Ging irgendwie doch recht schnell vorbei dieses widerliche Jahr 2020, oder? Trotz Trump, trotz Corona, trotz KSV und Graupenperle. Am Anfang eines Jahres denkt man eigentlich immer: „Wow, jetzt sind es wieder 365 Tage“, aber dann ist plötzlich und wie von Zauberhand Ostern. Und wie aus dem Nichts ist plötzlich auch kalendarisch der Sommer vorbei und die Tage werden kürzer. Es war das 8. Jahr der HSV-Arena und als ich 2012 mit dem Vorgänger dieses Blogs anfing, habe ich nicht im Traum an 8 Jahre, mehr als 2.200 geschriebene Blogs (genau sind es 2.231) und an ein eigenes Buch gedacht. Auch deshalb ist es Zeit für ein ganz großes Danke an euch alle, für eure Treue, eure Spenden und eure Kritikfähigkeit in Zeiten, in denen die Hofberichterstattung über diesen Verein neue Dimensionen erreichte. Ich habe mir ein paar Gedanken über die Höhepunkte dieses Jahre gemacht, eure werden unter Garantie andere sein. 

„Alles andere ist Propaganda“. Verleger Thomas Maruhn fragte mich (und er hat wirklich mir die Entscheidung überlassen), wie ich mein erstes Buch nennen möchte und die Entscheidung fiel außerordentlich leicht. Nachdem das Werk dann im August/September 2019 fertiggeschrieben war, dauerte es dann noch fast ein Jahr, bis man es kaufen konnte. Die Gründe sind vielfältig (erst der falsche Zeitpunkt, dann Corona), aber irgendwann war es dann da. Zahlreiche (Sport)-Redaktionen hatten Absichtserklärungen abgegeben, etwas über dieses Buch schreiben zu wollen, am Ende passierte dann so gut wie gar nichts. Inzwischen nehme ich diese Tatsache als Auszeichnung, denn man ignoriert nur etwas bewusst, was einen wirklich stört und enttarnt. Insofern – Schwamm drüber. 

Wir schrieben den 28.06.2020 und man nannte das, was in den Stadien passierte, bereits Geisterspiele. Das, was sich an diesem Tag im Volksparkstadion abspielte, war jedoch mehr Grusel als Geist, es war das perfekte Abbild einer Saison und eines Vereins. Die teuerste Mannschaft der Liga mit dem größten Etat verspielte am letzten Spieltag die sicher geglaubte Relegation ausgerechnet gegen Diekmeiers Sandhausen. Ein Verein, seit Anbeginn der Zeitrechnung das Synonym für Zweitliga-Abstiegskampf und provinziellen Mief, demütige die laschen KSV-Profis vor den Augen einer Nation mit 1:5, ein Punkt hätte den Hamburgern zum Erreichen der Relegation gereicht. Nichts anderes, kein anderes Ergebnis, hätte den Niedergang und den Zustand des Ex-Dinos besser beschreiben können als diese Heimklatsche.

Normalerweise neige ich nicht zur Schadenfreude, aber hier mache ich gern eine Ausnahme. 

Mit ansehen zu dürfen, wie sich jahrelanger Selbstbetrug, hündische Gefolgschaft, Leser-Beschiss und das Verleugnen der Realität innerhalb eines Augenblicks auflöst und in blanke Verzweiflung verwandelt, erfüllte mich mit tiefer Befriedigung. Denn normalerweise kann man nicht live mit ansehen, wie sich diejenigen, die mal wieder ein ganzes Jahr Fans und Mitglieder proaktiv beschissen haben, selbst zerreißen. Normalerweise gehen die Sportjournalisten-Simulanten an einem solchen Tag nach Haus und denken darüber nach, wie sie all das, was sie das ganze letzte Jahr verbrochen haben, negieren und in den Tagen darauf das genaue Gegenteil publizieren können. Schön das Fähnchen in den Wind, immer wieder. 

Privat war für mich ein besonderer Höhepunkt in einem Jahr, in dem für viele die Höhepunkte verschwanden, sicherlich der erfolgreiche Uni-Abschluss meiner Tochter. In der kürzest-möglichen Zeit hat sie ein Studium der Kriminologie und Psychologie an einer der 30 besten Universitäten der Welt mit einer großartigen Note abgeschlossen und nur wenige Wochen nach Beendigung des Studiums und während einer weltweiten Pandemie einen Job gefunden, von dem sie eigentlich erst in 2 bis 3 Jahren träumen wollte. Ich könnte nicht stolzer sein. 

Ebenfalls als Höhepunkt kann man/ich sicherlich die legendäre „Honeymoon is over“-Aussage des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Bernd Paul Hoffmann bezeichnen. Man erinnere sich: „Wir haben noch sechs Heimspiele vor der Brust. Es gibt keinen Grund zum Trübsal blasen. Aber ganz klar: Honeymoon is over! Es geht jetzt auf die Zielgeraden, da gilt es alle Kräfte zu bündeln.“ 

Nun, Bernd hatte Recht, aber sowas von. Schade nur, dass niemand auf ihn hörte bzw. hören wollte. Denn der Aufruf des Chefs war entweder zu leise oder er kam zu spät. Am 01.03. rief Bernie zum finalen Überholvorgang auf, am 28.03. war für ihn selbst dann Schicht im Schacht. Angeleiert von „Gönner“ KlauMi Kühne aus der fernen Schweiz und vollendet durch die Chef-Intriganten Boldt und Wettstein, mit tatkräftiger Unterstützung durch Präsident Pinselreiniger, Sprechpuppe Le Coq Jansen, wurde die zweite Amtszeit des umtriebigen Hoffmann zu Grabe getragen. 

Apropos „zu Grabe getragen“. Denn nicht nur der Kriecherblog „Graupenperle“ wurde heute zum Jahresende beerdigt, auch der Vorzeige-Podcast der anonymen Doofmusiker, derFurz und Sascha Dämlicher macht die Grätsche. 

 

Nachdem man ca. 17 Unentwegten ca. alle 7 Tage insgesamt 587 mal auf die Eier gegangen war, ist nun Fofftein. Keine Sekunde zu spät, denn das selbstgefällige Geschwafel der fußballerischen Analphabeten aus dem Friseursalon war nur unter Zuhilfenahme rezeptpflichtige Narkotika zu ertragen. Nun könnte man sagen: Der KSV schafft sie alle, aber die HSV-Arena schafft er nicht Nach so vielen guten Nachrichten, habe ich dann doch noch eine Traurige. Oder auch nicht? 

Internet-Witz­bolde ent­setzt: ​Uns gehen die HSV-Witze aus“

Nach Jahren des sport­li­chen Nie­der­gangs des HSV, nach zahl­losen Skan­dalen, Rele­ga­ti­ons­spielen, dem Abstieg und ver­passten Wie­der­auf­stiegen war wenige Stunden nach dem pein­li­chen 1:5 des HSV gegen Sand­hausen klar: Es sind jetzt alle HSV-Witze gemacht worden. ​Ich spüre nur noch Leere“

 ​Und ich hatte auch noch Hoff­nung, dass sich der Markt wieder erholt. Aber unsere Sta­tis­tiker haben errechnet, dass der letzte HSV-Witz tat­säch­lich schon gemacht worden ist. Ges­tern Abend auf Twitter, von einem User namens @martin_lol, um Punkt 21:54 Uhr. Seither befinden wir uns theo­re­tisch im Minus­be­reich. Das ist die Stunde Null“

Die Zahlen geben ihm recht. Zwar gab es, als Peter Knäbel seinen Ruck­sack verlor, ein ähn­li­ches Hor­ror­sze­nario, doch in der damals schwie­rigen Phase konnten sich die Internet-Witz­bolde auf die kon­stant lie­fernde Mama Lasogga ver­lassen. ​Das waren solide Schmunzler, die uns aus der Krise geführt haben. So ein Sze­nario sehe ich aktuell nicht. Soll ich jetzt über Tim Lei­bold Witze reißen? Das wäre ja, als würde der HSV, äh, als würde er, ach, scheiß drauf“

Es waren schöne Jahre. Die Papier­kugel. Die Sta­di­onuhr. Kühne. Die Lasoggas. Ein ver­läss­lich durch­ste­ckender Auf­sichtsrat“,

https://11freunde.de/artikel/best-of-2020-internet-witzbolde-entsetzt-uns-gehen-die-hsv-witze-aus/2253400

Guten Rutsch, Freunde. Und bleibt gesund.

Euer G.