Wenn die Realität mit der eigenen Meinung nicht übereinstimmt, ist das in erster Linie nicht das Problem der Realität…

[Autor unbekannt]

Ja, schon klar. Wenn man euch sagt, was ihr nicht hören wollt, ist man Hater. Oder Pester. Oder Bremer. Oder St. Paulianer. Man gehört aus dem Verein verbannt, aus der Stadt gejagt, für alle Zeiten weggesperrt. In eurer Welt ist man nur dann ein KSV-Anhänger, wenn man alles ungefiltert abfeiert. Wenn man grundsätzlich jeden aktuellen Trainer als Offenbarung, jeden aktuellen Sportchef als den Erfinder des Transferfensters bejubelt. Jeder Spieler aus dem genialen Campus, der jünger als 25 ist, ist das ultimative Talent, jeder KSV-Scout erkennt Spieler, die kein anderer je gesehen hat. Natürlich ist das marode Volksparkstadion der Fußball-Tempel überhaupt und nirgendwo auf der Welt gibt es bessere und treuere Fans als in der angeblich schönsten Stadt der Welt. Hier, wo einst der sogenannte „große Verein“ gegründet wurde, wo man bis vor Kurzem noch Fußball wie von einem anderen Stern bewundern durfte. Und wo hat euch all dieser Mumpitz hingeführt?

Ihr lebt in einer Traumwelt, die nur in euren wirren, Astra-umnebelten Gedanken existiert. Es gibt keinen großen Verein KSV, es gibt eine ausgegliederte, nahezu insolvente Fußball-AG. Das einzig Große an diesem Verein ist die Stadt, in der er gegründet wurde. Der letzte Erfolg eures Fetischs ist 34 Jahre her! 34 Jahre! Danach kamen Elend, Anti-Fußball, Bankrotteure, Abzocker, Selbstoptimierer, Versager, Maltafüße, Abstieg, diverse Male verkackter Wiederaufstieg, Hofberichterstattung und vorsätzlicher Fan-Betrug. Ihr klammert euch an eine Vergangenheit, die nie existiert hat und hofft auf eine Zukunft, die nie kommen wird. Vor nicht allzu langer Zeit, meintet ihr, auf Vereine wie Freiburg, Augsburg oder Hoffenheim herabschauen zu können, heute lachen diese Vereine über euch und euren Pleite-Klub. Das Gelächter aus dem Stadtteil ist bis nach St. Ellingen zu hören, die Angst, dass St. Pauli nach 20 Punkten Rückstand noch am KSV vorbeiziehen könnte, ist spürbar. 

Doch ihr wollt nicht aufwachen, wahrscheinlich fehlt euch für die dringend notwendigen Kehrtwende ohnehin die Grütze im Kopf. Ihr wollt lieber diejenigen bekämpfen, die es verstanden und die reagiert haben. Wenn ihr all euren Hass auf die sogenannten Hater auch nur einmal in die richtige Richtung kanalisieren und diejenigen, die euch all das eingebrockt haben, mit dem selben missionarischen Eifer verfolgen würdet, wäre diesem Verein zumindest ein wenig geholfen, aber dazu seid ihr einfach zu hohl. Oder ihr habt euch mit der überteuerten Plörre, die sie euch in eurer Ruine servieren, die letzten funkionierenden Zellen weggesoffen. Auf jeden Fall habt ihr eines: Ihr habt all den Vereins-Versagern ein Alibi nach dem nächsten verschafft und ihr tut es heute noch. Da muss euch ein beschädigter Sportvorstand nur eine alternde Vereinslegende hinstellen und als den Talentseher überhaupt verkaufen und schon läuft euch das Wasser aus der Hose. Da muss euch ein erfolgloser Business-Devil aus Mönchengladbach nur ein paar auswenig gelernte Manager-Sprüche präsentieren und schon denkt ihr, ihm scheint die Sonne aus dem gecremten Hintern. 

Wisst ihr Loser, wer die wirklichen Totengräber dieses Vereins sind? Das seid IHR! Ihr habt fast vor Freude geweint, als euch Düdü Verbrennungsdorfer mit tränenerstickter Stimme etwas von „seinem Baby“ vorgewimmert hat. Als 120%-Kuddel Gernandt nichts als Hundescheiße erzählt hat. Keiner von euch hat hinterfragt, keiner hat die Erfüllungen der gemachten Versprechen eingefordert. Ihr glaubt den Dreck von Mopo und Auftragsblatt, solange die Hofschranzen das melden, was ihr lesen wollt. Meine Fresse, was seid ihr bloß primitiv. Wisst ihr, wie ihr mir vorkommt? Wie jemand, dem der Arzt gerade erklärt hat, dass er Lungenkrebs im Endstadium hat, der aber trotzdem weiterqualmt, weil er Philipp Morris nicht hängenlassen kann. Oder ein Säufer, dem gerade eine Leberzirrhose diagnostiziert wurde, der aber aus Solidarität zu Johnny Walker weitersäuft. Klar, sauft und qualmt weiter, aber pöbelt nicht den Arzt an, der euch erklärt, was euch fertigmacht. 

Dabei haben doch das Verhalten der Vereine und Verbände in Corona-Zeiten und diese unendlich lächerliche Verschleierungs-Farce um eine Super League, die nie kommen, dafür aber die Champions League-Reform in ein besseres Licht rücken sollte, überdeutlich gezeigt, auf welch totes Pferd ihr Mental-Amöben immer noch setzt. Ihr labert irgendeine unmaßgebliche Hühnerscheiße über Aufstellungen und Trainer-Kandidaten und merkt nicht, dass der Zug seit Stunden ohne euch den Bahnhof verlassen hat. Unterbelichtete Geisterbahnfahrer. Und um dem Ganzen auch noch die Krone aufzusetzen, bereitet der Cheftrainer die Blödhüpfer schon mal auf den Worst case vor.

Thioune:„Wenn der Ist-Zustand nach dem 34. Spieltag nicht Platz drei, zwei oder eins ist, dann würde ich es nicht als gescheitert bewerten, sondern als Mission unerfüllt betrachten.“
 
Das macht irgendwann nur noch betroffen. Was für ein Glück, dass er und seine Mit-Versager sicher sein können, dass ihnen auch dann niemand komisch kommen würde. Denn nun setzt wieder das ein, was in Hamburg in jedem Jahr einsetzt – man guckt auf andere. „Hahaha, guckt mal, wie peinlich Schalke abgestiegen ist“ oder „Nächstes Jahr dann wieder gegen Werder, die wird es zum Glück auch erwischen“. Wie unendlich bescheuert muss man eigentlich sein, wie viele Hirnwindungen muss man mit billigstem Dosenbier runtergespült haben? „Hihi, mein Nachbar hat auch Hodenkrebs“. Meine Fresse, wie Scheiße seid ihr eigentlich?