Ihr erinnert euch, oder? Voller Freude verkündeten Ende letzten Jahres sowohl HSV wie auch der Hamburger Senat einen Deal, nach dem die Stadt Hamburg dem geldknappen Verein dessen Stadiongelände (ohne das Stadion) für insgesamt € 23,5 Mio. abkauft, nachdem der Klub selbst das gleiche Gelände einmal für eine Mark von der Stadt Hamburg übernommen hatte. Sinn und Zweck des Deals war die Sicherstellung einer dringend notwendigen Stadionsanierung, die unumgänglich ist, wenn man denn in Hamburg im Jahr 2024 Spiele der Fußball-EM sehen möchte. Besonders misstrauischen Geistern wie mir schwante natürlich sofort etwas, aber diese Bedenken wurden zerstreut. 

Grundstückskauf-Bedingungen

Hamburg in Angst: HSV darf Steuer-Millionen nicht verschachern

Die Hansestadt Hamburg äußert klipp und klar: „Es wird dem HSV nichts geschenkt.“ Das Geld vom Grundstückskauf des Stadiongeländes ist zweckgebunden. Es darf nur für die Stadionrenovierung verwendet werden. 

Gegenüber dem Fachportal Sponsors freute sich HSV-Finanzvorstand Frank Wettstein: „Die Vereinbarung mit der Stadt Hamburg hat uns in die Lage versetzt, dass wir, wenn die Krise doch länger als erwartet andauern sollte, finanziell diese überbrücken können.“ Und weiter: „Neben der Beschaffung von Liquiditätsreserven wollen wir, auch im Hinblick auf die Europameisterschaft 2024, das Stadion weiter modernisieren.“ .

Liquiditätsreserven? Krise überbrücken? Das scheint die Hansestadt aufgeschreckt zu haben. Die Finanzbehörde erklärte gegenüber dem NDR: „Es wird dem HSV nichts geschenkt.“ Das Geld sei zweckgebunden. Es müsse für die Renovierung des Volksparkstadions ausgegeben werden. Vor allem in Hinblick auf die Europameisterschaft 2024. „Der HSV wird dazu gegenüber der Freien und Hansestadt Hamburg, wie im Letter of Intent vorgesehen, eine verbindliche Erklärung abgeben.“ (Quelle: https://www.24hamburg.de/hsv/hamburger-sv-volksparkstadion-hansestadt-namensrechte-spd-andy-grote-senator-stadt-hamburg-pacht-kauf-gelaende-millionen-retter-investor-telekom-zr-90045205.html)

Bis hierhin alles schön. Die Stadt bekommt das Gelände, der Verein bekommt die Steuergelder. Eigentlich hatte Frank Wettstein ja erklärt, dass er kein Geld vom Staat annehmen würde, aber wen interessiert schon sein Gelaber von gestern. Heute nun verkündet der HSV, dass der Deal finalisiert wurde. 

Die Freie und Hansestadt Hamburg hat heute wie im vergangenen Jahr beschlossen vom HSV das Stadiongrundstück zu einem Kaufpreis von 23,5 Mio. Euro erworben und gleichzeitig zugunsten des HSV ein Erbbaurecht am Stadiongrundstück bis 2087 bestellt. Das Erbbaurecht kann über diese Laufzeit hinaus bis 2117 verlängert werden. Der jährliche Erbbauzins beträgt 1,8 % des Grundstückswertes. Für den HSV unterzeichnete der Vorstand in Person von Frank Wettstein und Jonas Boldt die Verträge. Mit Hilfe des Verkaufserlöses wird der HSV die für die UEFA EURO 2024 erforderlichen Maßnahmen am Stadion und auf dem Stadionareal durchführen und die in diesem Zusammenhang entstehenden Kosten tragen. (Quelle: HSV.de)

Immer noch alles gut, wenn denn die Kohle noch da wäre bzw. wenn man überhaupt noch in der Lage wäre, das nun fließende Geld ins Stadion zu investieren. Dies aber scheint sich zu einem ausgewachsenen Problem zu entwickeln, denn die Indizien verdichten sich, dass das erwartete Senatsgeld bereits nahezu komplett ausgegeben wurde und dies nicht für neue Toiletten oder für die Renovierung des Stadiondachs. Nein, vielmehr sollen angeblich die Gehälter der knapp 300 Mitarbeiter und der Fußball-Söldner in einer Zeit ohne Zuschauereinnahmen von den Steuergeldern der Hamburger Steuerzahler beglichen worden sein und das wäre angesichts der getätigten Aussagen ein Skandal. Aber warum wundern, handelt es sich doch bei dem großen Dealmaker um den HSV-Sanierer himself. Der Hammer wäre allerdings: Der Verein hätte das Senatsgeld bereits verschleudert, bevor es überhaupt geflossen ist. Man müsste eine Zwischenfinanzierung über mehr als € 20 Mio. getätigt haben, die man mit den jetzt eingehenden Steuergeldern ausgleicht. Wenn das alles tatsächlich so passiert ist, und alle Anzeichen sprechen dafür, hätte der Verein nicht nur falsche Angaben gemacht, sondern auch den Hamburger Senat belogen. 

Und die Herren Dressel (Finanzsenator) und Grote (Innensenator, beide SPD), die sich sogar auf der Homepage des HSV (https://www.hsv.de/news/stadt-hamburg-kauft-das-stadiongrundstueck) für diese Farce abfeiern lassen, haben mitten im Wahljahr 2021 Wählerstimmen mit Steuergeldern gekauft. Das ist selbst für Hamburger Verhältnisse krank.