…jedesmal die Fehler bei Anderen zu suchen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass einem die Argumente ausgehen. Ich habe zwar, wie üblich, das Spiel nicht gesehen, aber ich habe unmittelbar nach Spielende die Interviews gesehen und da sollte man einfach mal genau hinhören. Zuerst stand da Stürmer Simon Terodde, der Mann, der nicht mehr trifft. Zur Erinnerung: In den ersten 17 Saisonspielen, also der kompletten Hinrunde, netzte der Mann insgesamt 17 Mal ein und jeder sprach von neuen Zweitliga-Rekorden etc. Der KSV war mit 36 Punkten Tabellenführer. 3 Punkte vor Bochum, 4 Punkte vor Kiel, 7 Punkte vor Fürth. Seither traf Terodde in den nächsten 10 Spielen (eine Partie verpasste er Corona-bedingt) nur noch dreimal in zwei Spielen und beide Spiele gewann der KSV nicht. Terodde weiß das selbst und er weiß auch, dass es nicht die Chancen sind, die nicht mehr da sind, er macht die Dinger nur einfach nicht mehr rein. Anstatt sich aber an die eigene Nase zu fassen und zuzugeben, dass die Treffsicherheit weg ist, wird der Grund für den Misserfolg beim Schiedsrichter oder beim VAR gesucht, immer so, wie es gerade passt. Ich habe mir Teroddes Aussage genau angehört und vernommen, wie vehement er darauf bestanden hat, im gegnerischen Strafraum umgesäbelt worden zu sein. Dann hatte er die Gelegenheit, die Szene nochmal von der Hintertor-Kamera aus zu sehen und plötzlich wurde er immer kleinlauter. Das Ganze gipfelte dann in der Aussage: „Naja, wir haben ja nicht wegen des nicht gegeben Elfers verloren“. Stimmt, denn wer Luftlöcher schlägt, sollte auch keinen Strafstoß bekommen. 

Übrigens hat der Kollege Terodde noch etwas gesagt, aber darüber berichten die hamburger Medien nicht. „Ich bin sicher, dass wir am Ende etwas zu feiern haben, vorher gehe ich hier nicht weg“. Mit anderen Worten – Terodde ist nach nur einer Saison in Hamburg Geschichte, aber das möchte man in einer Situation, in der man immer noch um den Aufstieg spielt, lieber nicht an die große Glocke hängen. Nun, jetzt hängt es 🙂

Grundsätzlich ist es immer ein ganz schlechtes Zeichen, wenn man versucht, von der Wirklichkeit abzulenken, aber an dieser Stelle fällt noch etwas anderes auf. Zuerst einmal die unfassbar peinliche Attütide dieses Sportchef-Simulanten. Wie ein Praktikant in der zweiten Woche steht er da, grinst dümmlich, versucht ein paar Scherze. Man bekommt unwillkürlich den Eindruck, als würden er und der Rest des Vereins die Situation überhaupt nicht ernstnehmen. Dann die Frage nach der Analyse. Nein, man hätte nur mal oberflächlich geguckt, jetzt hat man ja eh erstmal zwei Tage frei und dann guckt man mal, ob keiner guckt. Kein Anzeichen von „So geht es nicht weiter“, kein Anzeichen von „Wir müssen uns jetzt endlich mal zusammenreißen“. Irgendwie bekomme ich immer mehr den Eindruck, die Vögel da im Volkspark denken, sie trainieren eine Thekenmannschaft. Die gespielte Gelassenheit von Josephie Mutzelbacher ist ebenso unfassbar wie die permanenten Abwesenheit von Heimschläfer und Bald-Frankfurter Jonas Witzboldt. Wann genau wollen die Herren eigentlich auf die Talfahrt reagieren? Nach dem 33. Spieltag? 

Zu ihrem großen Glück gibt es im gesamten Verein niemanden, der ihnen mit Anlauf in den Arsch tritt. Ich nehme mal an, dass diese Berufsloser selbst am Tag nach dem erneut verpassten Wiederaufstieg öffentlich erklären, dass alles ein Fehler des Linienrichters war, man dann so ab Mitte Juli mal analysieren würde und in der nächsten Saison gehts dann lustig weiter. Hauptsache, das Gehalt ist rechtzeitig auf dem Konto. Übrigens: Als ich nach Teroddes Gequatsche dann die Stellungnahme von Körperklaus Gisela genießen durfte, war es aus mit der Contenance. Der Mann läuft nicht wie ein Fußballer, sondern wie der Vortänzer aus dem Bolschoi Ballett, dafür tritt er auf seine Gegenspieler ein wie ein Kesselflicker. Selten habe ich in Hamburg einen untalentierteren Spieler sehen müssen. Aber was passiert? Der Maltafuß reißt das Maul auf. Bepöbelt Schiedrichter und Video-Referee. Keinerlei Ansatz von Selbstkritik, sowas existiert in Hamburg nicht. 

Da fehlen einem die Worte…

Warum sitzt das Hamburger Eigengewächs nicht selbst am Steuer? Der Außenverteidiger beichtet: „Ein paar Jahre bin ich schon dabei, meinen Führerschein zu machen. Aber ich hatte lange Zeit nicht wirklich Bock es schnell durchzuziehen. Dieses Jahr denke ich, dass es was wird.“ Vagnoman hat es lange Zeit mit den nötigen Fahrstunden schleifen lassen. (Quelle: Bild.de)

Er ist „schon ein paar Jahre dabei“, hatte aber „eine lange Zeit nicht wirklich Bock“….

Ich kann mich noch erinnern, als ich meinen Führerschein machen DURFTE! Meine Großeltern hatten mir die Fahrstunden bezahlt, für mich konnte es nicht schnell genug gehen, obwohl ich mir natürlich kein eigenes Auto leisten konnte. Herr Wagnermann kann sich einen Ferrari leisten, aber er hat „nicht wirklich Bock“. 50 Minuten Training pro Tag, Freizeit ohne Ende, aber „nicht wirklich Bock“. Lässt tief blicken, mein Bester. Wer auf den eigenen Führerschein „nicht wirklich Block“ hat, hat wohlmöglich auch auf andere Dinge „nicht wirklich Bock“. So erzieht der KSV seine genialen Eigengewächse im Campus, sie haben „nicht wirklich Bock“, Sorry, aber mein Verständnis hört auf.