Neulich las ich die heutige Begründung von selbsternannten Fans für den Besuch eines KSV-Spiels bzw. dafür, dass sie Spiele mit KSV-Beteiligung vermissen würden. 

Früh aufstehen, kurz frühstücken, ein paar Bier vor Vier, beim Spiel eskalieren, sich danach über die erneut schlechte Leistung ärgern, auf irgendeinem Rastplatz Fastfood essen und völlig übermüdet nach Haus kommen. 

Ich könnte jetzt sagen: Wow, aber dafür müsste ich überrascht tun. Denn bereits Noch-SC-Boss Timo Horn hatte vor Kurzem erklärt, dass ihm das Zusammenkommen mit seine Kumpels, das Saufen vor dem Spiel und während des Spiels deutlich mehr fehlen würde als das Spiel selbst. Ich finde diese Entwicklung dramatisch, denn sie zeigt, dass der Fußball selbst, ganz besonders in Hamburg nach den vielen Jahren der Qualitäts-Entwöhnung, eigentlich gar nicht mehr wichtig und im Grunde nur noch der Anlass, aber schon längst nicht mehr der Grund ist. Wichtig ist  das Drumherum, denn das, was auf dem Acker passiert, ist bestenfalls Nebensache. Und wenn der Sport, für den man unglaublich viel Geld bezahlt, zur Nebensache verkommt, ist auch die Leistung der Millionen-Söldner nicht mehr wichtig. 

Allerdings möchte ich im heutigen Blog noch ein anderes Thema anschneiden und das heißt Simon Terodde. 16 Treffer in 15 Zweitligaspielen, der 32-jährige Mittelstürmer ist nicht weniger als die alleinige Lebensversicherung der Hamburger Aufstiegshoffnungen. Man könnte es auch anders ausdrücken: Terodde tut das, wofür er geholt wurde und er tut es sehr gut. Was aber natürlich in Hamburg sofort passiert ist der schrille Schrei nach einer schnellen Vertragsverlängerung (Vertrag läuft nach der Saison aus), selbst Uwe Seeler möchte unbedingt, dass man den Stürmer so schnell wie möglich an den Verein bindet. Ich bin absolut dagegen und ich möchte erklären, warum. 

Zuerst einmal funktioniert Terodde fast immer in der zweiten Liga bei dominierenden Teams, die sich naturgemäß eine Menge Torchancen erspielen (Stuttgart, Bochum, Köln, Hamburg), in der Bundesliga versagte er grundsätzlich (Stuttgart, Köln). Denn sobald er mit einem Team aus der zweiten Liga aufgestiegen war, musste der Aufsteiger seine Spieltaktik ändern und vorbei war es mit dem Ballbesitzfußball des Unterhauses. Aktuell kann man diese Entwicklung wunderbar an einem Spieler ablesen, der Terodde in Erscheinung und Stil ähnelt, der meiner Meinung jedoch mehr am Spiel teilnimmt als der Hamburger Stoßstürmer: Fabian Klos aus Bielefeld. Klos ist fast genauso alt wie Terodde (nämlich 33) und erzielte in der letzten Aufstiegssaison der Bielefelder allein 21 Tore (davor 17). Jetzt kickt Bielefeld in der Bundesliga und was passiert? Klos, 14 Spiele, 2 Tore. Eine Terodde-Kopie.

Was also tun? Mein Tipp: Abwarten, wohin die Reise geht, zur Not auch bis Ende der Saison. Denn in einer weiteren Zweitliga-Spielzeit könnte Terodde sicherlich helfen, in der Bundesliga eher nicht. Für das Spiel in der höchsten deutschen Spieklasse ist er weder schnell noch technisch versiert genug, wenn man ehrlich ist, nimmt er am eigentlich Spiel so gut wie nie teil. Terodde ist der klassische „Reinmacher“, den man in einer Zone bis ca. 10 Meter vor dem gegnerischen Tor in Position bringen muss. Schafft man das, ist das Ding meistens drin, aber der KSV wird im Falle eines möglichen Aufstiegs nicht wirklich oft in diese Zone vordringen können, man würde also Matches zu sehen bekommen, in denen der Mann 90 Minuten komplett in der Luft hängt. 

Aber – wir kennen ja den KSV. Man wird wahrscheinlich entscheiden, dass man dem „Druck“ der Öffentlichkeit nicht widerstehen möchte und wird mit Terodde verlängern. Wie man mit Lasogga (Kauf nach Leihe) gemacht hat, wie man es mit diversen anderen Spielern gemacht hat, die dann im Anschluss auf der Payroll lagen und die man nicht wieder loswurde. 

Zum Schluss…

….das Letzte!

Manchmal fragt man sich, ob die da im Volkspark noch alle Latten am Zaun haben. Denn mitten in einer Pandemie, deren Ende nicht absehbar ist und in der es für einen Verein wie den KSV so gut wie keine Einnahmequellen gibt (es sei denn, man verschleudert die allerletzten Anteile oder verkauft das eigene Vereinsgelände), befördert man den Fan-Beauftragten zum gefühlten 142. Direktor. Ob dort eigentlich unterhalb der Direktoriums-Ebene überhaupt noch jemand anwesend ist? Aber egal, ist ja nicht ihr Geld…