, aber das wäre dann nicht „Hamburger Weg“ gewesen. Und mein Weg ist es nicht, dies einfach immer so hinzunehmen. Wisst ihr, das Lustige ist, dass sich die immer noch existierenden Hüpfer in zwei Gruppen teilen. Da gibt es die einen, die glauben all den Scheiß tatsächlich. Die glauben, dass Wettschein den KSV dreimal vor der Insolvenz gerettet hat und dass Boldt bis 2032 irgendwelche Top-Leute umsonst nach Hamburg lotsen wird. Die lassen sich auch nicht von der Geschichte abhalten oder umstimmen, denn diese Geschichte sagt ihnen, dass all das nicht passieren wird. Und dann gibt es die Anderen und die sind eigentlich noch schlimmer. Sie wissen genau, dass die Geschichte eben nicht gut ausgehen wird, sie pöbeln aber trotzdem gegen diejenigen, die dies erkennen und aussprechen? Warum? Weil sie genau wissen, dass sie den Zeitpunkt des Absprungs verpasst haben und anstatt ihre Fehler einzugestehen, tun sie das genaue Gegenteil. 

Mir ist wohl bewusst, dass meine Ausführungen in diesem Blog anstrengend sind und dass sie größtenteils keinen Spaß machen, weil sie eben keine Hoffnung verbreiten. Und ich habe es schon mehrfach geschrieben: Auch ich hätte mir das Leben deutlich einfacher machen und einen Jubelblog im Stile der Scheißhausperle ins Leben rufen können. Die HSV-Arena gab es bereits 5 Jahre vor der Gründung von Münchhausens Güllegrube und wer weiß, vielleicht wäre der Verein auf mich zugekommen und hätte mich finanziell unterstützt, hätte ich seine Märchen proaktiv verbreitet. Aber wäre das richtig gewesen? Hätte ich meine Erkenntnisse und meine Überzeugung verleugnen sollten für ein paar Euro? Hätte ich meine Leser belügen sollen, um selbst davon zu profitieren? Nein, nein und nochmals nein, das wird nie passieren, zumindest nicht hier. Und selbst dann, wenn ich diesen Blog eines Tages nicht mehr betreiben sollte, ist sichergestellt, dass es hier niemals eine Hofberichterstattung geben wird. Eher würde ich das Ding sprengen. Versprochen! 

Zum Schluss…

…das Letzte! 

Ach ja, ich hätte natürlich auch eines dieser KSV-Jubelbücher schreiben können. „Das KSV-Mutmachbuch“ oder „KSV für Klugscheißer“ oder irgend so einen Schwachsinn. Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre dieses Buch dann von den Hamburger Medien promoted oder zumindest erwähnt und nicht verschwiegen worden. Wohlmöglich hätten dann der Verlag und ich auch deutlich mehr Geld damit verdienen können, wenn die Existenz des Buches mehr Menschen zugetragen worden wäre. Aber wäre es dann richtiger gewesen? Hätte ich noch in den Spiegel gucken können, wenn ich schwachsinnige Lügenmärchen oder vergammelte Rückblicke aufgeschrieben hätte? Im Oktober 2018 ist dieses sogenannte „KSV-Mutmachbuch“ erschienen, welches ich hätte schreiben sollen, was ich jedoch abgelehnt habe. Hier Teile der Inhaltsangabe dieses Machwerks, Quelle Amazon: 

 Seit der neue Trainer Christian Titz an der Elbe das Sagen hat, geht es mit dem Verein wieder bergauf. Der Glaube an eine unmittelbar bevorstehende glorreiche Zukunft des HSV ist wieder an die Elbe zurückgekehrt. Der durch nichts klein zu kriegende Helm-Peter ist dafür ebenso ein Garant wie das von Bernd Hoffmann unter Artenschutz gestellte Maskottchen Hermann. Dass die Spielstätte wieder bis auf weiteres Volksparkstadion heißt, lässt den Fan bei Heimspielen sich wieder wirklich heimisch fühlen. Mit der Raute im Herzen und dem Hamburger Urgestein Uwe Seeler als Vorbild auf der Tribüne sollte die Erstklassigkeit innerhalb von nur einer Saison wiederzuerlangen sein. Eine neue HSV-Hymne sorgt auch auf gereimte Weise für gute Laune

Und? Was davon ist zwei Jahre später relevant? Aber solche Bücher finden Erwähnung in Mopo, Bild und Abendblatt.