Eines haben Politik und Fußballvereine gemeinsam: Strebt man irgendein (höheres) Amt an, steht man vor der Wahl bzw. hat man die Alternative: Spielt man das schmutzige Spiel der Medien mit oder nicht? Spielt man, dann hat man beste Chancen, tatsächlich „etwas zu werden“, verweigert man die Zusammenarbeit, sind die Aussichten auf einen (Wahl)-Erfolg verschwindet gering. Denn nicht nur, dass die Schleimscheißer von der Hofberichterstattung die Bewerbung nicht wohlwollend unterstützen, nein, sie boykottieren sie noch, graben Dreck aus, verbreiten Unwahrheiten und Märchen und beschädigen den Ruf des Bewerbers. Man hat also die Wahl – verkauft man seine Seele (und eventuelle Ideale) oder bleibt man zweiter Sieger.

 
 
Aber es geht noch weiter. Denn bei jedem medialen Beitrag sollte man darauf achten, wie mit Bildern Stimmungen erzeugt werden. Denn während der Bewerber, der sich für eine „Zusammenarbeit“ entschieden hat, immer nur lächelnd und in Bestform präsentiert wird, werden vom Verweigerer Fotos genommen, die ihn unvorteilhaft, mürrisch, verschlagen oder link aussehen lassen, die Macht der Bilder. Man achte einfach mal auf die Fotos, die die Kollegen vom Auftragsblatt oder der Mopo von Präsident Pinselreiniger in Umlauf bringen, grundsätzlich Prince Charming, der Dauergrinser. So wird eine Figur erschaffen, die immer gut drauf ist, den Verein mit seinem Leben verteidigen würde und in jedem Wohnzimmer den puren Sonnenschein verbreiten wird. Zum Vergleich gucke man sich z.B. Fotos von Bernd Hoffmann an, die in den Medien kursieren. Fällt auf, gell?
 
Aber natürlich ist neben der medialen Kooperationsbereitschaft auch die Selbstinszenierung wichtig. So ist es zwingend notwendig, als KSV-Würdenträger oder solcher, der es werden möchte, auf jedem Foto einen dämlichen KSV-Schal zu tragen, sich im besten Fall zwecks Selfie neben eine beliebte Vereins-Legende zu positionieren und jede Nachricht, die man in die Welt hustet, mit Kack-Hashtacks wie #NurderHSV oder #durchdickunddünn zu versehen. Das suggeriert totale Verbundenheit mit der Sache und totale Hingabe bis zur Selbstverleugnung. 
 
Erst auf den letzten Drücker nahmen Schulz und Schaefer das Angebot Jansens für einen kollektiven Rücktritt an, das bereits seit Wochen vorlag.  Wohl auch, weil der interne Druck am Ende zu groß wurde. So soll es durchaus Bestrebungen gegeben haben, bei einem Scheitern der Kompromissgespräche die sture Haltung der beiden Vizes offenzulegen. (Quelle: Mopo.de)
 
Garniert wird das Schmierentheater dann noch mit ein paar fetten Lügen, die aber kaum jemand widerlegen kann. Denn natürlich könnten Schulz und Schäfer nun in die Öffentlichkeit gehen und erklären, dass diese Aussage einfach nicht der Wahrheit entspricht, aber wer würde ihnen noch glauben? Auch darum geht es, man muss der Erste sein, der den Mumpitz verbreitet, nichts geht über einen zeitlichen Vorsprung. Die Frage, die sich ganz am Ende stellt, ist jedoch eine andere. Die Frage, die sich die Wahlberechtigten stellen müssen, lautet:
 
Was will ich eigentlich?
Will ich eine selbstoptimierende Sprechpuppe ohne Profil? 
Will ich jemanden, der mehr mit der Presse als für den Verein arbeitet?
Will ich, dass bei jeder passenden Gelegenheit jedes interne Detail am nächsten Tag im Hamburger Auftragsblatt steht?
Will ich, dass dieser Verein nicht von den Mitgliedern, sondern von den Medien und Herrn Kühne bestimmt wird? 
 
Denn kurz bevor die Gremien und Mitglieder, die zuerst und direkt per Mail über den Rücktritt des Präsidiums informiert werden sollten, war die Information zum Ärgernis der Beteiligten bereits in den Medien gelandet. Der Wahlkampf ist längst eröffnet.  (Quelle: Zeit.de)
 
„Lustig“, oder? Ausgerechnet derjenigen, der selbst erklärt, „Und es ist jetzt auch nicht die Zeit, den Wahlkampf zu eröffnen“, eröffnet den Wahlkampf über die Medien bereits, bevor die vereinseigenen Gremien über die Rücktritte informiert wurden. Zusammengefasst kann man sagen: Wenn die Mitglieder ihren Verein für immer verlieren wollen, sollten sie Marcell Jansen, Frank Wettstein, Klaus-Michael Kühne und ihren Freunden von der Hamburger Sportpresse folgen. Eines sollte jedoch jedem klar sein – es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Zukunft des Vereins. Setzt sich Präsi Eierlack durch, gibt es kein Zurück mehr, dann ist der KSV, wie wir in kennen, Geschichte und kommt nicht wieder zurück. 
 
Die alles entscheidende Frage, die sich mir stellt, lautet: Wo ist eigentlich Kevin Schmitz, wenn man ihn braucht?