Sowas. Da hatte Herr Laux vom Hamburger Abendblatt mal wieder einen seiner seltenen lichten Momente? Oder war es turnusmäßig mal wieder an der Zeit, einmal pro Halbjahr das zu schreiben, was der Wahrheit entspricht und nicht das, was man dem Pöbel gern als Wahrheit verkaufen möchte? Man weiß es nicht. Und man wundert sich. Unter der Headline „Der Fußball rast auf den finanziellen Ruin zu“ teilt der Sportchef des Blattes ein paar Gedanken, die so gar nicht zu dem Bild eines Vereins passen, der vor kurzem noch über seinen Finanzvorstand verkünden ließ, dass wohl kein Klub diesseits des Urals besser aufstellt sei als der KSV. Dass man sich nach Zeiten der finanziellen Permanent-Katastrophen quasi antizyklisch entwickeln würde und dies alles nur deshalb, weil man an der Silvesterallee eine so phantastische Arbeit gemacht hat. 

Nehmen wir das Beispiel HSV, der auch ohne Corona das unrühmliche Kunststück fertigbrachte, zehnmal in Folge ein Millionenminus zu präsentieren. Hatten die Einnahmen aus dem Spielbetrieb in der Saison 2018/19 noch 33 Millionen Euro betragen, so sanken sie in der vergangenen Saison corona­bedingt schon auf 22 Millionen Euro. 2020/21 brechen diese Millionen komplett weg. Bei einem Umsatz von zuletzt 95 Millionen Euro entspricht dies einem Minus von 23 Prozent. (Quelle: Abendblatt.de)

Wie jetzt? Unrühmliches Kunststück? Trotz „HSV-Sanierer“ Frank Wettschein? Das muss einer verstehen…

Natürlich: Vereinen wie dem HSV stehen „zur Absicherung der Zahlungsfähigkeit Kreditlinien von Banken zur Verfügung“, wie es im jüngsten Lagebericht der Hamburger zum Bilanzabschluss heißt. Das Risiko, das der HSV selbst einräumt: Banken könnten diese Kreditlinien nicht verlängern, Stichwort „Kreditrisiko“ (Quelle: Abendblatt.de)

Soll das heißen, ein Verein, der seit Jahren so exzellente Beziehungen zu diversen (Bodensee)-Bankhäusern aufgebaut hat, bekommt keine Kohle mehr? Das klang doch neulich noch ganz anders. 

Der Posten Spieler- und Vorstandsgehälter muss massiv reduziert werden (Quelle: Abendblatt.de)

Genau, das müsste er. Das erreicht man aber garantiert nicht dadurch, dass man einem Spieler mit gerade einmal 13 Zweitligaspielen einen Vierjahresvertrag mit einem Jahresgehalt von € 650.000 pro Jahr (zweite Liga) und € 1,2 Mio. pro Jahr (Bundesliga) nachwirft. Bei allem möglichen Talent, welches Kollege Ambrosius, der auch bereits einen Kreuzbandriss hinter sich hat, möglicherweise trägt, er verdient/bekommt damit ungefähr das Dreifache von dem, was ein „normaler“ Zweitliga-Verteidiger erhält. Ein Spieler mit einem Marktwert von € 900.000 verdient € 650.000. Krank. 

Den Sport werden die jetzigen Einschränkungen mit voller Wucht treffen, und damit nicht nur die Großverdiener. Der HSV beschäftigte im Sommer 2020 292 Angestellte. Darunter waren nur 29 Lizenzspieler. (Quelle: Abendblatt.de)

Hat er. Schreibe ich seit Jahren. 90% der KSV-Angestellen spielen kein Fußball und niemand weiß, warum ein Zweitligist mehr Angestellte beschäftigen muss als die meisten Bundesligisten. Aber man hat’s ja bekanntlich, zumindest zeitweilig, so lange die Steuerkohle des Hamburger Senats noch nicht verbraten ist. Der Verein geht schweren Zeiten entgegen. Dies hat allerdings nicht nur sportliche und finanzielle Gründe, auch hinter den Kulissen gärt es wie selten zuvor. Es geht um den Rat der Durchwinker aka Aufsichtsrat, es geht um Kühnes zukünftigen Einfluss, es geht mal wieder um nichts anderes als Macht. Some procedure….

Im Kampf um die beiden freien Plätze im Aufsichtsrat der HSV Fußball AG ist die erste Entscheidung gefallen. Und die ist durchaus überraschend: Der Beirat hat nur zwei Kandidaten die Zustimmung erteilt – obwohl das Präsidium sechs Personen vorgeschlagen hatte. Grünes Licht erteilt hat der fünfköpfige Beirat für Hans-Walter Peters (65) sowie Kathrin Menges (56). (Quelle: Bild.de)

Interessant. Denn wieder einmal spielt der Beirat eine Rolle, die man einfach nicht verstehen muss. Denn wie kann es eigentlich sein, dass der Vize-Präsident des HSV e.V., Moritz Schäfer, die „Prüfung“ ebensowenig besteht wie die renommierte Digitalisierungs-Expertin Franziska von Lewinsky (48), Vorstands-Chefin des börsennotierten Unternehmens SYZYGY AG,dafür aber der Kühne-treue Herr Peters? 

Dass ein Präsidiums-Mitglied des HSV e.V. den Ansprüchen des Beirats nicht genügt, gab es in der HSV-Vergangenheit noch nicht. Das Urteil verblüfft. Zumal der Diplom-Kaufmann Schaefer, seit elf Jahren Vorstand der „Finanzloge“, den Klub bestens kennt. Von 2000 bis 2009 arbeitete Schaefer für Vermarkter Lagardère Sports, betreute u.a den HSV. (Quelle: Bild.de)

Jetzt befindet sich der Chaos-Klub in der „lustigen“ Situation, dass eben dieser abgelehnte Schäfer in Zusammenarbeit mit dem anderen Vize, Schulz, genau diese Kandidaten, besonders natürlich den Kühne-Mann Peters ablehnen kann. Dann aber hätte man mit Frau Menges nur noch eine vom Beirat zugelassene Kandidatin und man benötigt zwei. Man sieht: Auch weiterhin geht es bei diesem Verein nur darum, Macht zu behalten, Intrigen zu schmieden, Pöstchen zu schachern. Aber zumindest eine gute Nachricht gibt es heute. 

Nein, eigentlich zwei. Denn auch der ehemalige Matz Ab-Kasper Lars149kg ist durch die Beirats-Prüfung gerasselt, dies ist allerdings keine Überraschung. Oder vielleicht doch, denn immerhin sprechen wir über den KSV.