Drei Tage ist es nun also her, das sogenannte Erdbeben. Das gesamte Präsidium des KSV e.V. trat geschlossen zurück, Präsident Pinselreiniger lässt sich von seinen Hofmedien als derjenige feiern, der diese glorreiche Idee hatte (was eine glatte Lüge ist) und der Verein steht ohne Führung da. Denn, nicht vergessen: Das Präsidium des e.V. schlägt die Aufsichtsräte vor und kann diese auch von ihren Pflichten entbinden. Dieser Aufsichtsrat wiederum bestellt die Vorstände der AG, welche wiederum Trainer, Sportchefs, Scouts und am Ende auch Spieler einstellt und feuert. Mit anderen Worten – das Präsidium des e.V. ist eigentlich das mächtigste Organ des Vereins und nun hat man keines mehr. Der Umstand, dass nun ein nicht gewähltes bzw. zurückgetretenes Mitglied den Aufsichtsrat führt, kann durchaus noch zu Komplikationen führen, formaljuristisch jedenfalls steht die Nummer auf tönernen Füßen. Aber darauf wollte ich eigentlich nicht hinaus. 

Die medialen Verknüpfungen und das schmutzige Spielchen der Herren Jansen, Schiller und Braasch hatte ich im gestrigen Blog schon beschrieben, heute möchte ich auf die unmittelbaren Folgen hinaus. Denn was ist heute, am Freitag den 19.02.2021, von dem Erdbeben übriggeblieben, welches den KSV zumindest in Teilen lähmt, welches zu Unruhen und monatelangen Wahlkämpfen führen wird, die durchaus schmutzig werden können? Nichts. Absolut nichts. Sollte sich Thomas Schulz Mitte nächster Woche mit irgendwas zu Wort melden wollen, müssen die Meisten wohl erstmal grübeln, wer eigentlich dieser Thomas Schulz war. Man muss sich das einmal vorstellen, solche wirklich einschneidenden Ereignisse und Skandale wirken in diesen Tage vielleicht noch ein oder zwei Tage, dann wird flächendeckend zur Tagesordnung übergegangen. Ich kann mich erinnern, dass man früher über ein 2:2 gegen Freiburg die ganze Woche diskutierte, heute hat das Ergebnis eines Ligaspiels des KSV eine Halbwertzeit von 1 1/2 Stunden. 

Woran mag das liegen? Ist es die zweite Liga, die einfach abstumpfen lässt, sind es die am Ende dann doch gewohnten Vorgänge innerhalb des Vereins, die die Meisten nur noch mit einem Kopfschütteln, nicht aber mit der angebrachten Empörung kommentieren? Ist es Corona? Oder ist es die Entwicklung im Profifußball, der dabei ist, große Teile der Bevölkerung nicht nur zu verlieren, sondern gegen sich aufzubringen? Oder ist es eine Kombination aus vielem? Ich jedenfalls bemerke, dass ich nicht allein bin in meinem täglich ausgeprägterem Desinteresse, ganz im Gegenteil. Für den Verein allerdings bedeutet es zwei Dinge: Auf der einen Seite kann man sich dort als Spieler oder Funktionär locker Stunts leisten, die einem früher das Genick gebrochen hätten (Beispiel Boldt/Rom), auf der anderen Seite ist man mittelfristig vom gesteigerten Interesse der Fans abhängig. 

Eine seltsame Zeit in der wir leben.